Gunzenhäuser an der Weltspitze der Tänzer

30.9.2018, 07:08 Uhr
Gunzenhäuser an der Weltspitze der Tänzer

© Privat

Michael, der zu dieser Zeit die Stephani-Volksschule in Gunzenhausen besuchte, fing an, mit den bereits tanzerfahrenen Freunden Constantin Tabler, Andre Klein und Dimitri Lebsack zu trainieren. Er wurde immer besser und bekam schließlich mit 14 Jahren seinen ersten Auftritt auf dem Gunzenhäuser Bürgerfest, wo er mit der Breakdance-Gruppe "Burning Styles Crew" seine erste Bühnenerfahrung sammelte. Weitere Auftritte auf kleineren Veranstaltungen folgten, bis "Mikey" sich 2017 für die World Championships of Performing Arts (WCOPA) bewarb.

Die Geschichte, wie er von den Championships erfuhr, erzählt Mikey mit einem Grinsen auf dem Gesicht. In der Disco lernte er einen jungen Mann kennen, der bereits als Schauspieler und Model an den WCOPA teilgenommen hatte — und immer noch hin und weg war. Michael beschloss, seine Bewerbung für 2018 einzusenden. Via Internet musste er Videos und Bilder schicken. Später stellte er sich bei einem Casting in Nürnberg vor.

Als Michael es dann wirklich ins Team Deutschland unter der Leitung von Brix Schaumburg schaffte, ging es weiter ins Hotel West Inn in Long Beach, Los Angeles. Sein National Director stellte sich als ein sehr hilfsbereiter Mann heraus, der immer zur Stelle war und den Künstlern jegliche Freiheiten ließ.

In Long Beach tummelten sich im Juli über 2000 Leute aus 68 Ländern mit dem Ziel, eine schöne Zeit zu haben und sich künstlerisch auszuleben. Die Kategorien sind bei diesem Event breit gefächert. Es kommen Tänzer, Sänger, Schauspieler, Models und viele mehr. Das Klima im Team beschreibt er als "sehr herzlich".

Bevor er in der amerikanischen Filmmetropole angekommen war, kannte er noch niemanden aus dem Team Germany. Es war jedoch, "als hätten wir uns schon voll lange gekannt", wie Finn erzählt. "Wir haben immer Spaß gehabt und auch andere Teams angefeuert", erklärt er, wobei er den Umgang auch zwischen den Teams eher als "freundschaftlich" beschreibt.

"Ich hab’ noch nie so geschrien in meinem Leben", erzählt der 28-Jährige mit funkelnden Augen von der Finalistenbekanntgabe bei den WCOPA: Er hatte es als einziger Deutscher ins Finale geschafft! Dieser Tag wird ihm ewig in Erinnerung bleiben. Nur zwei Tage hatte der Tänzer nun Zeit, um seinen finalen Auftritt vorzubereiten. Munter erzählt er von seiner Aufregung, mit der er bei 40 Grad draußen trainierte und sich fast auf dem Gelände des Performance Centers verlief.

Es lief tatsächlich optimal für ihn, er landete an erster Stelle in seiner Kategorie. Durch seine diversen Auftritte "erntete" er gleich vier Medaillen. Und das will etwas heißen: Bei den WCOPA wurden die Künstler von einer strengen Jury, die unter anderem aus Choreographen von Beyoncé und Michael Jackson bestand, auf Mimik, Technik, Klamotten und Entertainment bewertet.

Heute steht er auf großen Bühnen und feiert seinen Erfolg als Division World Champion in der Kategorie Solo Senior Open Dance. "Mein Ziel war es, mit einer Medaille heimzukommen, nicht mit vier", verrät der Breakdancer noch immer überwältigt.

Neben seiner Ausbildung als Industriemechaniker arbeitet er als selbstständiger Tanzlehrer in Nürnberg, wobei er verschiedene Tanzgruppen mit Kindern ab acht Jahren bis hin zu Jugendlichen unterrichtet. Gleich nach der Schulzeit hatte "Mikey" eine Tanzpädagogik-Ausbildung begonnen, bei der er unter anderem Ballet, Jazz, Hip Hop oder Modern Dance erlernen musste.

Ein gutes Pflaster

Gunzenhäuser an der Weltspitze der Tänzer

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Amerika war schon früher ein gutes Pflaster für ihn. 2011 beschloss er, dass er einfach mal "wegmusste", und verließ Gunzenhausen in Richtung Arizona. Während seiner Zeit dort lernte er viele neue Freunde kennen und zog später mit einer Gruppe von Tänzern, die einander unterstützten und das Geld zusammenlegten, nach Kalifornien. "Jeder hat auf dem Boden geschlafen", lacht er.

Sein nächstes Ziel ist es, Grand Champion bei den WCOPA 2019 zu werden. Am heutigen Samstag darf er bei den Castings für die Championships seine Meinung abgeben, wen er als geeignet für das "Team Germany" hält.

Für die weitere Zukunft wünscht sich der zur Zeit in Ansbach lebende 28-Jährige, vor allem in Gunzenhausen und Umkreis den Kindern und Jugendlichen das Tanzen nahezubringen und Kurse in den Schulen zu geben. In Gunzenhausen besucht der World Division Champion immer wieder gerne Freunde und Familie. Bei einem Gang ins Jugendzentrum denkt sich Michael immer wieder: "Was haben wir da für Zeiten gehabt!" Es war ein weiter Weg vom JuZ bis zum großen Erfolg in Kalifornien. Das Tanzen wird ihn garantiert nicht mehr loslassen: "Es ist mein Traum und meine Leidenschaft, es ist alles für mich."

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