Grüne Wanderoase rund um Hechlingen

4.9.2017, 15:41 Uhr
Beim Wandern ergeben sich tolle Ausblicke auf Hechlingen am See.

© Marianne Natalis Beim Wandern ergeben sich tolle Ausblicke auf Hechlingen am See.

Moosbedeckte Baumstümpfe, sonnendurchflutete Lichtungen, federnder Waldboden. Es riecht nach Pilzen, feuchter Erde und Tannennadeln. Der schmale Pfad schlängelt sich sanft steigend dahin, satte Grüntöne beruhigen Auge und Gemüt. Im Hahnenkamm gibt es zahlreiche Routen, die - einfach zu laufen und ohne Gefahrenstellen - keine besondere Kondition erfordern und im Gegenzug auf ganzer Linie das bieten, was man sich von einem ausgedehnten Aufenthalt in der Natur verspricht: wunderbare, entspannte, ganz und gar stressfreie Ruhe. (Dass es auf großen Teilen der Wanderrouten keinen Handyempfang gibt, trägt wahrscheinlich nicht unwesentlich dazu bei.)

Zum Beispiel das herrliche Wanderwegenetz rund um das hübsch gelegene Hechlingen am See: Ausgangspunkt ist der Talgrund der Rohrach, gegenüber dem Gasthaus "Forellenhof". Dort informiert eine Karte über die verschiedenen Routen. Vorbei am Damwildgehege, meckernden Ziegen und ein paar Kühen samt Kälbern, bieten sich hüben (der Rote Berg) wie drüben (die Steinerne Rinne) schöne Touren an, die man ganz nach Belieben auch zu einer ausführlichen Tageswanderung verbinden kann.

Unwiderstehliche Lauftonne

Am Roten Berg, der seinen Namen dem Eisensandstein verdankt, führt der Weg hauptsächlich durch Buchen- oder Mischwald. Wer die Tour als Familienausflug plant, muss gleich zu Beginn eine Pause am Waldspielplatz einplanen, an Spielgeräten wie der Lauftonne kann man selbst als Erwachsener nicht einfach vorübergehen.

Der sich anschließende Waldweg steuert direkt auf die Strüth-Hütte zu, die zur nächsten Rast einlädt. Der Hund jedenfalls steuert zielstrebig den schattenspendenden Holzpavillon an und macht schwanzwedelnd klar, dass es sich hier doch aushalten lassen würde. Apropos Hund: In diesem Sommer finden die Fellnasen genügend Wasserstellen auf der Tour.

Wieder unterwegs können die Wanderer wenig später ihre schon etwas warmgelaufenen Füße im Kneippbecken, das von frischem Quellwasser gespeist wird, abkühlen. Mitten im schönsten Laubwald gelegen, ist die Anlage nicht unbedingt picobello sauber - aber wem zu viele Blätter herumliegen, der kann gerne selber Hand anlegen: Ein blauer Besen steht bereit.

Ob Bienenkästen am Wegesrand, Pilze mit lustigen Kappen, weiche, leuchtendgrüne Moosdecken, urig geformte Baumstümpfe, Silberdisteln oder bunte Blumen, am Wegesrand findet sich immer etwas, an dem der Blick hängen bleibt. Und mit dem man Kinder, die kurz vor einem "Wie weit ist es noch"-Ausbruch stehen, unauffällig ablenken kann.

Tuffdamm im Wald

Auch auf der anderen Seite der Staatsstraße taucht der Weg zunächst in den Wald ein und führt direkt zur Steinernen Rinne. Mit ihren rund 15 Metern Länge ist sie zwar längst nicht so spektakulär wie der weit bekanntere Tuffdamm bei Wolfsbronn, aber trotzdem einen Besuch wert. Der Kalk hat den Wasserlauf nicht nur rund 70 Zentimeter in die Höhe gehoben, sondern fast eine geschlossene Röhre gebaut. Ursprünglich maß der Tuffdamm bei Hechlingen stolze 100 Meter, er wurde jedoch beim Bau einer Wasserleitung weitgehend zerstört. Schade!

Über Felder, Wiesen und an Waldrändern entlang führt der Weg weiter hin zum tatsächlichen Höhepunkt des Weges: der Katharinenkapelle auf dem 585 Meter hoch gelegenen Kapellbuck mit seiner für den Hahnenkamm so typischen Trockenrasenvegetation. Das Wahrzeichen Hechlingens stammt aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Der Bischof von Eichstätt bestätigte 1457 eine Frühmessstiftung. Die Kapelle mit ihren gotischen Wandmalereien wurde schnell zum Ziel zahlreicher Wallfahrer, nach Einführung der Reformation ab 1534 wurde sie aber nur noch selten besucht. Der Verfall begann Anfang des 18. Jahrhunderts. Längst steht die Ruine unter Denkmalschutz, einmal im Jahr feiern die Hechlinger hier ihr beliebtes Kapellfest.

Ein kleiner Rastplatz neben der "Kapell", wie die Ruine im Volksmund heißt, lädt zum Vespern ein. Vortrefflich lässt sich von hier auch der Blick über den Hahnenkammsee bis weit ins Ries hinein genießen. Ein Ort, wie geschaffen dafür, die Seele nun endgültig baumeln zu lassen.

Wer nach der nun rund dreistündigen Wanderung noch genügend Kraftreserven hat, kann sich auf die mindestens noch ebenso lange Tour über den sagenumwobenen Schloßberg (siehe Kasten) vorbei an der "Blutrinne" und dem Hahnenkammsee zurück nach Hechlingen machen.

Bergbau im Hahnenkamm

Andererseits empfiehlt sich aber auch der direkte Weg zurück ins Dorf: Der führt durch den Hechlinger Hohlweg, ein weiteres Highlight der Tour. Der Hohlweg wurde vor einigen Jahren vom Hechlinger Gartenbau- und Fremdenverkehrsverein restauriert und mit Unterstützung des Landschaftspflegeverbands zu einem Lehrpfad ausgebaut. Hier erfährt der Wanderer beispielsweise einiges über den Abbau von Eisenerz in der Region. Im 19. Jahrhundert wurde dieser wichtige Rohstoff hier in zahlreichen Stollen gewonnen, zum Oettinger Bahnhof und von dort zu den Hüttenwerken ins Allgäu transportiert.

Zurück am Parkplatz, hat der Hahnenkamm dem Besucher noch vieles mehr zu bieten. Badenixen können den Tag am Hahnenkammsee ausklingen lassen, Motorradfreaks dem Enduropark einen Besuch abstatten und Kulturinteressierte dürfen am Kloster Heidenheim nicht vorbeifahren. Das wird derzeit zwar saniert und kann nur von außen besichtigt werden, aber das Heidenheimer Münster ist täglich von 8 bis 19 Uhr geöffnet. Dort gibt es zudem bis einschließlich 17. September jeden Sonntag Führungen (Näheres unter Telefon 09833/275).

Der nächste Pflichtstopp auf dem Heimweg ist das Schloss Spielberg. Von der Burg aus bietet sich nicht nur ein wunderbarer Rundblick ins Land, auch die Kunstwerke des vor ein paar Jahren verstorbenen Bildhauers und Burgherrn Ernst Steinacker sind einen Besuch wert. Sonntags von 14 bis 16.30 Uhr steht den Besuchern zudem der Innenhof offen. Nach telefonischer Vereinbarung (09833/357) sind Führungen durch die Schlossanlage möglich.

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