Gunzenhausen: Droht Borkenkäfer-Katastrophe?

17.4.2019, 17:25 Uhr
Gunzenhausen: Droht Borkenkäfer-Katastrophe?

© Forstamt Gunzenhausen

 

Er war einer der Teilnehmer am "Runden Tisch Borkenkäfer", zu dem Jürgen Stemmer, der Leiter der Außenstelle Forsten des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, nach Gunzenhausen eingeladen hatte. Ziel war es, sich mit den Revierleitern und weiteren Kollegen auszutauschen und die Maßnahmen abzustimmen.

Dass der Borkenkäfer für die Fichtenbestände eine große Gefahr darstellt, steht außer Frage, zumal sie, bedingt durch die große Trockenheit 2018, bereits mit einem erhöhten Bestand in dieses Jahr starten. Dazu kommen Windbrüche und -würfe, verursacht durch Sturm Eberhard im März. "Diese Bäume könnten als Initialzündung für den Borkenkäfer herhalten", erläuterte Stemmer.

Es ist also Eile geboten, lassen die ersten Schwärmflüge sicherlich angesichts der steigenden Temperaturen nicht mehr lange auf sich warten. Das bedeutet für die Waldbesitzer zum einen, zügig ihren Wald "aufzuräumen", also die Windbrüche zu beseitigen.

Zum anderen ist eine regelmäßige Kontrolle der Bäume nötig, laut "Bekämpfungsanordnung" der Regierung von Mittelfranken alle 14 Tage. Gut zu erkennen ist ein frischer Käferbefall am braunen Bohrmehl, das sich auf der Rinde oder am Boden ansammelt. Auch die benachbarten Bäume müssten unbedingt mitkontrolliert werden.

Das dürfe man nicht verschlafen, betonte Gernot Handke von der Forstbetriebsgemeinschaft Franken-Süd (FBG). Er appellierte an die Waldbesitzer, frühzeitig mit der – übrigens gesetzlich vorgeschriebenen – Kontrolle zu beginnen, und "nicht erst in der Hochphase". Dann sei ein Befall von einigen wenigen Bäumen noch einfach zu handhaben. Er setzt, wie etwa auch Revierförster Friedrich Prosiegel, darauf, die Eigentümer umfassend über das Thema Borkenkäfer zu informieren. Daher soll es in Kürze wieder entsprechende Veranstaltungen geben, die im letzten Jahr gut besucht gewesen sind.

"Wir müssen die Waldbesitzer motivieren", lautete auch Stemmers Motto, der weiß, dass seine Behörde die Kontrollen schon aus Personalgründen nicht meistern kann. Bernd Kraus, zuständiger Revierförster in Pleinfeld, Markt Berolzheim, Alesheim und Ellingen, machte auf die Besitzer aufmerksam, die weder das Wissen, noch die Zeit oder die Geräte für den Einsatz im Wald hätten. Sie können und sollen sich bei Fragen an die Mitarbeiter der FGB oder des Forstamts wenden.

Unterstützung von Gemeinden und Grundstückseignern erhoffen sich die Revierförster bei der Suche nach weiteren geeigneten Lagerplätzen für das Holz, das aus dem Wald geholt wird. Mindestens 500 Meter weit vom nächsten Fichtenwald entfernt und gut anfahrbar sollte ein solcher Platz sein, erklärte Handke, der davon ausgeht, dass die Kapazitäten nicht überall im Landkreis ausreichend sein werden.

Neben den direkten Schäden, die ein Borkenkäferbefall im Wald verursacht, treibt Jürgen Fischer noch eine andere Sorge um: "Wir dürfen den monetären Schaden nicht vergessen", meinte er mit Blick auf den Holzpreis, der derzeit unter dem liege, was die Aufarbeitung koste: "Der Patient ist so gut wie tot!" Zumal es Folgekosten gibt: Die Lücke im Wald müsse aufgeforstet werden, was bedeutet, dass für zigtausende Euro neue Pflanzen gesetzt werden müssen. Dafür sei Geld nötig, auch wenn das in der Waldwirtschaft nicht alleine im Vordergrund stehen solle. "Wenn die Kassen aber irgendwann leer sind?", fragte er in die Runde.

Handke gab dagegen zu bedenken, "dass wir noch Holz verkaufen können". Das sei angesichts des Angebots aus den Nachbarbundesländern und dem Ausland nicht überall in Deutschland so. Doch auch er rechnete vor, dass vom Verkauf des Holzes beim Waldbesitzer kaum noch etwas ankomme. Zudem warnte er mit Blick auf den nicht mehr wegzuredenden Klimawandel: "Die Kiefer könnte die neue Fichte werden!" Es geht also nicht nur um die derzeitige Witterung, sondern um die Zukunft. Und die kann laut Handke "dramatisch werden".

 

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