Gunzenhausener Handball: Meister - aber noch nicht satt

9.3.2020, 15:06 Uhr
Die Gunzenhausener Handballerinnen dürfen schon zwei Spieltage vor Saisonende die Meisterschaft bejubeln.

© Dominik Mayer Die Gunzenhausener Handballerinnen dürfen schon zwei Spieltage vor Saisonende die Meisterschaft bejubeln.

Gunzenhausens Trainer Michael Engelhardt hatte vor Überheblichkeit gewarnt. Nicht nur seine Mannschaft, sondern auch den Redakteur, der sich vor der Partie beim TSV Falkenheim zu der Bemerkung hinreißen ließ, ein Sieg gegen den Tabellensechsten sei doch so gut wie sicher. Die Bilanz der Gunzenhäuser Handballerinnen in der Bezirksklasse 2 ist schließlich beeindruckend. Elf Spiele, elf Siege, die meisten davon so deutlich, dass den Gegnerinnen die Freude an ihrem Sport kurzzeitig vergangen sein dürfte. Mit einem Sieg beim TSV Falkenheim könnten die Altmühlstädterinnen ihre Saison krönen und sich bereits zwei Spieltage vor Saisonende die Meisterschaft sichern – Aufstieg in die Bezirksliga inklusive.

Doch zu Beginn der Partie in Nürnberg zeigte sich Engelhardts Team unkonzentriert und ohne den nötigen Biss. „Die Mannschaft hat den Gegner am Anfang unterschätzt“, analysierte der Trainer später. „Die Spannung war nicht da.“ Und so tat sich der TV 1860 unerwartet schwer, scheiterte in der Anfangsphase mehrfach an der Falkenheimer Torhüterin. Gut 16 Minuten waren schon gespielt bis die favorisierten Gäste erstmals die Führung übernahmen. Franziska Frühwirth hämmerte den Ball zum 4:3 ins Tor. Entscheidend absetzen konnte man sich zunächst trotzdem nicht, Gunzenhausens Coach sah sich zu einer Auszeit gezwungen. „Wir brauchen mehr Bewegung ohne Ball“ prangerte Engelhardt das bis dahin pomadige Spiel seines Teams an.

Mit Geschlossenheit wollen es die TV-Damen bis in die Landesliga schaffen.

Mit Geschlossenheit wollen es die TV-Damen bis in die Landesliga schaffen. © Dominik Mayer

Die Worte des Trainers zeigten Wirkung, bis zur Halbzeit konnte sich der TV 1860 immerhin auf 10:7 absetzen. Nach dem Seitenwechsel gelang es dem Favoriten sichtlich besser, seine körperliche und spielerische Überlegenheit auf das Parkett zu bringen. Spätestens als Tünde Szabo in der 45. Minute zum 16:8 traf, war die Partie entschieden. Während die Altmühlstädterinnen nun fast nach Belieben trafen, gelang es den Gastgeberinnen kaum mehr, den Defensivverbund des TV zu überwinden. Daran änderten auch mehrere Zeitstrafen zu Ungunsten der Gunzenhäuserinnen nichts mehr. Mit einem letztlich standesgemäßen 22:14(10:7)-Erfolg sicherten sich die Gäste die Meisterschaft in der Bezirksklasse 2 und den Aufstieg in die Bezirksliga.

Leidenschaft und Herzblut

Kurz nachdem die Jubelgesänge in der Herriedener Halle verklungen waren, blickte Engelhardt schon wieder nach vorne: „Ich denke schon an nächstes Jahr.“ Kein Wunder, schließlich hat er noch viel vor mit seiner Mannschaft. Der Durchmarsch bis in die Landesliga ist das Ziel, die Meisterschaft in der Bezirksklasse dementsprechend nur ein Zwischenschritt. „Dafür werde ich noch zwei bis drei neue Spielerinnen brauchen. Aber wir sind dabei, das zu organisieren“, erklärt der Vater des Erfolgs. Außerdem gebe es im Verein eine gute Nachwuchsarbeit, viele B-Jugendliche spielen schon jetzt bei den Damen mit. Vergangene Saison war das nicht möglich, der Verein hatte keine Damen-Handballmannschaft im Spielbetrieb.

Doch im Sommer 2019 entschlossen sich Engelhardt und die Ex-Bayernligaspielerin Franziska Frühwirth – mit acht Toren auch gegen Falkenheim die überragende Akteurin – ein neues Team aufzubauen. Trotz großer Ziele gibt es in Gunzenhausen kein Salär, nicht mal die Fahrtkosten werden erstattet. Stattdessen setzt Engelhardt auf Leidenschaft und Herzblut. „Wir müssen frühzeitig dafür sorgen, dass die Spielerinnen eine enge Bindung zum Verein entwickeln“, erklärt der Coach. Weil Gunzenhausen eben nicht München, Berlin oder Hamburg ist. Und es viele Spielerinnen zum Studium weg aus dem Fränkischen Seenland zieht. Dass es sich trotzdem lohnen kann, in der Altmühlstadt Handball zu spielen, hat das Wochenende aber allemal bewiesen.

TV: L. Ortner, Kettler-Symader [beide Tor], Brand, Branner [3], Hoffmann [1], Friedrich, Janko, Szabo [5], E. Ortner, Barthel, Rohring 4/1], Frühwirth F. [8], Laubinger, Frühwirth A., Ehemann [1/1].

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