Gunzenhausen: Ernte fällt extrem unterschiedlich aus

20.7.2018, 05:59 Uhr
Gunzenhausen: Ernte fällt extrem unterschiedlich aus

© Jürgen Leykamm

"Ein wechselhaftes Jahr, das uns wechselnde Gefühle beschert hat", bringt es der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, Fritz Rottenberger, bei einem Pressegespräch im Westheimer Betrieb Meyer auf den Punkt. Tendenziell dürfe man 2018 zwar zu den trockeneren Jahren zählen, punktuell hätte es aber ausreichende Niederschläge gegeben und in der Folge auch zufriedenstellende Bestände. Die Situation "ist von Ort zu Ort sehr unterschiedlich." Häufig aber seien Einbußen zu verzeichnen.

Zumal die Wetterbedingungen auch unliebsame Phänomene wie den Zwiewuchs förderten, der sich laut Rottenberger heuer als großes Problem herauskristallisiert hat. Einigermaßen belastbare Werte liefert der Raum Pleinfeld, wo Versicherungsschätzer einen Trockenschaden von 30 Prozent im Getreide attestierten. Bei Stopfenheim und Walting sorgte zudem Hagel für weitere Beeinträchtigungen. Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Weißenburg-Gunzenhausen, Hans Walter, weiß von einem Betrieb bei Treuchtlingen zu berichten, der 60 Dezitonnen pro Hektar eingebracht hat, was 20 Prozent unter dem Normalwert liegt. Die Qualität sei dabei aber recht gut, wofür unter anderem die geringere Anzahl der Halme sorge. Das Wetter war laut dem Amtschef das gesamte bisherige Jahr eine große Herausforderung für die Landwirte. So war es nach seinen Worten im Frühjahr oft zu nass zum Düngen, mit dem heißesten April seit Beginn der Wetteraufzeichnungen sei dann gleich der Hochsommer mit Trockenheit gekommen.

Wende zum Guten

Auf den Feldern sah es "teilweise recht jämmerlich aus", erinnert sich AELF-Pflanzenbauberater Ernst Hilmer. Der Mai brachte es immerhin auf 90 Prozent der mittleren Niederschlagsmenge, vor allem der Mutter- und der Vatertag bescherten den Landwirten den heiß ersehnten Regen. Kurz darauf "ist alles voll im Saft gestanden" und ein explosives Wachstum zu verzeichnen gewesen. So wendete sich das Blatt zumindest teilweise zum Guten.

Die Situation beim Grünland bleibt aber wohl unterdurchschnittlich, mit etwas Nass von oben werde es aber noch für einen dritten Schnitt reichen, hofft Rottenberger. Der Mais gedeihe dagegen prächtig, auf den Feldern des Betriebs Meyer misst er bereits satte zweieinhalb Meter. Bei dieser Feldfrucht "erwarten wir eine durchschnittliche bis gute Ernte," schätzt der Kreisobmann die Lage ein. "Aber so richtig freuen können wir uns erst, wenn auch alles daheim ist."

Für die Familie um Betriebsleiter Tobias Meyer erwies sich vor allem der Himmelfahrtstag als Segen. Der starke Regen machte sich bei dem Westheimer Demonstrationsbetrieb, der als einer von dreien in Altmühlfranken auf Sondermaßnahmen zu Gewässer-, Boden- und Klimaschutz setzt, positiv bemerkbar. Dank Zwischenfrüchteanbau und Mulchsaat gab es nahezu keine Erosion auf den Maisäckern. Ein 15 Meter breiter Randstreifen verhindert, dass das bisschen, das doch abgetragen wird, im Wassergraben landet. Viele benachbarte Landwirte hat das bereits überzeugt, sie wollen es den Meyers nun in vielen Punkten gleichtun.

Über das aktuelle Kulturlandschaftsprogramm sind bereits für 90 Hektar Randstreifen angemeldet, zusammen genommen ergibt das 60 Kilometer. Erfreulich ist für Walter auch die Steigerung beim Anbau von Zwischenfrüchten. Hier gibt es im Landkreis Anmeldungen von 30 000 Hektar. "Es ist bunter geworden auf unseren Feldern", merkt Walter zufrieden an.

Freude an Blühflächen

Trotzdem aber "hagelt es weiterhin Pauschalkritik an den Bauern", bedauert Rottenberger. Von einer schönen Ausnahme weiß sein Stellvertreter Erwin Auernhammer zu berichten. "Bei mir hat eine Frau angerufen und sich eigens für die angelegten Blühflächen bedankt." Dass Wahrnehmung und Fakten zwei unterschiedliche Paar Stiefel sind, belegt Walter anhand einiger Zahlen: Nur 23 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Kreis werde für Silomais verwendet, 33 Prozent aber fürs Getreide und 32 fürs Grünland. Die Gesamtzahl der Agrarbetriebe sei um 20 auf 1560 gesunken.

Die Zahl der Ökobetriebe stieg um einen auf 60 an. Allerdings wollen die Molkereien keine zusätzliche Ökomilch mehr aufnehmen. Mehr, so das Argument, sei nicht absetzbar, bei Übermenge drohe vielmehr Preisverfall. Ein Trend aber ist generell unverkennbar, sind sich die Experten einig. Die Zahl kleiner Betriebe bleibe wohl stabil, die Zahl der großen mit über 200 Hektar aber werde künftig weiter steigen.

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