Gunzenhausen: Druck machen beim "Girls’Day"

28.3.2019, 17:19 Uhr
Gunzenhausen: Druck machen beim

© Jürgen Eisenbrand

Am bundesweiten "Girls’Day", der seit 2001 stattfindet, nahmen zuletzt mehr als 10 000 Firmen und 100 000 Mädchen zwischen 10 und 14 Jahren teil. Allein im Arbeitsagenturbezirk Ansbach-Weißenburg waren gestern etwa 160 Unternehmen engagiert, die über 1000 Plätze für Schülerinnen anboten, um sie für technische, handwerkliche oder elektronische Berufe zu gewinnen. Gleichzeitig durften sich beim "Boys’Day" etwa 400 Jungs in 100 Firmen in "Frauenberufen" ausprobieren.

Claudia Wolfinger, die Vorsitzende der Arbeitsagentur Ansbach-Weißenburg besuchte die neun Teilnehmer im Klinikum Altmühlfranken in Weißenburg. Die Schüler konnten dort bei einem Besuch in der Krankenpflegeschule und während eines Rundgangs in alle Berufe rund um den Klinikalltag schnuppern. Sie erlebten die Begeisterung der Krankenpflegeschüler, durften im Gipsraum beobachten, wie einem Teilnehmer ein Unterarmgips angelegt wurde und konnten den Pflegekräften auf der Wochenstation über die Schulter schauen.

Die Druckerei Emmy Riedel, die auch den Altmühl-Boten herausgibt, beteiligt sich schon "seit mindestens fünf Jahren" beim "Girls’Day", erinnert sich Michael Ortner, der Technische Betriebsleiter der ebenso modernen wie traditionsreichen Druckerei (seit 1897). "Wir wollen damit jungen Mädchen einen Einblick in einen Beruf geben, den sie nicht kennen", sagt Ortner.

Bewusst zeigen er und seine Mitarbeiter "nicht nur den kaufmännischen, sondern auch den handwerklichen Bereich". Die Druckerei Emmy Riedel beschäftigt Medientechnologen unterschiedlicher Fachrichtungen: Druck, Druckweiterverarbeitung sowie Digital und Print.

Das Teenager-Quartett von der Gunzenhäuser Mädchenrealschule durfte gestern einen personalisierten Schreibblock am Computer gestalten, außerdem stellten sie unter Anleitung von Buchbindermeister Wolfgang Kokula ein hochwertiges, handwerklich gebundenes Notizbuch her.

"Komische Tests"

"Sie haben damit ihr eigenes, selbst gefertigtes Produkt in der Hand", sagt Ortner, der sich nur ungern an seine eigene Schulzeit erinnert: "Damals haben wir irgendwelche komischen Tests gemacht, eine rein theoretische Angelegenheit." Die Schülerinnen, die zu ihm kommen, sollten aber nach dem "Girls’Day" oder auch einem Kurzpraktikum schon erkennen können, was sie im Alltag eines Medientechnologen erwartet.

Darüber hinaus hofft der Druckereichef natürlich, dass sich das Engagement beim "Girls’Day" womöglich auch bei der Nachwuchs-Gewinnung auszahlt. Denn wie viele im Handwerk leidet auch die Druckbranche unter einem "brutalen Mangel an Fachkräften", so Michael Ortner. Leider jedoch schrumpfe die Branche schon seit etlichen Jahren, was offenbar junge Leute von einer Bewerbung abhalte.

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© Foto: Kerstin Bucka/Agentur für Arbeit

Leonie, Anina, Constanze und Enie jedenfalls fanden während ihres "Girls’Day" durchaus Geschmack am Beruf des Medientechnologen. Die Bildbearbeitung am PC, wo man beispielsweise die Haarfarbe verändern oder Bildhintergründe verschwinden lassen kann, kam ebenso gut an wie das Buchbinden oder die Gestaltung der Schreibblöcke. Und auch der technische Fortschritt, der beim Vergleich moderner mit historischen Druckmaschinen deutlich wird, beeindruckt: "Bei den Bleisatz-Maschinen brauchte man noch richtig Muckis", staunt Leonie – und bringt ihre Klassenkameradinnen damit zum Lachen.

Einen Job in der Druckerei Emmy Riedel könnten sie sich durchaus vorstellen, sagen sie. Wobei die Ansichten, wo es angenehmer sei — am Computer in der Setzerei oder in der Druckerei, wo es körperlich fordernder ist – auseinandergehen. So oder so: Dem um Nachwuchs bemühten Druckereichef dürften beide Varianten gut gefallen.

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