Gunzenhausen: Der Wald dient als ständiger Spielplatz

29.11.2018, 06:26 Uhr
Gunzenhausen: Der Wald dient als ständiger Spielplatz

© Thomas Frey/dpa

Bürgermeister Karl-Heinz Fitz bezeichnete die aktuelle Lage beim Bedarf an Kitaplätzen als sehr angespannt. Die Nachfrage wachse so sehr, "dass wir kaum noch Schritt halten können". Im Rathaus weiß man: "Im Kernstadtbereich sind zurzeit neben den Krippenplätzen auch die Kindergartenplätze nahezu ausgebucht."

In der Ostvorstadt baut die evangelische Kirche mit erheblicher Unterstützung aus der Stadtkasse derzeit einen Neubau auf dem Gelände des Löhe-KiFaZ (wir berichteten). Das Projekt im Föhrenweg soll im Sommer 2019 abgeschlossen sein. Dann stehen dort 85 Plätze für Kinder ab zweieinhalb Jahren und 36 Krippenplätze zur Verfügung. Die Waldgruppe kommt noch hinzu – wohl auch ab dem Spätsommer nächsten Jahres —, so dass man dann von 100 Kindergartenplätzen ausgehen darf.

Laut Hauptamtsleiter Klaus Stephan wird es sich um keinen eigenständigen Kindergarten handeln – so etwas gebe es in Weißenburg —, sondern um eine weitere Gruppe des KiFaZ. Dorthin bringen die Eltern ihre Sprösslinge, und diese gehen dann in den Wald. Dort gibt es kaum Infrastruktur, lediglich ein Bauwagen oder eine ähnliche "Unterkunft" dient als Anlaufpunkt und eventuell Aufenthaltsraum. Das Mittagessen wird dann wiederum in der Tagesstätte eingenommen. Die Waldgruppe wird sich im Burgstall aufhalten, und zwar nicht weit entfernt von der Seenlandklinik Lindenhof, die die Arbeiterwohlfahrt betreibt, informierte Klaus Stephan. Jedenfalls werde auf diese Weise die Pluralität des Betreuungsangebots in Gunzenhausen erhöht. Das Kreisjugendamt sei eingebunden und mit dem Vorhaben einverstanden. Das Vorhaben erscheine so, wie es geplant sei, genehmigungsfähig.

Es ist Sache der jeweiligen Kommune, den örtlichen Bedarf an Krippen- und Kindergartenplätzen anzuerkennen. Im Fall der neuen Waldgruppe fiel die Entscheidung des Gunzenhäuser Bildungsausschusses einstimmig aus. Gerhard Baumgärtner (Freie Wähler) stellte fest, man bekomme zusätzlich qualifizierte Plätze. Inge Meier (CSU) meinte, das bestehende Angebot werde ergänzt. Die KiFaZ-Verantwortlichen hätten sich den Waldkindergarten in Weißenburg angeschaut. Peter Schnell (Grüne) erinnerte an entsprechende Vorschläge seiner Partei vor bereits zwei Jahrzehnten. Es gebe in Deutschland knapp 1000 Waldkindergärten. Die Jungen und Mädchen samt ihren Betreuern seien den ganzen Tag im Wald, dort sei lediglich ein Schutzraum vorhanden.

Manfred Pappler (CSU) bezog sich wie seine Fraktionskollegin Meier auf das Vorbild Weißenburg, von dem man nur Gutes höre. Es gehe einfach darum, dass die Natur als Spielplatz diene, da brauche es keines Konsumgegenstands. Die Kinder seien bei Wind und Wetter draußen, der Bauwagen sei eigentlich gar nicht nötig. "Ich garantiere, dass man dieses neue Angebot bei uns noch ausbauen muss", zeigte sich Pappler optimistisch. Ähnlich fiel die Beurteilung durch den Bürgermeister aus. Er habe schon von einer langen Warteliste für die 15-köpfige Waldgruppe gehört. Karl-Heinz Fitz erwartet, dass die Zahl der Kitaplätze auch darüber hinaus noch wachsen wird: "Das wird nicht die letzte neue Gruppe sein, die wir in Gunzenhausen einrichten."

Der Waldkindergarten Weißenburg hat eine Sollstärke von 20 Kindern und besteht seit dem Frühjahr, es ist die erste Einrichtung dieser Art im Landkreis. Die Kinder werden bei Wind und Wetter draußen betreut, ohne fließend Wasser, Strom und Toiletten. Für die unumgänglichen "Geschäfte" der Kleinen wird ein kleines Areal abgegrenzt – mit Löchern, die schnell gebuddelt und wieder zugeschüttet werden.

Im Gunzenhäuser Rathaus wurde das Toilettenthema ganz kurz angeschnitten, aber nicht gerade überstrapaziert. Auf eine entsprechende Frage von Monika Wopperer (SPD) hieß es von Seiten der Verwaltung, man werde sich kundig machen.

Freiwillige Leistung

Der zweite Beschluss des Ausschusses für Bildung und Soziales betraf die besondere Sprachförderung, die von vier Kindergärten praktiziert wird, dem Löhe-KiFaZ, dem Haus für Kinder farbenfroh, der katholischen Kindertagesstätte St. Josef und dem Familienzentrum Sonnenhof. Wenn Kindergärten einen mindestens 30-prozentigen Anteil an Kindern nichtdeutschsprachlicher Herkunft haben, fließt von der Stadt ein freiwilliger Zuschuss. Es werden 80 Prozent der zusätzlichen Personalkosten, jedoch höchstens 13 000 Euro je Kindergarten übernommen. Der Zuschuss wurde erstmals probeweise für das Kindergartenjahr 2008/09 eingeführt, und seitdem immer wieder verlängert. Die Stadt ist hier seit einem Jahrzehnt großzügig, leistet mehr, als sie muss, und verlangt als einzige Bedingung, dass der Kitaträger ein vom Kreisjugendamt anerkanntes Konzept zur individuellen und über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehende Sprachförderung vorweist und umsetzt.

Für 2019 wird dieses System beibehalten, die Stadt stellt also bis zu 52 000 Euro bereit. Angela Schmidt (SPD) sagte, der Bedarf für die besondere Sprachförderung sei vorhanden. Peter Schnell sprach von einer sinnvollen Investition. Gerhard Baumgärtner wies darauf hin, dass die Extraförderung mit keinen Nachteilen für die anderen Kinder verbunden sei. Manfred Pappler ergänzte, 2008 habe man die Qualität der Betreuung erhöhen wollen, und genau darum handele es sich auch im kommenden Jahr.

Interessant ist der Migrationsanteil, den die vier genannten Kindergärten zum 1. Oktober dieses Jahres aufwiesen. Das Löhe-KiFaZ meldete eine Quote von 38,4 Prozent, im Fall des Hauses für Kinder farbenfroh waren es 36 Prozent. Der katholische Kindergarten registrierte einen Anteil von 39,5 Prozent und das Familienzentrum Sonnenhof 34,3 Prozent.

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