Gunzenhausen: "Wie im siebten Himmel"

4.6.2019, 06:24 Uhr
Gunzenhausen:

© Babett Guthmann

Die junge Archäologin Dr. Elisabeth Krieger hat die Ergebnisse ihrer Doktorarbeit als Band 30 der renommierten Schriftenreihe "Limesforschungen – Studien zur Organisation der römischen Reichsgrenze an Rhein und Donau" veröffentlicht und nun einem Fachpublikum und interessierten Heimatfreunden, darunter einige Stadtführer sowie fünf Limes-Cicerones, präsentiert.

Das zweibändige Werk mit dem Titel "Die Wachttürme und Kleinkastelle am Rätischen Limes" setzt sich kritisch mit den aus den Jahren 1892 bis 1937 stammenden Aufzeichnungen der Reichs-Limeskommission auseinander.

Zweieinhalb Jahre lang hat Elisabeth Krieger an ihrer Dissertation gearbeitet. Sie hat die Notizen der vor rund 100 Jahren noch ehrenamtlich arbeitenden Ausgrabungsleiter und Streckenkommissare der Reichs-Limeskommission mit den Veröffentlichungen der Kommission verglichen und auch neuere Forschungsarbeiten einbezogen, die mit moderner Air-Born-Laserscantechnik und Magnetprospektion gewonnene Daten auswerten und mit moderner Technik das Bodendenkmal Limes untersuchen.

Dabei deckte die Autorin, angeleitet von ihrem Kölner Doktorvater Professor Dr. Thomas Fischer, allerhand Schludrigkeiten und Fehlinterpretationen der damaligen Kommission auf. Da die Arbeit einen eigenen Dokumentations- und Tafelband bietet, ist sie eine wertvolle Grundlage für künftige Forschungsfragen.

Heinrich Eidam arbeitete genau

Gunzenhausen und der einstige Limesforscher Heinrich Eidam spielen in der Veröffentlichung eine nicht unbedeutende Rolle, denn für Elisabeth Krieger gehört der Arzt und Limesforscher zu jenen Amateurarchäologen, die äußerst genau gearbeitet und aufgezeichnet haben. Hinzu kommt, dass im Stadtarchiv in Gunzenhausen noch viele Ausgrabungsaufzeichnungen Eidams vorhanden sind.

Das Gunzenhäuser Stadtmuseum wiederum hat in seiner Sammlung eine ganze Reihe Ausgrabungsfunde. Im Stadtmuseum und im Museumsdepot habe sie sich, so Elisabeth Krieger, "wie im siebten Himmel gefühlt" – und mit Hilfe von Stadtarchivar Werner Mühlhäußer sehr viel auswertbares Material für ihre Arbeit gefunden. Im zugehörigen Dokumentationsband sind deshalb mehrere Seiten den Funden und Aufzeichnungen Eidams und seines Nachfolgers Michl Hertlein gewidmet.

Der wissenschaftliche Beitrag Elisabeth Kriegers sei auch wichtig für den Erhalt des Limes-Denkmalbestands, betonte der Leiter des Landesamts für Denkmalpflege Baden-Württemberg, Professor Dr. Klaus Wolf. Fundamente der Holz- und Steintürme am 167 Kilometer langen Limes der Provinz Raetia seien systematisch erfasst und interpretiert worden. Kriegers Publikation stehe in einer nun 60 Jahre langen Tradition, machte der leitende Redakteur des Deutschen Archäologischen Instituts aus Frankfurt, Dr. Alexander Gramsch, deutlich, der die Herausgabe betreut hat.

Professor Dr. Sebastian Sommer, bayerischer Landesarchäologe vom Amt für Denkmalpflege Bayern, fand lobende Worte für die Dissertation und machte deutlich, wie gut Gunzenhausen als Ort für die Buchpräsentation gewählt sei: Hier führe der Limes nicht nur quer durch die Stadt, hier sei dies auch stets im Stadtmuseum mit einem eigenen Raum und einer guten Darstellung des Limesverlaufs deutlich gemacht worden.

Markante Anknüpfungspunkte

Gastgeber und Bürgermeister Karl-Heinz Fitz freute sich über solch anerkennende Äußerungen des leitenden bayerischen Denkmalpflegers. Auf drei markante Anknüpfungspunkte im Bezug auf den Limes und die römische Besatzung lege man in Gunzenhausen Wert und möchte darauf weiter aufbauen: den Verlauf des Limes durch die Stadt, den Kastellstandort im Gebiet der heutigen Stadtkirche St. Marien und die frühere, von den Römern genutzte Altmühlfurt.

Gunzenhausen:

© Babett Guthmann

Das Stadtoberhaupt ließ auch die Gelegenheit nicht ungenutzt, auf Pläne zur Neugestaltung des Stadtmuseums hinzuweisen. Man wolle das derzeit aus Brandschutzgründen geschlossene Museum gern umgestalten. Hier stehe ein Konzept "Limes – medial" im Raum, für das man sich weiterhin um Zuschüsse und Fürsprecher bemühen werde, kündigte Fitz an.

Der Limes und das Leben im römisch-germanischen Grenzland möchte man hier darstellen. Bei den Archäologen warb er für dieses Projekt sicher nicht vergeblich um Unterstützung, hatte doch Elisabeth Krieger den Fundus des Stadtmuseums mit so schönen Worten als "siebten Himmel" – für Altertumsforscher – gepriesen.

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