Geriatrische Reha ist zertifiziert

Fast fertig: Rundgang durch das sanierte Gunzenhäuser Krankenhaus

6.8.2021, 06:02 Uhr
 Landrat Manuel Westphal, Artur Auernhammer und Klinikumsvorstand Christoph Schneidewin stehen vor dem neuen CT, einem sehr wichtigen Instrument in der Notaufnahme.

© Isabel-Marie Köppel, NN  Landrat Manuel Westphal, Artur Auernhammer und Klinikumsvorstand Christoph Schneidewin stehen vor dem neuen CT, einem sehr wichtigen Instrument in der Notaufnahme.

Der Außenbereich muss noch fertiggestellt werden, Dekoration im Innenbereich fehlt an manchen Stellen, im Keller und in der Küche wird noch gewerkelt – und eben Kleinigkeiten, die sich bei so einer Baustelle anstauen, müssen noch erledigt werden, informierte Klinikvorstand Christoph Schneidewin.

An diesem Abend war er in Begleitung von Artur Auernhammer (CSU), der für den Landkreis im Bundestag sitzt, und Landrat Manuel Westphal (ebenfalls CSU), die sich den aktuellen Stand anschauten. "Ich wollte das Krankenhaus jetzt mal besichtigen, da wir viel in Kontakt sind wegen der Pandemie und mit Blick auf Weißenburg. Da wollen wir weitermachen", sagte Auernhammer.

Damit meint er die Sanierung des Weißenburger Standorts. Aktuell befindet sich diese noch in der Bauplanung, die notwendigen Gespräche mit der Regierung werden derzeit geführt, ergänzte Westphal. "Wir haben das Konzept noch mal umgestellt und die Erfahrungen aus der Corona-Pandemie berücksichtigt", erklärte er weiter. Auch die Erfahrungen, die in Gunzenhausen gemacht wurden, spielten eine Rolle.

Keine OP unter dem Bagger mehr

"In Weißenburg wird es einen Entlastungsbau neben dem Krankenhaus geben, wohin die wichtigsten Funktionsbereiche ausgelagert werden", sagte Schneidewin. Dieser würde zunächst fertiggestellt, dann erst werde umgezogen. So müssten die einzelnen Abteilungen nicht direkt auf einer Baustelle arbeiten. In Gunzenhausen hantierte ein Bagger über dem Gebäude, während Operationen durchgeführt wurden, erinnert sich der Klinikchef. Auch der Umbau am zweiten Standort wird bei laufendem Betrieb vonstattengehen.

Die Gunzenhäuser Sanierung brachte noch Vorgänger Jürgen Winter in trockene Tücher. Bereits 2008 begann mit dem Funktionstrakt das Großvorhaben, das in mehreren Bauabschnitten verwirklicht wurde. Schneidewin, der erst seit gut anderthalb Jahren Vorstand ist, hatte also kaum noch Einfluss darauf. Stattdessen überrollte kurz nach seinem Amtsantritt das Coronavirus das gesamte Land.

Der Rundgang der drei Männer begann im Empfangsbereich. "Das ist alles schon wieder viel zu klein", merkte Schneidewin vor allem mit Blick auf die Corona-Situation an. Danach ging es Richtung Notaufnahme (NA), in den der Röntgenbereich integriert ist. In der NA angekommen, präsentierte er den neuen Computertomographen, der 11,5 Millionen Euro gekostet hat. "Ein CT ist die Notfallmaschine schlechthin – gerade bei Polytraumata", sagte Schneidewin. Also wenn ein Mensch mehrere Verletzungen an verschiedenen Körperregionen oder Organsystemen gleichzeitig aufweist.

"Massives Platzproblem"

Anschließend betrat die Gruppe den Schockraum der NA, wo Schneidewin zeigte, dass es von dort einen direkten Zugang zum Raum mit dem CT gibt. "Es ist beruhigend, dass es so etwas gibt", meinte Auernhammer. Weniger zufrieden zeigte sich Schneidewin mit der Situation, dass die Chirurgie die NA für ihre normalen Sprechstunden mit nutzt: "Wir haben ein massives Platzproblem."

