Gärtnereien wieder geöffnet: Viele Frühlingsboten warten auf Abholung

1.3.2021, 17:13 Uhr
Gärtnereien wieder geöffnet: Viele Frühlingsboten warten auf Abholung

© Foto: Isabel-Marie Köppel

Einer der ersten Kunden an diesem Montag nach knapp elf Wochen ist Alfred Buckel. Er hat zwei Grabschalen dabei, die wieder bepflanzt werden müssen. "Das passt, dass ihr wieder auf habt. Morgen hat meine Schwägerin Todestag", sagt er. Und generell würde es Zeit dafür. Auf den Hinweis, er hätte ja bestellen können, tut er dies ab und macht deutlich, dass es ihm so lieber ist. Gemeinsam mit Renate Stelzer sucht er Osterglocken und Veilchen aus. "Ich hätte gedacht, dass hier jetzt Mordsbetrieb ist", merkt der Dennenloher an.

"Für Nachmittag haben sich schon einige Jüngere angemeldet. Die haben jetzt keine Zeit, weil sie auf der Arbeit sind", sagt Renate Stelzer. Vorab sei schwer einzuschätzen gewesen, ob mit Ladenöffnung um 9 Uhr gleich ein großer Ansturm auf sie zukomme. Normalerweise ginge das Frühjahrsgeschäft so richtig ab Mitte März los.


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Und es ist auch das aktuelle Wetter, das die Kundschaft noch zu Hause lässt, denkt die 53-Jährige. Nachts hat es noch Minusgrade und sogar schneien könnte es am Wochenende noch mal. Eine Kundin nimmt deshalb nur Salatpflanzen mit: "Alles andere kann ich ja noch nicht kaufen. Das erfriert mir ja!" Mit seiner Auswahl dürfte Alfred Buckel aber auf der sicheren Seite sein, denn die Stiefmütterchen halten leichte Minusgrade aus.

Schlechte Erinnerungen wurden wach

Im Laden stieren einem unterdessen Deko-Hasen und -Lämmer entgegen. In gut einem Monat ist immerhin schon Ostern. "Als ich sie aufgestellt habe, habe ich mir gedacht, hoffentlich muss ich sie nicht bald wieder wegräumen", erzählt Stelzer und verweist damit auf den ersten Lockdown. Damals mussten sie und ihr Mann Franz den Betrieb von Mitte März bis Mitte Mai zum ersten Mal schließen.

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© Foto: Isabel-Marie Köppel

"Das wäre fatal, wenn wir in zwei, drei Wochen wieder zumachen müssten", sagt Franz Stelzer. Jede Woche kämen jetzt Jungpflanzen wie Geranien. Da seien schnell mehrere Tausend Euro beisammen. Er spricht aus Erfahrung, denn der erste Lockdown verhagelte ihnen genau dieses Frühjahrsgeschäft. "Damals mussten wir viel wegschmeißen", erinnert er sich. Die erste Zwangsschließung sei "heftig gewesen, die Stelzers mussten auch Privatvermögen in die Gärtnerei stecken, um die Defizite auszugleichen. Dementsprechend skeptisch zeigt er sich der aktuellen Situation gegenüber. Das ständige Auf und Zu sei keine Lösung. Außerdem merkt er an, dass sie ja große Verkaufsflächen hätten, die gut durchlüftet sind, weshalb das Ansteckungsrisiko seiner Meinung nach gering sei. Viele der Pflanzen stehen zudem im Freien.

Frühling zum Mitnehmen

Einen Ansturm konnte Manuela Distler vom gleichnamigen Blumen-Fachgeschäft in Gunzenhausen ebenfalls nicht verzeichnen. Die Kunden kämen eher stetig, nicht geballt. "Es läuft ganz gut", zeigt sie sich zufrieden. Alles, was mit Frühling zu tun habe, würde nachgefragt: Sträuße, Bepflanzungen, Körbe. Offenbar fürchtet ihre Kundschaft den nächtlichen Frost nicht. "Ich bin selbst überrascht. Ich denke, die Leute stellen sich die Blumen ins Haus", erwidert Distler. "Jeder hat das Bedürfnis, sich was Frisches nach Hause zu holen."

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© Foto: Isabel-Marie Köppel

"Es ist wunderschön, ein gutes Gefühl wieder herkommen zu dürfen", schwärmt eine Kundin, während sie Osterglocken und einen frühlingshaften Strauß in Orange und Gelb entgegennimmt, den sie vorbestellt hatte. Denn wie viele, bot Manuela Distler einen Bestellservice während der Zwangsschließung an. Der sei auch gut angenommen worden, aber eben aufwändiger, da die Beratung am Telefon stattfinden musste. "Die Leute sahen ja nichts, und wenn sie kamen, war die Ware meistens schon verpackt." Daher ist auch sie froh, dass die Kundinnen und Kunden nun wieder kommen dürfen.

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