Harald Romanowski will dem Bürger eine Wahl geben

26.2.2020, 06:01 Uhr
Harald Romanowski will dem Bürger eine Wahl geben

© Tina Ellinger

Überhaupt ist es nicht die Art des 58-Jährigen, über den politischen Gegner herzuziehen. Dafür denkt der Bauingenieur zu rational. Aufgewachsen in einem 800-Seelen-Dorf in Rheinland-Pfalz, zog er zum Studium ins Ruhrgebiet, wo er anschließend auch die erste Anstellung fand. Er ging gegen Kernenergie und den NATO-Doppelbeschluss auf die Straße, ordnete sich politisch linksliberal ein. Eine Holzheizung im Haus und eine Photovoltaikanlage auf dem Dach zeugen von nachhaltigem Umweltbewusstsein und davon, "dass wir unseren CO₂-Abdruck minimieren möchten".

Wir, das sind Ehefrau Charlotte Loy-Romanowski, die übrigens ebenfalls auf der Kandidatenliste der Freien Wähler zu finden ist, und die Schwiegereltern, die mit in dem Anwesen in direkter Nachbarschaft zur Markgrafenkirche in Aha wohnen. Dorthin, in die mittelfränkische Heimat seiner Frau, hat es ihn und seine Familie vor 20 Jahren aus dem Ruhrgebiet gezogen. Die beiden Töchter, 30 und 26 Jahre alt, sind längst selbstständig und stehen fest im Berufsleben.

Vor 14 Jahren nutzte Harald Romanowski den vorhandenen Platz auf dem Hof und machte sich als Statiker selbstständig – und stellte in den vergangenen Jahren augenzwinkernd fest, dass "der Franke gar nicht so anders ist als der Rheinländer". Der fränkischen Sprache bescheinigt er eine gehörige Portion Witz und macht klar: "Wer hier nicht heimisch geworden ist, ist wohl selber schuld." Außerdem steht für ihn fest: "Heimat ist da, wo die Familie ist." Auch scheut er sich nicht, sich in die örtlichen Vereine einzubringen.

Ein unverständliches Behördenschreiben nach dem Ausbau des Dachgeschosses war letztlich der Auslöser für den zweifachen Vater, in Altmühlfranken politisch aktiv zu werden. Denn nicht nur er, sondern auch andere Bürger kamen mit Briefen dieser Art nicht zurecht – "teilweise war auch der Ton unverschämt" – und wandten sich an ihn. "Ich musste mich einmischen", erzählt er. Offenbar mit Erfolg: Als vor sechs Jahren ein neuer Ortsprecher für Aha gesucht wurde, fiel die Wahl auf ihn. Seine politische Heimat fand Romanowski bei den Freien Wählern, und er stellt vor allem dem langjährigen Stadt- und Kreisrat Dr. Werner Winter aus Unterwurmbach ein gutes Zeugnis aus. "Ein eisenharter Kämpfer" sei dieser, "fair und mit großem Demokratieverständnis".

Die Freien Wähler hält er für die treibende Kraft in Gunzenhausen. "Viele Ideen kommen von uns", ist der stellvertretende FW-Ortsvorsitzende überzeugt und verweist etwa auf die Blühwiesen und den Rufbus auf lokaler Ebene sowie den Kita-Zuschuss und die Abschaffung der Straßenausbaubeitragssatzung in Bayern. Auch die Rückkehr vom achtstufigen auf das neunstufige Gymnasium sei den Freien Wählern zu verdanken. "Wir sind sehr unabhängig als Ortsgruppe", und es herrschten weit weniger strenge Hierarchien als bei CSU und SPD, begründet er diesen Erfolg. "Wir gehören zu denen, die die große Politik schieben können", sagt er selbstbewusst. Damit der große Einfluss der Ortsgruppen erhalten bleibe, sei es wichtig, in den Kommunalparlamenten stark vertreten zu sein.

Vor diesem Hintergrund nimmt Romanowski seine Kandidatur um den Chefsessel im Rathaus durchaus ernst, auch wenn er realistisch genug ist, seine Chance als eher klein zu bezeichnen. Mit seiner sechsjährigen Erfahrung im Stadtrat geht er jedoch davon aus, besser für diese Posten geeignet zu sein als die Bewerber von SPD und Piraten/Die Linke. Dem Amtsinhaber bescheinigt er, ein guter Zuhörer zu sein. Positiv sieht er außerdem die Bürgerbeteiligung bei der Neugestaltung der Altmühlauen. "Es ist schwierig, Demokratie zu leben. Aber er macht das", teilt er ein Lob Richtung Fitz aus und verspricht: "Ich würde das beibehalten und ausbauen, wenn ich im Rathaus sitze."

Die Freien Wähler und er haben sich eine ganze Reihe an Themen auf die Fahnen geschrieben, die im Fall des Falles angegangen werden sollen. Dazu zählen zum Beispiel der Ausbau der Digitalisierung, die Senkung des Energieverbrauchs von städtischen Gebäuden sowie eine direkte Bahnverbindung nach Nürnberg. Brisanz hat auch die Ausweisung neuer Baugebiete in den Dörfern. "Die Leistungsträger ziehen sonst weg und sind für den Ort verloren", so seine Erfahrung. Da die Ortsteile einen Großteil der Bevölkerung stellen, müssten sie stärker beachtet werden, lautet seine Überzeugung.

Einen Schwerpunkt würde er zudem auf die Jugendarbeit legen, die neu formuliert werden müsse. Der 58-Jährige ist überzeugt: "Jeder Euro, der in Jugendarbeit investiert wird, zahlt sich zehnmal wieder aus." Ausreichend Kindergarten- und Hortplätze zu schaffen, steht ebenfalls auf der Agenda des Bürgermeisterkandidaten, der momentan durch die Stadtteile tourt und sich den potenziellen Wählern vorstellt. Damit sie am 15. März eine Wahl haben.

 

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