Gebürtiger Gunzenhäuser veröffentlicht Band mit Cartoons

11.12.2018, 05:53 Uhr
Gebürtiger Gunzenhäuser veröffentlicht Band mit Cartoons

© Cartoon: Richard Mährlein

"Cartoon — aus dem Kopf gepurzelte Ideen" — das sind kritische Zeichenkommentare zu Umweltpolitik und Klimawandel, zum Verbraucherverhalten und Wachstumswahn und zu weiteren Themen der Tagespolitik und dem von ihm nie als unpolitisch verstandenen Alltagsleben. 

Der gebürtige Gunzenhäuser hat sich als Zeichner schon in jungen Jahren eingemischt und beispielsweise das erste Wahlplakat des damals parteilosen Landratskandidaten Karl-Friedrich Zink gestaltet. Bei einem Hausbesuch erzählte er von alten Zeiten, berichtete von seinem Engagement für eine längst fällige Wende in der Energie- und Umweltpolitik und gab Einblick in seine Zeichenwerkstatt. Das Interview führte seine Schwester Babett Guthmann.

Altmühl-Bote: Nun endlich ein Buch mit gesammelten Cartoons, herzlichen Glückwunsch! Ein politischer Cartoon ist ja eigentlich ein eng an die Tagesaktualität gebunden. Welche Idee steckt nun hinter dem Buchprojekt?

Richard Mährlein: Seit 2012 zeichne ich für die Zeitschrift "Sonnenenergie". Das ist die — so kann man es formulieren — dienstälteste Fachzeitschrift für Erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Energiewende. Der hinter der Zeitschrift stehende Verein, die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie, kam auf mich zu mit dem Vorschlag, eine Auswahl aus den Zeitschriftencartoons in einem Buch zu veröffentlichen. Mit dem Kauf des Buches unterstützt man die Arbeit des sehr aktiven Vereins, der Verbraucher und Anwender von Erneuerbaren Energien unterstützt und informiert.

Beim Auswählen haben wir bemerkt, dass gerade die umweltpolitischen Cartoons keineswegs nur Eintagsfliegen sind, sondern Themen aufgreifen, die an Aktualität – manchmal leider – nichts eingebüßt haben.

 

Gebürtiger Gunzenhäuser veröffentlicht Band mit Cartoons

© Babett Guthmann

Welche politischen Fragen sind für dich die wichtigsten? Bei welchen "Reizthemen" greifst du besonders häufig zum Zeichenstift?

Richard Mährlein: Das ist ganz klar die Energiepolitik, die Forderung alte gegen neue Energieträger auszutauschen und endlich Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen. Ich kritisiere, dass die Politik diese Probleme nur aussitzt und eine Hinhaltetaktik verfolgt — auch Frau Merkel.

Nicht ohne Grund ist der erste Teil der Cartoonsammlung mit "UmWeltZungen" überschrieben — ich mag solche Verballhornungen und Wortspiele. Dazu ein anderes Beispiel: Es gibt da eine Zeichnung, auf der ein Politiker einen Baum pflanzt. Ein Bürger fragt ihn: Warum? Seine Antwort: "aus reiner Veranstaltungsethik".

 

Eine gewisse Portion Zynismus gehört wohl auch zum Werkzeug eines Cartoonzeichners?

Richard Mährlein: Ja, aber nicht, um einfach einen bösen Kommentar abzugeben, sondern um aufzurütteln. Spruch und Zeichnung sollen einen Verfremdungseffekt aufscheinen lassen, sodass der Leser sagt: Halt, was ist denn das? Ich will aber niemandem eine Meinung überstülpen, sondern zur Reflexion und Selbstreflexion Anstoß geben. Ich glaube halt ein Stück weit an die Vernunft des Menschen. Es gilt unsere natürliche Umwelt zu retten. Wobei ich bewusst nicht den Begriff "Schöpfung" verwende — das wäre vermessen und zu umfassend.

 

In manchen Zeichnungen wird ein gieriger Kapitalist mit Zylinderhut karikiert. Den gibt es doch so gar nicht mehr...

Richard Mährlein: Na doch! Der ist halt smarter geworden, aber die Prinzipien seines Handelns sind die gleichen. Friedrich Merz zum Beispiel: Da bekommt Liberalismus eine ganz andere, erschreckende Dimension, wenn man sich anschaut, wem er in den letzten Jahren gedient hat.

