Gunzenhausen: Nach den Raupen kommen die Schnaken

27.10.2019, 07:48 Uhr
Gunzenhausen: Nach den Raupen kommen die Schnaken

© Daniel Karmann/dpa

Auch beim Forstamt seien Anfragen wegen ungewöhnlicher Larven, Würmer oder Puppen eingelaufen, berichtete dessen Leiter Jürgen Stemmer. Das Forstamt schickte Proben an die Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft; Ergebnis: Es sind die Larven der Riesenschnake.

Ein Phänomen, das laut Stemmer nicht nur im Burgstall auftritt, sondern überall dort, wo Schwammspinnerraupen geballt auftreten. Die haarigen Tierchen haben die Blätter der Bäume nicht nur gefressen, sondern die Überreste auch wieder ausgeschieden. Dieser nährstoffreiche Kot bietet den Tipulidaelarven eine hervorragende Nahrungsgrundlage.

Riesenschnaken? Droht Gunzenhausen hier etwa eine neue Plage biblischen Ausmaßes? Nein, keineswegs, diese Insekten sind völlig harmlos und für den Menschen ungefährlich, so Stemmer, sie werden im Frühjahr halt vermehrt im Burgstall herumfliegen.

Was den Gesundheitszustand der Bäume betrifft – auch danach hatte Schmidt gefragt –, so sind die Experten nach Stemmers Worten "positiv überrascht". Der Johannistrieb sei voll zum Tragen gekommen, lediglich etwa fünf Prozent der Bäume hätten nicht wieder ausgetrieben. Gut wäre es, wenn die Bäume nun über den Winter genügend Wasser bekämen. Eine endgültige Aussage über den Zustand des Waldes könne man aber erst nächstes Jahr treffen.

Harald Schiller, der kommissarische Leiter der Staatsforsten Allersberg, fügte hinzu, dass die Revierleiter mittlerweile die ganze Fläche durchgemustert hätten. Dabei kam heraus, dass aus Verkehrssicherungsgründen etwa zwei Prozent der Bäume entnommen werden müssen. Das soll im Januar oder Februar geschehen.

Das Thema Schwammspinner stand in der jüngsten Stadtratssitzung ganz oben auf der Tagesordnung (wir berichteten). Rund eineinhalb Stunden ging es um das Ausmaß der Schäden und was für das kommende Jahr zu erwarten ist – hier gaben die Experten, wie berichtet, Entwarnung. Zur Sprache kamen auch die Kosten, die die Bekämpfung der Raupen der Stadt Gunzenhausen (etwa 60 000 Euro) und auch privaten Hausbesitzern verursacht haben. Wenn hier der Freistaat nichts bezahlen wolle, müsse die Stadt notfalls rechtliche Schritte erwägen, befand etwa Dr. Werner Winter (FW).

Davon hält Bürgermeister Karl-Heinz Fitz aber wenig, wie er auch gegenüber dem Altmühl-Boten erklärte. Das Problem sei, dass es für solche Katastrophen keinen Topf in München gebe. Fitz berichtete von einem einvernehmlichen Gespräch mit Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber. Konkrete Hilfe sei dabei zwar nicht in Aussicht gestellt worden, ihm sei es aber auch darum gegangen, dass der Freistaat für die Zukunft einen Fonds für solche Fälle einrichte. Schilder versprach, dass auch er "die Botschaft weitertragen" werde.

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