Gänsehautmomente mit der Legende

25.3.2019, 09:32 Uhr
Gänsehautmomente mit der Legende

© Fotos: Mathias Hochreuther

"Ein zur Fülle neigender Mann ohne Schulabschluss aus Stoke-on-Trent", so bezeichnete das inzwischen eingestellte Magazin "No Sports" in seiner großen Titel-Reportage im Januar 2018 Phil Taylor, die Legende des Darts-Sports. Was ganz und gar nicht respektlos gemeint war. Vielmehr war die Geschichte eine Huldigung von Philipp Douglas Taylor, dem 16-fachen Darts-Weltmeister aus den englischen Midlands, der den ehemaligen Kneipensport als Mitbegründer der Professional Darts Corporation (PDC) auf eine neue Stufe hob und mit dafür verantwortlich ist, dass die Darts-Weltmeisterschaft nach Version der PDC rund um Weihnachten und Silvester im Alexandra Palace in London ein schrilles Sport-Spektakel wurde – und auch in Deutschland ein Millionenpublikum vor den TV zieht. Den eigens für ihn kreierten Song "Walking in a Taylor wonderland" kennen auch Leute, die nicht zwingend Darts-Fans sind.

Das "Ally Pally" in London war auch Schauplatz des letzten großen Auftritts von Taylor, im Januar 2018 verlor er das WM-Finale gegen Rob Cross. Durch seinen Rücktritt hat der 58-Jährige aber nichts an Popularität eingebüßt. Als Daniel Fickel, der Organisator von "Dartsfieber", im Dezember 2018 verkündet hat, dass Taylor der große Star der dritten Auflage sein wird, waren die knapp 1000 Tickets binnen neun Tagen weg.

Gänsehautmomente mit der Legende

Dass Wassertrüdingen aber nicht London und die Hesselberghalle nicht das "Ally Pally" ist, das war am Samstag schnell ersichtlich. Klar, Phil Taylor hat seine Profi-Karriere vor über einem Jahr beendet und kann freilich nicht mit der Rasanz eines Michael van Gerwen, dem aktuellen Weltmeister und Gast der letzten beiden Jahre, mithalten. Aber man hatte am Samstag das Gefühl, dass Taylor daran auch nicht sonderlich interessiert ist. Vielmehr tat er das, wozu die rund 1000 bierseligen Darts-Fans wohl auch in die Halle gekommen waren: Er unterhielt sie.

"Walk-On" mit Fanfaren

Der "Walk-On", also der Einmarsch auf die Bühne, garantierte den Fans Gänsehaut. Moderiert von John McDonald, dem kultigen "Master of Ceremonie" der PDC, schritt Taylor zu seiner von Fanfaren eingeläuteten Einlaufmusik "The Power" von Snap auf die Bühne und schließlich ans Darts-Board. Dort erlaubte sich der Rekordweltmeister dann gerne ein Späßchen mit seinen Kontrahenten aus dem Amateurbereich oder dem Publikum. Als der wie McDonald extra eingeflogene "Caller" Paul Hinks einen Teil der Scheibe mit einem Blatt Papier verdeckte, versenkte Taylor seine Darts trotzdem zielsicher.

Gänsehautmomente mit der Legende

Zum Abschluss wurde es ein bisschen ernster. Im Match gegen den zweiten Profi des Abends, den 30-Jährigen Niederländer Ron "The Bomb" Meulenkamp, zogen die beiden das Tempo etwas an. Das Publikum bekam so doch noch vermehrt die Möglichkeit, die "180" – also das maximale Ergebnis von dreimal Triple 20 – zu feiern. Taylor führte mit 4:1, doch Meulenkamp, der sich im Fränkischen sichtlich wohl fühlte und die Sympathien auch schnell auf seiner Seite hatte, gewann noch mit 7:5.

Phil Taylor, ganz Grandsegnieur seines Sports, nahm es lächelnd hin, die Fans waren ohnehin zufrieden – Walking in a Taylor wonderland.

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