Fahrrad-Klima: Gunzenhausen auf Platz 1

10.4.2019, 17:55 Uhr
Fahrrad-Klima: Gunzenhausen auf Platz 1

© Wolfgang Dressler

 "Wir freuen uns sehr darüber", sagt Klaus Stephan, das Ergebnis sei "ermutigend und ein Ansporn für die Zukunft", so der Leiter des städtischen Hauptamts. Positiv sei vor allem, dass "die Bevölkerung offenbar merkt, dass wir in den letzten Jahren viel für den Radverkehr getan haben".

Dieser Trend lässt sich durchaus aus der Untersuchung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs herauslesen, hat der doch bei 62 geführten Interviews in Gunzenhausen herausgefunden, dass vor allem die "Werbung für das Radfahren" und die "Fahrradförderung in jüngster Zeit" positiv bewertet werden.

27 Kategorien hat der ADFC bewertet, in gut der Hälfte davon schneidet Gunzenhausen (Durchschnittsbewertung 2,8) besser als Note 3 ab. Allerdings zeigt die Befragung auch, dass in manchen Bereichen auch noch viel Luft nach oben ist: So werden etwa die Kategorien "Ampelschaltungen für Radler" (3,6), "Öffentliche Fahrräder" (3,7) und "Fahrradmitnahme im Öffentlichen Verkehr" (3,8) noch sehr kritisch bewertet.

"Noch viel Arbeit"

"Es gibt noch viel Arbeit", weiß auch Klaus Stephan, der selbst häufig das Fahrrad für den Weg zur Arbeit nutzt, und dessen Amt auch zwei häufig genutzte Dienstfahrräder zum Fuhrpark zählt. Das nächste größere Projekt, das die Stadt anpacken will, ist die fahrradfreundliche Neugestaltung der Weißenburger Straße samt sicherer Zufahrt zum Marktplatz.

Und er kann noch eine ganze Reihe von Maßnahmen aufzählen, die in den nächsten Jahren anstehen: die Neugestaltung der Kreuzung Hensolt- /Sonnenstraße, die Bahnhofstraße in Richtung Innenstadt, ein Fahrradweg-Lückenschluss in der Nürnberger Straße und die Ansbacher Straße in Richtung Bahnhof fallen ihm ganz spontan ein. Und er ist zuversichtlich, dass all das auch tatsächlich umgesetzt wird. Denn: "Bei der Stadtrats-Klausur im Herbst 2014 wurde eine Prioritätenliste aufgestellt", sagt er. Der Radverkehr landete hier immerhin auf Platz 4 der wichtigsten Themen, die die Stadtpolitik angehen müsse.

Nicht das einzige Bekenntnis der Gunzenhäuser Stadtpolitik zum Fahrrad: Schon 2015 fiel der Beschluss, den Anteil des Rad- am gesamten Stadtverkehr von damals 16 auf 20 Prozent zu erhöhen; eine aktuelle Untersuchung dazu gibt es allerdings noch nicht. Und im Januar erstellte auch der Bauausschuss des Stadtrats eine Prioritätenliste für den Radverkehr, von der inzwischen mehrere Punkte bereits abgearbeitet sind; etwa die Beleuchtung der Wassergasse bis zum Altmühlsee oder die Etablierung einer "Fahrradstraße" an der Promenade.

Rund zwei Millionen Euro hat die Stadt Gunzenhausen seit 2010 in den Ausbau von Geh- und Radwegen gesteckt, rechnet Klaus Stephan vor. Allein der Ausbau an der Oettinger Straße kostete demnach 200 000 Euro, der an der Theodor-Heuss-Straße 100 000, und der städtische Anteil am Radweg zwischen Pflaumfeld und Aha schlug mit 150 000 Euro zu Buche. "Ja, Radverkehr kostet Geld", kommentiert Stephan diese stattlichen Summen.

Allerdings stellt er auch sofort klar, dass das "gut investiertes Geld" sei. Denn: "Die Mobilität wird sich verändern, hin zum Fahrrad und hin zum Alltags-Radverkehr", so Stephan. Also jenem Teil des Radverkehrs, neben dem Freizeit-Biken, der dann am Ende tatsächlich Kohlendioxid, Feinstaub und Stickoxide einspart. "Darauf müssen wir unser Augenmerk richten", sagt der Hauptamtsleiter.

Das Augenmerk vieler Kommunalpolitiker, Initiativen und Interessengruppen richtet sich derweil schon länger auf das "fahrradfreundliche" Städtchen an der Altmühl. "Die mediale Aufmerksamkeit ist groß", sagt Klaus Stephan.

Immer wieder kämen Besucher, um sich darüber zu informieren, was Gunzenhausen in Sachen Radverkehr bisher geleistet hat. Und auch Fahrradtouristen wählten sich ihr Ziel immer öfter danach aus, wo sie mit ihrem Zweirad willkommen sind. "Wir merken das deutlich", sagt Stephan, es gebe viele Anfragen, und er ist sich sicher: Auszeichnungen wie die jetzt erst wieder verliehene "bringen mehr Leute nach Gunzenhausen".

"Die waren beeindruckt"

Übrigens: Auch eine Delegation der Weißenburger SPD konnte Stephan schon begrüßen und sie über das Engagement fürs Rad informieren. "Die waren beeindruckt", erinnert er sich. Aber jede Gemeinde müsse selbst wissen, was sie politisch tue.

In Weißenburg ist das bislang nicht besonders viel, noch nicht einmal die – in Gunzenhausen schon lange obligatorische – Mitgliedschaft in der "Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen" fand eine Mehrheit im Stadtrat. Die Quittung gab’s dafür jetzt vom ADFC: Bei der Umfrage, die Gunzenhausen bundesweit unter die Top 10 und bayernweit an die Spitze brachte, landete die Große Kreisstadt weit abgeschlagen: auf Rang 167 beziehungsweise 33.

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