Gunzenhausen: Thema Wohnraum bleibt aktuell

14.1.2020, 06:14 Uhr
Gunzenhausen: Thema Wohnraum bleibt aktuell

© Foto: Marianne Natalis

Die Bauleitplanung ist eine wichtige Aufgabe der Kommunen, und von dieser Seite packt auch Jürgen Brenner das Problem an. Gunzenhausen brauche weitere Bauplätze. Wie hoch der Bedarf ist, hat nach Worten des CSU-Stadtrats der Run auf die "Sonnenwiese" im Stadtteil Frickenfelden gezeigt, das Neubaugebiet sei "ruckzuck" ausverkauft gewesen. Zwar ist am Reutberg bereits das nächste große Baugebiet angedacht (wir berichteten), doch Brenner rechnet nicht vor 2023 mit dem Verkauf des ersten Grundstücks.

Nicht nur in der Kernstadt, auch in den Stadtteilen fehlt es an Bauplätzen. In ihrer letzten Klausur hatten sich die Stadträte darauf geeinigt, dass hier "zügig neue kleinere Baugebiete" geschaffen werden sollten, rief der Christsoziale in Erinnerung.

Den in Gunzenhausen geltenden Grundsatz "innen vor außen" zitierten neben Brenner auch der FDP-Stadtrat Werner Falk, der darin eine Möglichkeit sah, die Dorfkerne zu erhalten. Leider fehle es aber sehr oft am Willen der Eigentümer, ihre Grundstücke zu veräußern oder selbst zu erschließen, bedauerte Brenner. Die CSU baut deshalb auf die neue Grundsteuer C, die es den Kommunen ermöglichen soll, solche Flächen mit einem höheren Hebesatz zu belegen. Mit diesem Instrument sei aber erst in rund fünf Jahren zu rechnen.

Auf die Reform der Grundsteuer setzen auch die Freien Wähler. Mit der Möglichkeit der Besteuerung könnte laut Harald Romanowski ein Anreiz für eine Bebauung geschaffen werden.

Ein weiterer Ansatz wäre laut Brenner eine "lukrative Förderung" des Abbruchs baufälliger und ungenutzter Gebäude. Damit könnten ebenfalls Baugrundstücke geschaffen werden. Hier sollten die Mandatsträger auf Landesebene tätig werden.

Von einer gänzlich anderen Warte aus betrachtet Angela Schmidt die Problematik. Der SPD–Fraktionsvorsitzenden brennt vor allem das "akute" Thema "bezahlbarer, barrierefreier Wohnraum" unter den Nägeln. Überall in der Republik werde krampfhaft an der Verbesserung der Situation gearbeitet, die CSU habe sogar ein Sonderwohnungsbauprogramm für die Kommunen aufgelegt. In Gunzenhausen aber wird dieses Programm nicht genutzt, das kann die Sozialdemokratin nicht nachvollziehen.

SPD: Bedarf weiterhin groß

Es sei schon komisch, dass "von Seiten des Bürgermeisters, der CSU, der FDP und Teilen der Grünen" alles getan werde, um ein solches soziales Wohnbauprojekt zu verhindern, kritisierte die Genossin. Zur Erinnerung: Der Stadtrat hatte den SPD-Antrag, auf dem ehemaligen Baustoff-Union-Grundstück in der Weißenburger Straße 31 ein kommunales Wohnungsbauprojekt umzusetzen, mehrheitlich abgelehnt. Stattdessen wird nun ein privater Investor gesucht, der entsprechende Auflagen umsetzen soll.

Diese "Verweigerungsallianz" im Stadtrat verschließe die Augen vor dem akuten Bedarf nach bezahlbarem Wohnraum. Über 300 Personen stünden auf den Wartelisten von Wohnungsbaugenossenschaft und Liegenschaftsamt, genauere Zahlen kenne sie aber nicht, so Schmidt. Wenig hilfreich sei es in diesem Zusammenhang, auf den bereits geschaffenen Wohnraum zu verweisen, der sei für "Senioren, Singles und Familien mit geringem Einkommen" nicht bezahlbar.

Ganz direkt griff Angela Schmidt hier Peter Schnell an, der noch 2018 in seiner Haushaltsrede gesagt habe, dass die SPD-Forderung nach mehr bezahlbarem Wohnraum von den Grünen unterstützt werde. Beim Fraktionsvorsitzenden habe hier eine "sonderbare, nicht nachvollziehbare Wandlung" stattgefunden.

Der so Gescholtene ging auf diese Kritik nicht ein. Peter Schnell hatte seine Haushaltsrede diesmal gänzlich unter den Klimaaspekt gestellt und fand auch beim Thema Wohnen "großes Energiesparpotenzial". Es gelte, die Bauleitplanung noch stärker an ökologischen Standards auszurichten, forderte der Grünen-Sprecher, und nannte Dach- und Fassadenbegrünung, Brauchwasserkollektoren oder Regenwasserspeicher als Beispiele. In Neubaugebieten sollten zudem Nahwärmekonzepte umgesetzt werden. Dringend gestoppt werden müsse der "Trend zu Schotterwüsten in den Vorgärten". Die Bürger müssten viel mehr darin unterstützt werden, "blühende Vielfalt in ihren Gärten zu schaffen".

Bürgermeister Karl-Heinz Fitz sieht Gunzenhausen im Bereich Wohnungen auf einem guten Weg, der Stadtrat habe seine Aufgaben gemacht. Seit 2014 seien in Gunzenhausen etwa 300 Wohnungen gebaut worden. Weitere 400 Wohnungen und Bauplätze seien auf den Weg gebracht. Laut Fitz "entspannt sich die Situation etwas", das gelte sowohl für die Nachfrage als auch für die Preise.

Im weiteren Verlauf der Sitzung fasste der Stadtrat noch einstimmig Beschlüsse zu zwei Projekten, die bereits der Bauausschuss für gut befunden hatte: Anstelle des alten AOK-Gebäudes in der Albert-Schweitzer-Straße werden zwei Mehrfamilienhäuser entstehen. Und auf dem ehemaligen Gelände der Mälzerei Probach plant die Firma Stark aus Auhausen Großes: Vier Mehrfamilienhäuser mit 36 Wohneinheiten und zehn Einfamilienhäuser will das Unternehmen dort bauen.

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