Greifvogel in Nöten

18.1.2021, 11:20 Uhr
Greifvogel in Nöten

© Foto: Privat

Als Mutter Kerstin vormittags auf die Terrasse trat, staunte sie nicht schlecht: Ein ziemlich großer Vogel hatte sich dort niedergelassen, der offenbar krank oder verletzt war. Nach einer kurzen Recherche im Internet war klar, dass es sich dabei um einen Mäusebussard handelt. Dass das Tier Hilfe braucht, war unübersehbar, doch woher nehmen?

Erste Anlaufstelle war der LBV in Muhr am See. Die dortige Geschäftsstelle ist wegen Corona jedoch nicht besetzt, dann also das Tierheim in Gunzenhausen, wohin sie ein Tierarzt verwiesen hat, wo jedoch auch niemand den Hörer abnahm. Kerstin Kleemann ließ sich nicht entmutigen und wählte die Nummer des Nürnberger Tiergartens. Von dieser Stelle erhielt sie den Rat, es beim Veterinäramt zu versuchen.

Die Behörde wiederum verwies auf den Jäger. Der erste, der der Dittenheimerin einfiel, erklärte sich als nicht zuständig, gab ihr jedoch einen weiteren Namen. Dieser Jäger ist zwar grundsätzlich für Dittenheim zuständig, musste sich aber erst selbst informieren, was denn mit dem Greifvogel zu tun sei, und empfahl schließlich, den LBV in Hilpoltstein zu kontaktieren. Mittlerweile hatte Kerstin Kleemann von einer Bekannten den Tipp erhalten, es bei der Greifvogel-Auffangstation Mittelfranken in Schillingsfürst zu versuchen, eine Anlaufstelle, die ihr auch der LBV in Hilpoltstein nannte – und wo sie endlich an der richtigen Adresse war.

Nun aber musste der Vogel erst einmal dort hingebracht werden, abgeholt werden konnte er nicht. Der Dittenheimer Jäger war sich jedoch sicher, dass es durchaus eilig wäre, dem Tier fachgerecht zu helfen. Also fackelten die Kleemanns nicht lange und setzten sich ins Auto, um den gefiederten Besuch die rund 50 Kilometer über verschneite Straßen in den Nachbarlandkreis zu bringen. Vorher aber musste der Bussard in eine Transportschachtel bugsiert werden.

Endlich transportbereit

"Das war echt eine Herausforderung. Der Fachmann aus Schillingsfürst hatte zwar genau erklärt, wie man das am besten macht, und der Vogel war auch ziemlich schwach, aber trotzdem wenig begeistert von der Aktion", erzählt Kerstin Kleemann. Mit vereinten Kräften schaffte es die Familie jedoch: Der Vogel saß transportbereit in einer mit Löchern versehenen Schachtel.

In Schillingsfürst angekommen, wurde das Tier zunächst genau untersucht. "Gott sei Dank war der Flügel nicht gebrochen, sonst hätte man ihn erlösen müssen." Oder besser gesagt, sie, denn bei dem Bussard handelt es sich um ein Weibchen, das, so stellte es der Fachmann fest, stark abgemagert ist. Also gab es eine Aufbauspritze, ein paar Eintagsküken zum Fressen und eine trockene Box zum Ausruhen.

"Die Chancen stehen gut, dass sie es schafft und im Frühjahr wieder ausgewildert werden kann. Bis dahin kann sie in Schillingsfürst bleiben", freut sich die Dittenheimerin, die zusammen mit ihrer Familie noch beim Füttern der weiteren Vögel in der Station wie Falken, Adler und Schneeeulen dabei sein durfte.

"Das war richtig beeindruckend", erklärt sie und zeigt sich begeistert über das ehrenamtliche Engagement des Vereins, dem wegen Corona die Einnahmen komplett weggebrochen sind und der dringend auf Spenden angewiesen ist, um den Tieren weiterhin helfen zu können.

Wer die Greifvogel-Auffangstation Mittelfranken e. V. unterstützen möchte, kann dies über das Spendenkonto DE 57 2004 1144 0120 9824 00 (comdirect, Andreas Ritz) tun.

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