 

Kann eine Zeichnung denn etwas politisch bewegen?

Richard Mährlein: Jedenfalls hat die Zeichnung ein Aufklärungspotenzial. Etwas bewegen können immer nur die Leute, die sich engagieren. Der Weg, den ich sehe, ist halt der, dass die Konsumenten ihr Verhalten ändern müssen. Bei der Bereitschaft, Ressourcen zu schonen, spielt der Konsumverzicht schon eine Rolle. Bewegen möchte ich die Menschen übrigens auch mit meiner Malerei. Ich gestalte Ausstellungen zu religiösen Themen und diese werden in Kirchen und Gemeindehäusern gezeigt.

 

Kommen wir mal auf die alten Zeiten zu sprechen. Was waren die ersten Schritte zum Zeichner?

Richard Mährlein: Ich zeichne seit Schülerzeiten, zum Beispiel gab es den "Homo Sapiens", die Schülerzeitung des Gunzenhäuser Gymnasiums. Hier habe ich vor allen Dingen Illustrationen, Karikaturen und Titelbilder gemacht, aber ich habe auch Beiträge geschrieben, etwa zur "Verkehrt-Erziehung".

Comics waren damals überhaupt nicht geschätzt, Mickey Mouse als Schundliteratur verpönt. Meine Freunde, mein Bruder und ich haben aber Prinz-Eisenherz und Tarzan-Heftchen gelesen. Mit Rolf Altena, der später Kunst studiert hat, habe ich einen Mickey-Mouse-Club gegründet und wir haben Strichzeichnungen gemacht und viel aus den Heftchen kopiert.

Es gab da auch mal einen Wettbewerb des Fremdenverkehrsvereins, dafür habe ich eine Kuh mit einem langen Schwanz, auf dem Gunzenhausen stand gezeichnet.

 

Ist das gedruckt worden? Gunzenhausen als Kuh-Dorf?

Richard Mährlein: Nein, aber es ist so weiter gegangen: Später habe ich für Studentenzeitungen gezeichnet, auch für den Uni-Kurier in Konstanz. Dort war mein Schulfreund Heiner Krauß Redakteur. Auch für PAED-Extra, eine Lehrerzeitung habe ich gezeichnet, über Jahre für die GEW-Info der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft Mittelfranken. Der ehemalige Fernsehmoderator Franz Alt hat einige meiner Zeichnungen in seinen Online-Umweltbeiträgen veröffentlicht. Und die im Cartoonband enthaltene Zeichnung "Greenwashing" ist in einem Schulbuch für Wirtschaft und Recht verwendet worden. Vor Jahren gab es in meinem jetzigen Heimatdorf Puschendorf eine Initiative gegen Nachtflüge, dafür habe ich Tassen entworfen. Es ist sozusagen nichts davor sicher, von mir bemalt zu werden…

 

Auf deinem Zeichentisch stapeln sich die Cartoons und Entwürfe: Aus deinem Kopf schiene ja Ideen am laufenden Band zu purzeln.

Richard Mährlein: Ich zeichne die Cartoons nicht manisch. Vielleicht zwei-, dreimal die Woche setze ich mich hin und überlege mir etwas. Wenn ich beispielsweise etwas über Trump lese, frage ich mich: Wie kann man seine Torheit bloßstellen? Dann versuche ich, eines seiner Statements dazustellen und noch absurder zu machen. Zum Beispiel steht dann in einer Trump-Sprechblase: "Der Klimawandel ist doch eine Erfindung von euch Eisbären!"

Oder ich greife ein Thema auf wie die geplante neue Trasse der B 13 bei Schlungenhof und Laubenzedel und die von der Bahn gewünschte Brücke. Da versuche ich die Perspektive der Menschen einzunehmen, die dort leben. Wer mit der Bahn vorbeibraust oder mit dem Auto durch eine Landschaft rauscht, dem kann die Gigantomie der Brückenplanung ja egal sein, den Leuten, die hier leben aber nicht.

Richard Mährlein: "Cartoon – aus dem Kopf gepurzelte Ideen", erschienen im Verlag Solare Zukunft 2018, Preis 12.- Euro, ISBN: 978-3-933634-45-0.

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