Hahnenkammsee: Straßen als Schlammbarrieren

14.5.2019, 17:26 Uhr
Hahnenkammsee: Straßen als Schlammbarrieren

© Limes-Luftbild.de

Erstmals rückten die Bagger 2011/2012 am Hahnenkammsee zu einer umfangreichen Entschlammungsaktion an. Nachdem das Wasser soweit wie möglich abgelassen worden war, fanden die Experten vom Wasserwirtschaftsamt am Boden weit mehr Sediment vor, als ursprünglich gedacht. Es zeichnete sich schnell ab, erläuterte Rösner auf Anfragen des Altmühl-Boten, dass eine weitere Maßnahme notwendig ist.

Die ging in diesem Frühjahr über die Bühne und ist quasi abschlossen, Rösner wird darüber heute Abend in der Sitzung des Heidenheimer Gemeinderats berichten und das weitere mögliche Vorgehen skizzieren. Denn erneut konnte längst nicht aller Schlamm aus dem Seegrund geschaufelt werden. Das liegt in der Natur der Sache, schließlich könenn die Wasserwirtschaftler - schon allein aus Rücksicht auf die Fische - den See für solche Sanierungsmaßnahmen nicht komplett trockenlegen. Im unteren Bereich ist deshalb noch einiges von der nährstoffreichen Masse, die das Algenwachstum mit verursacht, liegengeblieben. Rösner schätzt, dass die Schicht in diesem Bereich rund 1,5 Meter dick ist.

Neue Einträge erschweren

Die jetzigen Umbaumaßnahmen hatten neben der Schlammbeseitigung auch im Blick, einen neuerlichen Eintrag zu erschweren. So soll der Schlamm künftig besser zurückgehalten werden. Hier haben die Baustraßen im See, die bereits 2011 angelegt wurden, eine gewisse Barrierefunktion. Sie wurden zudem so ertüchtigt, dass sie für künftig notwendige Bauarbeiten gut reaktiviert werden können.

Weiter wurden das Biotop angepasst und optimiert und die Befestigung am Ufer erneuert. Nach rund 600.000 Euro in den Jahren 2011 und 2012 investierte das Ansbacher Wasserwirtschaftsamt nun weitere 250.000 Euro in die Verbesserung der Wasserqualität.

Begleitet werden diese Bemühungen von der Aktion "boden.ständig", die das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Weißenburg-Gunzenhausen auf den Weg gebracht hat. Denn die Maßnahme des Wasserwirtschaftsamts ist nach Rösler Worten reine "Symptombekämpfung". Der Schlamm, der mit viel Aufwand aus dem See geholt wurde, war ursprünglich einmal wertvoller Humus. Ziel des Programms des AELF ist es denn, diesen mit entsprechender Bewirtschaftung auf den Äckern zu halten. Erreicht werden kann dies beispielsweise durch den Anbau von Zwischenfrüchten oder das hangparallele Pflügen.

Gemeinde optimiert Kläranlage

Auch die Gemeinde, berichtet Rösner weiter, trägt mit zur Verbesserung der Lage bei. Das Abwasser aus Heidenheim wird mittlerweile per Druckleitung in die Kläranlage unterhalb des Sees geleitet, die Mischwassersituation soll noch optimiert werden, so dass künftig bei Starkregen möglichst viel Wasser zurückgehalten wird.

Zusätzlich wird in den kommenden zwei Jahren das Verhalten der "Nährstofffrachten" unter die Lupe genommen. Mit Hilfe dreier Messstellen - eine davon wird noch errichtet - wollen die Fachleute herausfinden, wie sich beispielsweise Trockenheit oder Starkregen auswirken.

Doch ganz verhindern lässt es sich nicht, dass Nährstoffe und Humus in den See geraten. Weshalb auch weiterhin mit Algen zu rechnen ist. Für die Zukunft wäre für Rösner etwa ein ähnliches Vorgehen wie am Altmühlsee denkbar. Dort wird seit einigen Jahren der Untergrund mit Räumgeräten gesäubert, der Schlamm fließt über mobile Rohrleitungen in extra angelegte Becken. Dieses Vorgehen hat sich laut Rösner am Altmühlsee bewährt. Nun müsse aber erst einmal geprüft werden, welche Maßnahme am kostengünstigsten und effizientesten ist. Noch sei da nichts entschieden.

Der Schlamm, der aus dem See geholt wurde, ist übrigens auf Schad- und Nährstoffe untersucht worden. Als unbedenklich eingestuft, landet er nun als Dünger wieder dort, wo er ursprünglich hergekommen ist: auf landwirtschaftlichen Flächen.

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