Gunzenhausen: Hitze und Trockenheit machen Altmühl zu schaffen

14.8.2020, 06:10 Uhr
Gunzenhausen: Hitze und Trockenheit machen Altmühl zu schaffen

© Benjamin Huck

Seit einigen Tagen ist der Pegelstand in Thann (Landkreis Ansbach) ziemlich konstant bei 80 Zentimetern – der Mittelwert liegt bei 108. In Aha steht der Pegel bei 126, in Treuchtlingen bei 79 Zentimetern; die Mittelwerte betragen hier 176 bzw. 110 Zentimeter. Weil nun auch der Abfluss sehr niedrig ist, hat das Wasserwirtschaftsamt Ansbach den Gemeinden, Landwirten und anderen Anliegern im Landkreis angetragen, kein Wasser aus dem Fluss zu entnehmen.

"Aufgrund der heißen Temperaturen und geringen Niederschläge der vergangenen Wochen sind die Abflüsse an den Gewässern auf ein niedriges beziehungsweise sehr niedriges Niveau gefallen. Entnahmen aus Flüssen und Bächen für Beregnungszwecke können bei den derzeitigen Abflussverhältnissen zur Schädigung der Gewässer beziehungsweise deren Biozönose (also der dortigen Lebewesen) führen. Deshalb sollten derzeit keine Entnahmen – auch im Rahmen des Anlieger- oder Gemeingebrauchs – durchgeführt werden", teilt das Wasserwirtschaftsamt mit. Es werden im Rahmen der technischen Gewässeraufsicht schwerpunktmäßig Kontrollen durchführen.

Hohe Wassertemperaturen beeinträchtigen manche Fische

Doch Keller beunruhigen nicht nur die niedrigen Pegelstände, sondern vor allem auch die hohen Temparaturen des Altmühl-Wassers. Die sind – dem Klimawandel geschuldet – zeitweise derart gestiegen, dass sie die Wiederansiedlung bestimmter Fischarten unmöglich machen. Denn die stellen über 18 Grad "ihren biologischen Betrieb ein", wie er sagt. Sprich: Die Fortpflanzug fällt flach.

Abhilfe könnte da eine massive Beschattung des Flusslaufes bringen. "Die Temperaturunterschiede zwischen Flussabschnitten, die im Schatten und solchen, die offen in der Sonne liegen, betragen derzeit bis zu 5 Grad", hat Keller beobachtet. In früheren Jahren seien sogar schon 9 Grad Unterschied gemessen worden. Deshalb ist Keller sicher: In Sachen Fließgewässer "ist Schatten die Währung der Zukunft".

Welche Konsequenzen Wassermangel an einer anderer Stelle haben kann, hat sich jüngst vor allem im Norden Deutschlands gezeigt. Im niedersächsischen Lauenau etwa kam buchstäblich nichts mehr aus dem Wasserhahn. Ihr Trinkwasser mussten die Bewohner, abgefüllt in Flaschen, im Supermarkt kaufen, bei der Feuerwehr konnten sie sich Brauchwasser für die Toilettenspülung abholen. In anderen Gemeinden müssen Freibäder schließen oder ist das Befüllen privater Pools untersagt. In Rheinland-Pfalz wird großflächig zum Wassersparen aufgerufen.

Die erreichte Tagesspitze wird nicht weiter steigen

Auch Christoph Lautner, der Geschäftsführer des Zweckverbandes zur Wasserversorgung der Reckenberg-Gruppe, richtet sein Augenmerk derzeit genauer auf bestimmte Zahlenreihen. Denn seine Einrichtung, die 20 Gemeinden in der Region mit dem kostbaren Nass versorgt, registriert derzeit besonders hohe Verbrauchswerte: 27 Millionen Liter Wasser gab der ZV beispielweise am Dienstag dieser Woche an die 148 000 Menschen im Versogungsgebiet ab. "Normal sind 20 bis 22 Millionen Liter", sagt Lautner. Mithin liege die Abgabemenge "derzeit 20 bis 30 Prozent höher".

Dennoch: "Es ist nicht so, dass wir uns einschränken müssten", beruhigt Lautner. Die Wasserrechte, die die Gruppe besitze, seien auch jetzt erst zu 70 Prozent ausgereizt, und auch bei den Bezugsrechten bei Partnerfirmen sei "noch Luft nach oben". Zudem werde die jetzt erreichte Tagesspitze nicht noch weiter steigen, was die Erfahrungen der vergangenen Jahre zeigten.

Auf die Frage, ob der Corona-befeuerte Trend zum eigenen Swimmingpool im Garten ihm Sorge bereite, winkt der Fachmann ab: "Die Poolfüllungen reißen es nicht raus." Deutlicher spüre es der Zweckverband, wenn nach längerer Trockenheit die Wasserzisternen der Hobbygärtner leer seien und die dann allabendlich ihre grünen Oasen kräftig unter Wasser setzten. "Wenn schätzungsweise 13 000 Gartengießer jeweils 200 Liter versprühen, macht das 2,6 Millionen Liter Wasser jeden Abend. Das merkt man!"

Und deshalb appelliert auch er, wie Thomas Keller vom WWA, mit dem Wasser sparsam umzugehen: "Vielleicht muss der Rasen in Zeiten wie diesen ja nicht unbedingt perfekt grün sein."

Aktuelle Informationen zum Wasserfluss gibt es beim Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern unter www.nid.bayern.de

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