Aus Unterwurmbach

Gunzenhausen: Junger Mann führt jetzt die Grünen

10.11.2021, 05:57 Uhr
Gunzenhausen: Junger Mann führt jetzt die Grünen

© Foto: Wolfgang Dressler

In der Mitgliederversammlung in der Pizzeria "Am Blasturm" blickte Zels auf die beiden letzten Jahre zurück, was schnell geschehen war, da Corona größere öffentliche Veranstaltungen unmöglich machte. Die Grünen machten bei einer Fahrraddemo im September 2019 mit, besuchten vor der Kommunalwahl im März 2020 Firmen und Ladengeschäfte und organisierten einen Vortrag über "Besser leben ohne Plastik". Die langjährige Stadträtin Helga Betz wurde im Oktober 2020 von ihren Mitstreitern verabschiedet.

Kurz darauf sollte die damalige Landtagsabgeordnete Tessa Ganserer nach Gunzenhausen kommen und mit ihren Parteifreunden durch den Burgstallwald gehen, was aber wegen der Pandemie ausfiel.

Gunzenhausen: Junger Mann führt jetzt die Grünen

© Foto: Wolfgang Dressler

In den Folgemonaten sammelten die Grünen an diversen neuralgischen Stellen in Gunzenhausen herumliegenden Müll und stellten nicht zum ersten Mal fest, dass immer wieder viel "To-go-Abfall" einfach weggeschmissen wird. Vor kurzem gab es dazu, wie auch zu anderen Themen, ein Gespräch mit der Familie Streckel, die im Seenland McDonald’s-Filialen betreibt.

Das Gespräch sei sehr informativ, interessant und freundlich verlaufen, berichtete Kerstin Zels. Man erkenne an, dass die Unternehmerfamilie viel tue in Sachen Umwelt und Abfall, wenn auch noch Luft nach oben sei. Am 22. November wollen Kerstin Zels und Bastian Seifert ein halbtägiges "Praktikum" bei McDonald’s machen. Außerdem ist ein Vortragsabend am 14. Dezember geplant. Dann wird es um persönliche Erfahrungen und Einsichten eines Aktivisten gehen, der mehrere Wochen auf einem Flüchtlingsrettungsboot verbrachte.

Die Ortsvorsitzende stellte zufrieden fest, dass die Homepage des Ortsverbands gut gepflegt wird. Das sei ein Verdienst von Bastian Seifert und Robin Hafner.

Der eigentliche Höhepunkt für die Grünen war in jüngerer Zeit die Stadtratswahl im März 2020. Sie holten fünf Mandate (18,8 Prozent der Stimmen), sind damit zweitstärkste Kraft im Kommunalparlament. Kerstin Zels selbst ist stark eingespannt durch ihr Stadtrats- und ihr Kreistagsmandat. Außerdem gibt es bei der Partei schon immer die Trennung von Amt und Mandat – deshalb Zels Entscheidung, nicht mehr als erste Sprecherin zu kandidieren.

Ausgebildeter Sozialpädagoge

Diese Aufgabe übernimmt nun für zwei Jahre Bastian Seifert. Der 30-Jährige stammt aus Unterwurmbach, gehört seit viereinhalb Jahren der Partei an, war und ist mit Gunzenhausen stark verwurzelt, auch wenn er aus beruflichen Gründen mehrere Jahre woanders lebte und arbeitete. Er ist von Beruf Sozialpädagoge und Erzieher und wirkt als Dozent an der Fachakademie für Sozialpädagogik Rummelsberg. Er berät zudem andere Einrichtungen, die auf diesem Gebiet tätig sind. Kein Wunder, dass ihm die Sozialpolitik allgemein ans Herz gewachsen ist und er sich gerade dafür noch mehr politisch engagieren will.

Die Unterwurmbacher und Gunzenhäuser kennen Seifert im Übrigen als Mitglied bei den "Wormer Musikanten". Bei den Schäfertanzvorführungen machte er mit, und er war lange bei der Jugendkapelle Gunzenhausen, wie er den Grünen-Mitgliedern berichtete.

2. Sprecher des Ortsverbands war bisher Ingrid Scala, als 3. Sprecher fungierte Björn Grünsteidel. Dabei bleibt es auch bis zur Mitgliederversammlung 2023. Alle Wahlvorgänge hatten ein einstimmiges Ergebnis. Stadträtin Ingrid Scala will sich bei der weiteren politischen Arbeit verstärkt des Themas Inklusion widmen.

An die Anfänge des Ortsverbands vor 34 Jahren erinnerte Stadtrat und 2. Bürgermeister Peter Schnell. Aufmerksam registriert er, dass sich auf der Mitgliederliste mehr und mehr jüngere Personen finden. Insofern könne man die Wahl von Bastian Seifert zum ersten Sprecher als Zäsur und Generationswechsel verstehen. Im Lauf der Jahre und Jahrzehnte seien die Themen, die einst die Grünen zum Engagement bewogen, in der Mitte der Gesellschaft angekommen, stellte Peter Schnell fest, der vor Kurzem seinen 70. Geburtstag feiern konnte. Das sei einerseits erfreulich, andererseits ein zweifelhafter Erfolg, wenn man darauf blicke, dass in einigen Bereichen ein "ökologisches Desaster" festzustellen sei.

Viel Freiraum

Kerstin Zels gab ihrem Nachfolger Bastian Seifert mit auf den Weg, dass er als neuer Ortsvorsitzender frei, mutig und frech agieren könne, eben unabhängig von einem politischen Mandat. Insofern könne man sich als Ortsvorsitzender einen Namen in der Bevölkerung machen, was auch mit Blick auf künftige Wahlen nur förderlich sein könne.

Stadtrat Christoph Mötsch ging kurz auf das gescheiterte Projekt von Hetzner Online an der B 13 zwischen Scheupeleinsmühle und Aha ein. Vielleicht habe die Firma hier einen taktischen Fehler begangen. Sie hätte vielleicht nicht gleich die "große Lösung" für ihr Rechenzentrum mit Solarpark anstreben sollen.

Ein kleiner Anfang wäre wohl auch gegangen. Und Hetzner hätte die Landwirte als Stromproduzenten beteiligen können, statt nur ihre Flächen zur Verfügung bekommen zu wollen. Ein weiterer Bericht über die Grünen-Versammlung folgt – die Verkehrspolitik und die Weißenburger Straße waren inhaltliche Schwerpunkte.

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