Gräfensteinberg: Ein guter Abschluss ist das Ziel

25.4.2020, 17:25 Uhr
Gräfensteinberg: Ein guter Abschluss ist das Ziel

© Petra Mai

Kerstin Seitz-Knechtlein leitet zusammen mit der Konrektorin Alexandra Koch die Grund- und Mittelschule Absberg-Haundorf. 210 Schüler gehen in diese Schulen, die verteilt sind auf drei Häuser. Seitz-Knechtlein erinnert sich noch gut an die Tage, als mit Corona alles begann. Am 12. März, erzählt sie, hatte Ministerpräsident Markus Söder angekündigt, dass einen Tag später "etwas passiert". Das sei ihr "total durch den Kopf gegangen", sie habe noch am Abend alle Kollegen und die Sekretärin für den nächsten Tag zusammengetrommelt, denn: "Morgen steppt der Bär." An eine ruhige Nacht war da nicht mehr zu denken – und es sollte nicht die einzige dieser Art bleiben.

Dann kam Freitag, der 13., der der vorläufig letzte Schultag sein sollte. Das gesamte Kollegium habe zusammen die Pressekonferenz im Fernsehen angeschaut, doch schon zuvor sei ein Plan erarbeitet worden, mit Aufgaben, an die gedacht werden müsse. "Wir hatten auch schon ein Gerüst für einen Elternbrief vorbereitet."

Nach der Presseerklärung sei es für die Lehrer dann in die Klassen gegangen. Die Schüler sollten alle Sachen mitnehmen, es sollte keine Panik entstehen, die Lehrkräfte sollten viel mit ihnen sprechen. Bei den kleinen Kindern "flossen wirklich die Tränen", sagt die Elternbeiratsvorsitzende der Grundschule, Brigit Kleemann. Die größeren dagegen hätten über die nahende vermeintlich freie Zeit erst einmal gejubelt, ergänzt ihre Amtskollegin aus der Mittelschule, Carolin Meier. Das habe sich aber längst geändert.

Denn inzwischen herrsche große Unsicherheit, wie es mit dem Schulabschluss wird, ob der Stoff zu lernen ist, wie es überhaupt weitergeht, wann alles wieder normal wird. "Die Schüler haben große Stimmungsschwankungen." Außerdem fehlen allen zusammen, egal ob groß oder klein, die menschlichen Kontakte zu den Schulfreunden und zu den Lehrern.

"Es fehlt der direkte Kontakt"

Das geht den Lehrkräften nicht anders. So manche Lehrerin hat ihre Schützlinge angerufen, einfach, weil sie deren Stimmen wieder hören wollte. Auch die Arbeit im Kollegium, die weitgehend von zu Hause aus erledigt wird, hat sich verändert. Konrektorin Koch: "Es fehlt einfach der direkte Kontakt. Das ist schon frustrierend."

Täglich in der Schule anwesend sind dagegen die Rektorin, ihre Stellvertreterin und die Sekretärin. "Wir sind gerade Krisenmanager", sagt Kerstin Seitz-Knechtlein. "Man ist den ganzen Tag in Rufbereitschaft, kontrolliert dauernd Mails. Jeder Tag ist anders, man ist dauernd in Habachtstellung und schaut, dass man nichts versäumt." Doch sie erfahre in dieser angespannten Lage eine riesige Hilfsbereitschaft von ihren Kollegen. Jeder frage, was und ob er helfen könne.

Die Schüler werden derweil mit Mails, Apps und Unterrichtsmaterialien versorgt, die von Lehrern und Eltern verteilt werden. Videokonferenzen oder dergleichen sind kein Thema, denn zwei Drittel der Schüler haben die technischen Möglichkeiten dafür gar nicht. Auch, dass die Schule mobile Geräte ausleiht, wie die Politiker vorschlagen, entlockt den Lehrerinnen allenfalls ein Lächeln. Rektorin Kerstin Seitz-Knechtlein: "Die Schule ist dafür nicht ausgestattet."

Allerdings sieht Alexandra Koch in dem ganz realen Verteilen von Unterrichtsmaterial an alle einen großen Vorteil: "Unser System ist nicht anders, aber gerechter. Und letztendlich geht es doch immer nur um Arbeitsaufträge, die erledigt werden sollen."

Am kommenden Montag werden nun die Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse, die sich für die Qualiprüfung angemeldet haben, wieder zur Schule kommen. In der Mittelschule Absberg-Haundorf sind das 17 Schüler, die sich auf eine völlig neue Situation einstellen müssen: Sie werden etwa 20 Stunden pro Woche in kleinen Gruppen unterrichtet, wobei es dabei vor allem um die Prüfungsvorbereitung geht – "das oberste Ziel ist der Quali und ein guter Abschluss". Die Pause findet in verschiedenen Räumen mit wenigen Schülern statt, für den Schulbus gibt es einen separaten Fahrplan mit viel Platz und Maskenpflicht. Die herrscht in der Schule nicht, wer möchte, darf aber eine Maske aufsetzen, es liegen welche parat. Natürlich wird es auch Desinfektionsapparate und dergleichen geben.

Personell sei das ein Riesenaufwand, sagt Rektorin Seitz-Knechtlein. Das werde nicht möglich sein, wenn noch mehr Klassen kämen. Dann müsse auch im Schichtbetrieb gearbeitet werden. Und sie ist gespalten: "Einerseits hofft man auf Öffnung, andererseits fürchtet man sie."

Letztlich aber steht die Schulleiterin in dieser Coronakrise voll hinter der vorsichtigen Linie der bayerischen Politik. Gleichwohl weiß sie, dass es noch eine "Löwenaufgabe" sein wird, den Kindern wieder Perspektiven zu eröffnen und sie alle auf den gleichen Wissensstand zu bringen. Das werde lange Zeit brauchen und kräftezehrend sein. Doch Elternbeirätin Kleemann bringt es auf den Punkt: "Aufgeben ist keine Option."

Keine Kommentare