Gewitterdusche statt Hitzeschlacht

29.7.2012, 17:41 Uhr
Gewitterdusche statt Hitzeschlacht

© Heiner Kowal

Der für die „Mannschaft ohne Namen“ laufende 41-jährige Pleinfelder war mit 1:14:52 Stunden gut eineinhalb Minuten schneller als bei seinem zweiten Platz 2008, als Christian Strauch (1:15:54) seinen zweiten von vier Siegen gefeiert hatte. Sechs Sekunden hinter dem 28-jährigen Vorjahressieger aus Lichtenau kam Andreas Straßner aus Niederhofen als Dritter ins Ziel. Mit 1:19:39 Sechster wurde Reißingers M.O.N.-Teamgefährte Andreas Doppelhammer aus Gunzenhausen und verteidigte damit seinen Stadtmeistertitel vor Friedrich Schübel (Zehnter in 1:24:54) und Herbert Lechner (Platz 46 in 1:32:22).
Schnellste der 123 Frauen war die Feuchterin Sarah Hahn, die mit 1:34:46 nur 70 der insgesamt 425 Männer den Vortritt ließ. Lediglich eine Sekunde langsamer war Sonja Decker von der TG Viktoria Augsburg und Dritte wurde Monika Dinkelmeyer (1:37:22).

Noch vor den Gewitterwolken wieder das Ziel erreicht hatten die schnellsten der 175 Jedermannsläufer, die dem SV Unterwurmbach bei der sechsten Auflage über 7,4 Kilometer einen neuen Teilnehmerrekord bescherten. Der 20-jährige Student Johannes Heumann aus Gunzenhausen gewann nach 28 Minuten und 43 Sekunden mit großem Vorsprung vor Max Weber vom ESV Treuchtlingen und Michael Volz vom TSV Rothenburg. Den dritten „Bambinilauf“ über 400 Meter entschied die neunjährige Jana Kahr aus Edersfeld vor 51 meist noch viel jüngeren Konkurrenten für sich.
Als eine Stunde später mit dem 18. Halbmarathon das Highlight des „27. Altmühlseelaufs“ gestartet wurde, setzte sich Andreas Straßner gleich an die Spitze. Der 33-jährige Sieger von 2009 (1:13:13) lief nach fünfmonatiger Verletzungspause „einfach mal drauflos“ und stufte „den guten Trainingslauf“ vor allem als „Standortbestimmung“ ein. Zehn Kilometer lang führten der amtierende Läufer-Cup-Gewinner aus Niederhofen, Vorjahressieger Christian Strauch aus Lichtenau und Karl-Heinz Kurtz von der LG Donau-Ries die immer länger werdende Halbmarathon-Schlange an.
Dann schloss Kai Reißinger auf, der „das sehr hohe Anfangstempo nicht mitgehen“ wollte und relativ verhalten begann. Natürlich auch mit der Hoffnung, dass das Führungstrio irgendwann nachlassen würde. Mit dem einsetzenden Gewitterschauer zog der 41-jährige Pleinfelder dann irgendwo zwischen Streudorf und Wald auf und davon. Die kühleren Temperaturen empfand er zwar angenehmer, das Laufen hingegen schwieriger.
Mit den blitzartig geänderten Bedingungen überhaupt nicht zurecht kam Christian Strauch. Den Vorjahressieger hatte noch zu Wochenbeginn ein Magen-Darm-Virus geplagt, und weil er sich auch nicht hundertprozentig fit fühlte, den fünften Sieg praktisch von vornherein ausgeschlossen. Im Ziel fühlte sich der Zweite jedoch als Sieger und hätte „vermutlich auch gewonnen, wenn bei Kilometer 16 kein Orkan aufgezogen wäre“. Der Wetterumschwung war für Strauch der Knackpunkt. Pitschnass dachte er bei Blitz und Donner sogar ans Aufhören, biss sich aber auch auf „schlammigem“ Untergrund durch und erreichte nach 1:15:54 als enttäuschter Zweiter das Ziel.

Richtig happy hingegen über seinen ersten Triumph am Altmühlsee war Kai Reißinger, dessen Vater Werner vor vielen, vielen Jahren die Fußballer des SV Unterwurmbach trainiert hatte. Besonders gefreut hat sich der Pleinfelder über das nicht in jedem Zielbereich angebotene alkolholfreie leichte Weizen. In höchsten Tönen gelobt wurden Organisation und Ausrichtung auch von Andreas Straßner: „Es ist schlichtweg der absolute Wahnsinn, was der SV Unterwurmbach mit dem Altmühlseelauf auf die Beine stellt. Die Verpflegung an der Strecke und im Zielbereich ist die beste weit und breit.“ Toll waren für den Ausnahmeläufer des ESV Treuchtlingen auch die Zuschauer und die Information während des Laufes durch die Stadiondurchsagen: „Meine Frau war auf dem Sportgelände ständig auf dem Laufenden und hat eigentlich immer gewusst, wo ich gerade bin.“
SVU-Vorsitzender und Stadion­sprecher Frank Reißlein gab das Kompliment von Reißinger und Straßner an alle Kollegen vom Organisationsteam und vor allem die rund 160 freiwilligen Helfer weiter, ohne die eine solche Veranstaltung nicht zu stemmen gewesen wäre. Für seinen „Außergewöhnlichen Anspruchsvollen  Altmühlseelauf“ hätte sich der SV Unterwurmbach bei der Halbmarathon-Rating-Agentur auf jeden Fall ein „TripleA“ verdient.
Neben Kai Reißinger durften sich auch alle anderen Finisher als Sieger fühlen. Egal ob er wie Wolfgang Laaß (1:41:22) als Einhundertvierundreißigster oder Rüdiger Roser (2:26:41) als Vierhundertunddreizehnter die Ziellinie überquerte. Mit 2:04:38 auf dem 364. Platz landete Gregory Armstrong. Der Kanadier gab dem „27. Altmühlseelauf“ den einzigen internationalen Anstrich, weil die angemeldeten und angekündigten Teilnehmer aus Spanien, Dänemark, Neuseeland, den USA und Österreich nur durch Abwesenheit glänzten.
Nach dem Startschuss hatte sich die anfänglich breitere Halbmarathon-Schlange immer länger werdend um den Altmühlsee gewunden. Angefeuert von vielen Zuschauern an der Strecke und/oder angetrieben von rhythmischen Klängen wie an der ersten von sieben Verpflegungsstellen nach 3,5 Kilometern nahe der Trocknungsanlage. Verzichtet werden konnte auf den bei einer Hitzeschlacht vorgesehenen Wassernebler an der Streudorfer Brücke, wo wohl die meisten richtig geduscht wurden. Fast alle Finisher wurden im Ziel von Frank Reißlein namentlich begrüßt und erleichtert bis überglücklich, die mehr oder weniger strapaziösen 21,1 Kilometer hinter sich gebracht zu haben. Dass sie ihre Zeit nicht auf der Zieluhr sahen, lag an dem gewitterbedingten Stromausfall. Die Zeitmessung funktionierte dank Batterie-Notbetrieb trotzdem reibungslos.
Der heuer wegen der 50-Jahr-Feier des Nachbarvereins SV Cronheim um eine Woche nach hinten verlegte Altmühlseelauf wird nächstes Jahr wieder am dritten Juli-Samstag (20.) stattfinden.

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