Freundeskreis hat den Hainsfarther Judenfriedhof in seiner Obhut

31.5.2014, 03:00 Uhr
Freundeskreis hat den Hainsfarther Judenfriedhof in seiner Obhut

© Werner Falk

Auf dem Judenfriedhof in Hainsfarth  sind in den letzten Jahren etliche Grabmäler auf Anregung von jüdischen Angehörigen saniert worden.

Sigried Atzmon ist die Vorsitzende des Freundeskreises Synagoge Hainsfarth. Sie nimmt sich des kulturellen Erbes an. Mit an ihrer Seite ist Rolf Hofmann (Stuttgart), der sich seit Jahrzehnten der Erforschung der Judengeschichte in der schwäbischen Nachbarregion widmet. Seine Ergebnisse sind im Internet bequem nachzuverfolgen (www.alemannia-judaica.de).

Der Friedhof in Hainsfarth (im Dorf war einst die Hälfte der Bevölkerung jüdisch) ist 1849 angelegt worden. 291 jüdische Mitbürger sind dort bis 1939 beigesetzt worden, heute gibt es noch 272 Grabmäler. Im Zuge des Novemberpogroms 1938 sind Verwüstungen geschehen, aber nicht so stark wie andernorts. 1955 sind die Remise und das Taharahaus an einen privaten Grundstücksnachbarn verkauft worden. Seit 1946 kümmert sich die Gemeinde um den Friedhof, Eigentümerin ist jedoch die Israelitische Kultusgemeinde in Bayern. Sie hat 111 Friedhöfe in ihrem Bestand. Viele der alten Grabsteine sind stark verwittert. Um einen Teil für die Nachwelt zu sichern, hat der Freundeskreis Sanierungen vorgenommen. Nach jüdischem Ritus ist das eigentlich nicht vorgesehen, aber diesbezüglich gibt es offenbar inzwischen auch andere Ansichten.

Mit ihrer hebräischen Inschrift weisen die Grabsteine nach Osten, also gen Jerusalem, während die Erläuterungen in deutscher Sprache auf der Westseite angebracht sind. Zu den Grabstätten zählt auch die des Cronheimer Juden Julius Martin, der einst auf deutscher Seite im Ersten Weltkrieg kämpfte und später mit dem Leben nicht mehr zurechtkam. Er erhängte sich im Wald bei Hainsfarth.

Dass es heute vom Hainsfarther Friedhof eine umfassende Gräberliste gibt, das ist dem Augsburger Wissenschaftler Herbert Immenkötter zu verdanken.

Den in den letzten Jahren aus Osteuropa zugewanderten Juden ist es zuzuschreiben, dass es heute wieder jüdisches Leben gibt. Sigried Atzmon: „1945 hat wohl niemand geglaubt, dass es in Deutschland jemals noch jüdisches Leben geben wird.“

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