Gunzenhausen: Diskussion um Corona-Tests

4.7.2020, 06:12 Uhr
Gunzenhausen: Diskussion um Corona-Tests

© Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Schon einen Tag bevor die Kassenärztliche Vereinigung (KVB) am 1. Juli bekanntgab, dass sich ab sofort alle Bayern kostenfrei auf Corona testen lassen können, überstieg die Nachfrage das Angebot in der Hausarztpraxis von Dr. Thomas Sievert. "Ich erhielt erst am Wochenende zuvor die Meldung der KVB. Die ersten Patienten, die einen Abstrich machen lassen wollten, kamen ohne Termin und noch vor dem offiziellen Start der Testungen", sagt der Gunzenhäuser Hausarzt und Internist.

Auch Dr. Marc Metzmacher hatte gleich am ersten Tag zwei Anfragen für Corona-Tests, begründete Anfragen, wie er betont. Etwa, weil der Patient in den Urlaub fahren oder die Oma besuchen – und sie dabei nicht anstecken wollte. "Tests einfach so machen zu lassen, halte ich für sinnlos. Ich berate die Patienten auch dahingehend, aber wenn es jemand partout möchte, dann bekommt er seinen Test", so der Hausarzt, der eine Praxis in der Altmühlstadt führt. Und er fügt hinzu: "Was der Staat verspricht . . ."

Metzmacher begrüßt, dass durch die neue Ansage aus München zumindest die Frage nach der Kostenerstattung geklärt ist: "Jetzt haben wir Rechtssicherheit", so der Mediziner.

In der Zeit davor sei es nämlich durchaus vorgekommen, dass er Patienten an das eigentlich zuständige Gesundheitsamt verwiesen habe – die jedoch von dort "aus unerfindlichen Gründen" wieder zu ihm zurückgeschickt worden seien. "Die Lage ist für uns alle schwierig, aber da kam dann schon, sagen wir mal vorsichtig, eine gewisse Enttäuschung auf."

Die rechtliche Situation ist also klar, anders sieht es mit den Testmöglichkeiten aus: "Uns stehen momentan etwa 20 000 Tests pro Tag zur Verfügung, das bedeutet, dass sich nur etwa die Hälfte aller Menschen in Bayern einmal jährlich testen lassen könnten", rechnet Gesundheitsamts-Chef Rank vor. Und auch an den Tests an sich hegt er offenbar gewisse Zweifel: "Alles hat seine Vor- und Nachteile, auch wenn ein Test mal negativ ausfällt, muss man sich dessen bewusst sein, dass dieses Ergebnis nur eine Momentaufnahme darstellt. Man darf sich nicht in falscher Sicherheit wiegen."

Noch etwas deutlicher formuliert es Dr. Ricarda May. "Das ist rausgeschmissenes Geld. Dieser Beschluss ist sinnlos für uns als Mediziner", so die Gunzenhäuser Fachärztin für Allgemeinmedizin. "Man kann doch nicht alle paar Wochen einen neuen Test verlangen, egal ob man jetzt beispielsweise an der Schule oder in einer Behörde arbeitet. Das überschreitet unsere Möglichkeiten." Sie versteht nicht, was man sich von einem vermeintlich positiven oder negativen Ergebnis erhofft, das ohnehin nur für einen kurzen Zeitraum gültig ist. "Es ist eben nur eine Momentaufnahme", betonte sie mehrmals.

Internist Sievert stellt ebenfalls die Frage nach der Sinnhaftigkeit von Massentests: "Natürlich werden umso mehr Corona-Fälle entdeckt, je mehr Tests durchgeführt werden. Bei einem positiven Testergebnis kann man frühzeitig handeln und weitere Infektionsketten unterbrechen." Die beiden Mediziner sind sich aber einig: Der Fokus sollte auf Menschen in besonderen Positionen, wie etwa Mitarbeiter im Gesundheitswesen, der Behörde oder Lehrkräften und Erziehern liegen.

Die KEG Bayern, ein Berufsverband für Lehrkräfte und Pädagogen, begrüßt diese Aussage. Sie fordern mehr freiwillige Testungen, um einen (eingeschränkten) Weiterbetrieb der Kindertageseinrichtungen gewährleisten zu können: "Das Angebot einer einmaligen Reihentestung von Lehrkräften zu Beginn des Schuljahres 2020/2021 reicht nicht aus."

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