Gunzenhäuser Kirchweihbier auf Herz und Nieren getestet

2.8.2019, 05:51 Uhr
Gunzenhäuser Kirchweihbier auf Herz und Nieren getestet

© Jürgen Eisenbrand

Der bernsteinfarbene Gerstensaft stammt aus den Sudkesseln der Stadtbrauerei Spalt, hat volksfestverträgliche 5,0 Prozent Alkohol und wird bei der 618. Auflage der Kirchweih für 7,40 Euro je Maß ausgeschenkt – wie im Vorjahr.

Ganz anders als vor Jahresfrist gestaltete sich allerdings der Bieranstich: Bürgermeister Karl-Heinz Fitz mühte sich sichtlich, den Zapfhahn ins nagelneue Eichenfass zu treiben – aber erst nach dem 17. Schlag floss das Bier, und die "Walder Dorfmusik" konnte endlich den erlösenden Tusch anstimmen.

Wesentlich einfacher werden es jene Genießer in den nächsten Wochen haben, die schon ein wenig "vorglühen" möchten: Ab sofort sind rund 1500 Kisten Gunzenhäuser Kirchweihbier im gut sortierten Getränkehandel verfügbar.

Vor etwa 80 geladenen Gästen – Wirtschaftsvertreter, Kommunalpolitiker, städtische Mitarbeiter und Vertreter von Hilfsorganisationen – betonte Fitz die Bedeutung der Gunzenhäuser Kirchweih, die man in den letzten Jahren "hochwertig aufgestellt" habe (Stichworte: Festbier, Zelte), womit man inzwischen einen "guten Stand erreicht" habe: "Wir haben ein Angebot für alle Altersklassen, diesen Weg werden wir weitergehen." Man werde die traditionsreiche Veranstaltung nun "nicht mehr auf den Kopf stellen", sondern höchstens "an einigen Punkten nachjustieren".

Gunzenhäuser Kirchweihbier auf Herz und Nieren getestet

© Jürgen Eisenbrand

Die Stadt Gunzenhausen habe "mit den Spaltern einen guten Partner gefunden", stellte der Rathauschef fest: "Sie brauen ein besonderes Bier nur für unser Volksfest – das gibt es bei anderen Kirchweihen nicht, und darauf sind wir schon ein bisschen stolz."

Den Boss der Brauerei, seinen Amtskollegen Udo Weingart, hatte Fitz bereits zuvor launig mit einer Spur gespielten Neides begrüßt: Er sei als Bürgermeister zugleich Chef der kommunalen Brauerei – "das ist mir leider nicht vergönnt". Und ebenso launig hatte er auch die Gäste aus der Hopfenstadt begrüßt: "Auf euch hätten wir ja verzichten können", sagte er zu Weingart, seinem Braumeister Uwe Schulz sowie weiteren "Spalter"-Mitarbeitern. Aber dass sie die örtliche Bierkönigin Johanna mitgebracht hätten, sei ein "Glanzpunkt" für die Bierprobe.

Sehr viel ernster kommentierte Fitz hingegen das Fernbleiben der beiden Festwirte – sowohl von der Bierprobe wie auch vom vorab geführten Sicherheitsgespräch: Horst Gruber (Regionalzelt) sei noch anderswo mit Abbauarbeiten beschäftigt, aber Festwirt Andreas Widmann habe "kurzfristig abgesagt", und das "finden wir nicht so schön". Ein Festwirt sei wichtig, sagte Fitz, seine Anwesenheit bei einer Bierprobe quasi Pflicht: "Nächstes Jahr wollen wir ihn hier sehen!", gab Fitz in kaum verhohlenem Befehlston aus.

"Fühlen uns daheim"

Udo Weingart gab sich da schon wieder deutlich freundlicher und bedankte sich artig bei den Gunzenhäusern dafür, "dass wir Ihr Kirchweihbier brauen dürfen". Die Kirchweih in der Altmühlstadt sei groß und habe "ein sensationelles Einzugsgebiet". Und, so Weingart: "Wir fühlen uns hier daheim, weil die Leute unser Produkt mögen."

Selbiges charakterisierte Braumeister Uwe Schulz als "ein bisschen malzbetont, aber nicht zu sehr", womit es jenen Vorgaben entspreche, die der Gunzenhäuser Stadtrat vor drei Jahren bei einer Verköstigung im Rathaus gemacht habe.

Zwar habe er an diesem Abend von einigen Gästen gehört, "dass das Festbier ein bisschen anders schmeckt als im letzten Jahr", so Schulz. Aber das liege allein an den Rohstoffen, die womöglich ein etwas anderes Aroma hätten. Und: Je größer ein Fass, desto süffiger das Bier." Die Rezeptur jedenfalls sei die gleiche: "In unser Bier kommt nur Spalter Hopfen, sonst nix!" Und mit einem Spruch aus der Radiowerbung eines Konkurrenten empfahl er in die Runde: "Probiert’s es, dann spürt’s es!"

Eine nicht repräsentative Umfrage des Altmühl-Boten ergab jedenfalls: Das Festbier 2019 scheint den Geschmack der Gunzenhäuser zu treffen: Süffig, edelhopfig, vollmundig, nicht zu herb, auch für Nicht-Spalter-Trinker geeignet – so lauteten die meisten Kommentare. Gambrinus Klaus Carl empfand es als "nicht so kratzig wie letztes Jahr", und Carola Reiner aus dem Vorzimmer des Bürgermeisters befand: "Das verlangt nach mehr." Besonders fränkisch-prägnant formulierte es ein Bierfreund, der das als hohe Form des Lobes verstanden wissen wollte: "Es läffd!"

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