Gunzenhausen: Fränkisches Fischsterben bereitet Sorgen

6.5.2020, 05:58 Uhr
Gunzenhausen: Fränkisches Fischsterben bereitet Sorgen

© Jürgen Eisenbrand

Seit Mitte April, als das massenhafte Sterben heuer erstmals beobachtet wurde, sammelte das Wasserwirtschaftsamt Ansbach (WWA) in Zusammenarbeit mit dem Fischereiverein Absberg rund 4,5 Tonnen der Kadaver ein und brachten sie zur Entsorgung in die Tierkörperbeseitigung Gunzenhausen. Gleichzeitig wurden Wasserproben entnommen und tote Fische an das Landesamt für Umwelt zur Untersuchung geschickt.

"Die Ergebnisse der Wasserproben zeigen weder beim Sauerstoff noch bei den anderen gewässerrelevanten Parametern Auffälligkeiten", teilt das WWA in einer Presseinformation mit. Ein Ergebnis der Obduktion der Tiere liege noch nicht vor.


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Mit bloßem Auge erkennbar ist, dass die Fische von einem Pilz befallen sind, erklären Behördenleiter Thomas Keller und die Leiterin der Gunzenhäuser WWA-Außenstelle, Helga Pfitzinger-Schiele auf Nachfrage des Altmühl-Boten. Einen solchen Fall habe es 2014 schon einmal gegeben, erinnert sich Pfitzinger-Schiele, ob es sich aber um die gleiche Verpilzung handle, sei noch nicht klar.

Die WWA-Biologin Gabriele Trommer bestätigt den Pilzbefall, hält ihn aber für "nicht ursächlich" für das Fischsterben. Erste Rückmeldungen des Landesamtes deuteten vielmehr darauf hin, dass dafür "diverse Erreger" verantwortlich seien: Die Pilzerkrankung sei gleichsam "ein Nebeneffekt".

Klar scheint, dass das Massensterben nicht an der Wasserqualität liegt. "Wir haben die Standard-Parameter untersucht", sagt Trommer, die seien alle in Ordnung. Messsonden lieferten stündlich die aktuellen Sauerstoffwerte im Wasser, die Belüftung des Überläufers sei ganz sicher rechtzeitig in Betrieb genommen worden. Und da weder eine ungewöhnliche Farbe, noch ein übler Geruch festzustellen war, gebe es auch keine Hinweise auf eine Vergiftung durch Abwässer, Pflanzenschutzmittel oder Gülle.

Auffällig sei, dass alle toten Tiere Weißfische seien, also keine andere Art betroffen sei. Und dass nur kleine, magere Weißfische verendet seien; solche, deren Immunsystem durch eine schlechte körperliche Konstitution geschwächt sei – und die somit leichte Beute für Viren oder Bakterien würden. Große, gut genährte Weißfische seien laut Trommer nicht betroffen.

"Schnell Fuß fassen"

Ein Pilzbefall könne, so die Biologin, sogar eine "natürliche Ursache" haben: Wenn Fische zu eng im Schwarm unterwegs seien und sich aneinander reiben, dann verursachten sie schon mal mechanische Beschädigungen an der Schleimhaut, die das Tier umgibt und schützt. "Hier können Pilze dann schnell Fuß fassen", erklärt Trommer. Und auf das derzeit allgegenwärtige Beispiel Corona verweisend fügt sie hinzu: "Bei allem, was eng beieinander ist, können Erreger schnell um sich greifen."


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Was letztendlich die Ursache des Fischsterbens ist, wird erst feststehen, wenn die – einzeln eingefrorenen und verpackten – Kadaver im Landesamt obduziert worden sind. Das könne jedoch, so Trommer, noch etwas dauern: "Wir warten da im Schnitt schon vier Wochen auf Ergebnisse."

Und auch den Anblick der silbrig glänzenden Fischkadaver im braunen Wasser des Altmühl-Überleiters werden Radler und Spaziergänger wohl noch etwas länger ertragen müssen: Die toten Fische sinken auf den Grund – und tauchen erst einige Zeit später wieder auf.

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