Weiter ging’s Richtung Onkologie. Der Wartebereich davor zeigte sich recht nackt, dort fehlt unter anderem noch besagte Dekoration. Mit der neuen geriatrischen Reha – vom Wartebereich aus geht es in dieselbe Richtung – bietet das Krankenhaus jetzt auch Physio- und Ergotherapie an. Der "große Therapieraum" ist für Gruppenangebote in der Geriatrie gedacht. Die Abteilung für Altersmedizin war bis Ende 2018 in Treuchtlingen angesiedelt und wurde nun neu in Gunzenhausen aufgebaut – und ist frisch zertifiziert, zeigte sich der Krankenhauschef zufrieden. Drei Jahre lang behält diese erste Zertifizierung ihre Gültigkeit. Auch von außen können Patientinnen und Patienten hier auf Reha gehen.


In Gunzenhausen gibt es nun eine Akutgeriatrie


Um sich leichter orientieren zu können, herrschen in den Reha-Zimmern immer zwei Farben vor. So gibt es den gelben Schrank und den grünen, demselben Konzept folgen dann die Haken im Bad – grün bist du, gelb bin ich, müssen sich die Seniorinnen und Senioren lediglich merken. Und wer kann sich schon gut an Zimmernummern erinnern? Deshalb zieren neben Ziffern auch verschiedene Symbole die Türen: So reiht sich Zimmer Blume an Schmetterling, Auto an Motorrad. Vor allem die Schildkröte sei bei der Zertifizierung gut angekommen, berichtete Schneidewin erfreut. Die Betten dort muten durch ihre Holzoptik weniger wie Krankenhausbetten an, auch etwa die Vorhänge sorgen dafür.

Großzügige Spende für die Gehschule

Ebenfalls neu ist die Gehschule im Außenbereich, die von der Reha aus zu sehen ist. Auf einer gepflasterten Fläche bilden Geländer einen Parcours, auch Stufen sind integriert. Dieser konnte unter anderem durch die fünfstellige Spende einer Familie realisiert werden, die aber anonym bleiben möchte, erzählte Schneidewin den beiden Politikern.

Die Stationen im Gunzenhäuser Haus sind alle gleich aufgebaut. Der Stützpunkt der Pflegekräfte, wo auch Materialien und Medizin lagern, befindet sich jeweils in der Mitte, um Wege zu optimieren, erläuterte Schneidewin. Die Flure sind breit und hell. "Wir haben nur noch Zweibettzimmer", meinte er beim Betreten eines der Zimmer. Dort herrscht ein intensives Grün vor, die großen Fensterfronten lassen viel Licht rein.

In den Vorzug des sogenannten Wahlleistungsbereichs kommen privat versicherte Patienten und Patientinnen oder jeder, der bereit ist, dafür zu zahlen. Hier gibt es sowohl Ein- als auch Zweibettzimmer, und die Einrichtung ist etwas schicker, sieht weniger nach Krankenhaus aus. Auch das Essen ist nach Schneidewins Worten ein anderes.

Verbesserung für Schwerverletzte

Blickt man von der Klinik Richtung Parkplatz, liegt rechts, etwas erhöht der Hubschrauberlandeplatz. 150 bis 200 Mal landet der Rettungshelikopter dort pro Jahr, erfuhr Auernhammer auf Nachfrage. Und auch dort gibt es eine Verbesserung. Früher musste ein Krankenwagen auf die Anhöhe kommen und beinahe ums ganze Haus herumfahren, um die verletzte Person in die Notaufnahme zu bringen. Das wurde geändert, und die Verletzten können nun auf direkterem Weg auf der Trage in die NA gebracht werden.

Eigentlich hätte sich Christoph Schneidewin einen Tag der offenen Tür gewünscht, wenn alles fertig ist, aber aufgrund der vorherrschenden Pandemie ist das undenkbar.

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