Flammen-Inferno in Wachstein

6.6.2019, 16:26 Uhr
Flammen-Inferno in Wachstein

© Jürgen Eisenbrand

Um Mitternacht hörte Margit Oster einen dumpfen Schlag in der Scheune nebenan. Die Wirtin des beliebten Gasthofs "Zur Sonne" in Wachstein saß noch im Büro und machte die Buchführung: "Als ich aus dem Fenster schaute, sah ich schon, dass es brannte", sagte sie am Tag nach dem Inferno. Sie habe dann sofort die Feuerwehr alarmiert.

Die war dann auch recht schnell vor Ort, dennoch stand die Scheune, ein weitläufiger, verwinkelter Bau, da bereits in Vollbrand, die Flammen schlugen meterhoch aus dem Dachstuhl. Und obwohl weit über 100 Feuerwehrleute aus Wachstein, Dornhausen, Gunzenhausen, Langlau-Rehenbühl und Theilenhofen im Einsatz waren, konnten die das völlige Ausbrennen der Lagerhalle, und auch das eines weiteren Anbaus, nicht verhindern; geschätzer Schaden: 200 000 Euro.

Zu Beginn der Löschmaßnahmen lag der Schwerpunkt auf dem Schutz der benachbarten Gebäude. Diese konnten durch einen massiv vorgetragenen Löschangriff mit teilweise zwölf C-Rohren und zwei B-Rohren vor den Flammen gerettet werden.

Knapp vor Katastrophe

Wie knapp das ganze Anwesen der Osters vor einer Katastrophe stand, zeigt ein Blick auf die Fenster auf der Giebelseite des Gasthauses: Alle Scheiben sind gesprungen, der Lack auf den Festersprossen ist aufgeplatzt, das Holz teilweise von der Hitze des Feuers auf der anderen Straßenseite versengt. "Ein Schreiner, der sich das heute Früh schon angesehen hat, hat gesagt, die Fenster hätten keine fünf Minuten mehr standgehalten", sagt Margit Oster noch sichtlich geschockt: "Und dieses Feuer hätte keiner mehr aufgehalten."

Nach einem harten, schweißtreibenden Kampf gelang es den Feuerwehrleuten schließlich, den Brand nach etwa einer Stunde unter Kontrolle zu bringen. Dafür hatten sie – zusätzlich zu der aus Gunzenhausen – sogar noch eine weitere Drehleiter aus Weißenburg nach Wachstein beordert. Mit Hilfe sogenannter Wenderohre konnten die Feuerwehrleute von den Körben der Drehleitern aus das Feuer wirksam von oben bekämpfen.

Insgesamt befanden sich rund 130 Feuerwehreinsatzkräfte mit 18 Fahrzeugen vor Ort, darunter ein Schlauchwagen mit 2000 Metern B-Schläuchen aus Gunzenhausen und ein großes Tanklöschfahrzeug aus Weißenburg.

Wertvolle Dienste leisteten zwei große Güllefässer von örtlichen Landwirten, die zum Löschwassertransport eingesetzt waren. Dies ersparte den Einsatzkräften die Verlegung einer langen Schlauchstrecke zur etwa 1,5 Kilometer entfernten Altmühl.

Zu wenig Löschwasser?

Hier setzt freilich Markus Osters Kritik an: Der Wirt, selbst langjähriges Mitglied der FFW Wachstein, moniert, dass in der Nacht nicht ausreichend Löschwasser verfügbar gewesen sei. "150 Kubikmeter Wasser wurden mit den Güllefässern herangekarrt", sagt er. "Wenn unsere Bauern hier nicht geholfen hätten, wäre alles abgebrannt."

Verantwortlich macht Oster dafür auch die Entscheidung, den früher als Löschteich dienenden Gänsweiher zu einem Wasserrückhaltebecken bei Starkregen umzufunktionieren – und damit trocken zu legen. Aus den Hydranten jedenfalls sprudle für ein Feuer dieser Größenordnung einfach zu wenig Wasser.

Eine Einschätzung, der Kreisbrandmeister Andreas Seegmüller in diesem Fall nicht folgen mag. Zwar wisse er von Bestrebungen der örtlichen Feuerwehr, den Gänsweiher als Vorsorge für den Ernstfall wieder zum Löschteich zu machen. "Das würde alles vereinfachen, aber in dieser Nacht, bei diesem Einsatz war das kein Problem." In Wachstein gebe es zwei fest installierte Wasserreserven von jeweils 30 Kubikmetern, und die habe man mit Hilfe der Güllefässer stets gut füllen können.

Kripo ermittelte bereits in der Nacht

Den Einsatz seiner Kollegen vor Ort nannte Seegmüller "hervorragend". Die Wachsteiner Wehr – und in deren Gefolge auch die anderen Einsatzkräfte – habe die Lage absolut richtig eingeschätzt, sofort erkannt, dass "die Scheune nicht zu halten sein wird" und dann ihr Augenmerk vor allem darauf gerichtet, ein Übergreifen der Flammen auf das Wirtshausgebäude zu verhindern. Die Lage sei dabei "sehr brenzlig" gewesen, so Seegmüller.

Die Ansbacher Kripo begann schon in der Nacht die Suche nach der Brandursache; ihre erste Vermutung: ein technischer Defekt. Und etwa ein halbes Dutzend Feuerwehrleute löschten noch am Morgen einzelne Glutnester.

Daneben stand ein völlig demoralisierter Markus Oster und trauerte vor allem auch um seine beiden Fendt-Traktoren, die in der Lagerhalle standen und von denen nur ausgebrannte Stahlgerippe übrig blieben. "Das waren Oldtimer, Liebhaberstücke, in die ich viel Zeit und Geld gesteckt habe", sagte er geknickt.

Während seine Frau noch einmal auf die geborstenen Fensterscheiben im Haupthaus blickte und dabei ernüchtert feststellte: Wenn man das so sieht, muss man ja beinahe von Glück reden, dass nicht noch mehr passiert ist."

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