Flickenteppich nützt nichts

Hetzner Online: Kein Datacenter-Park in Gunzenhausen

8.11.2021, 13:19 Uhr
Es bleibt bei dem grünen Acker: Der Bereich zwischen Aha und Scheupeleinsmühle, hier der Blick auf die Westumgehung und die Stadt, wird nicht zum Standort eines Rechenzentrums mit PV-Freiflächen.   

© Wolfgang Dressler, NN Es bleibt bei dem grünen Acker: Der Bereich zwischen Aha und Scheupeleinsmühle, hier der Blick auf die Westumgehung und die Stadt, wird nicht zum Standort eines Rechenzentrums mit PV-Freiflächen.  

Über mehrere Monate hinweg wurden Gespräche mit der Stadt Gunzenhausen und Grundstückseigentümern geführt, um einen neuen Standort in räumlicher Nähe vom Hauptsitz der Firma in Gunzenhausen zu etablieren. "Leider konnten wir nicht alle Grundstückseigentümer der für die Umsetzung notwendigen Flächen überzeugen, diese zu veräußern", sagt Daniel Biller, zuständig für die Geschäftsentwicklung bei Hetzner Online. "Gerne hätte man die IT-Branche in der Heimat gestärkt und dort neue Arbeitsplätze geschaffen."

Firmeninhaber Martin Hetzner bedauert es sehr, dass sich trotz großer Unterstützung seitens der Stadt und der Verwaltung das Projekt nicht realisieren lässt. "Dennoch geht mein besonderer Dank an den Bürgermeister Karl-Heinz Fitz und an die Stadträte, die sich für das Projekt starkgemacht haben", so Hetzner in einer Presseerklärung seines Unternehmens.

Hetzner Online sucht nun nach Alternativen. Für den neuen Standort, der zu einem Drittel für Rechenzentrumsfläche und zu zwei Dritteln für die Gewinnung von umweltschonendem Solarstrom genutzt werden soll, wird eine Fläche von 50 Hektar benötigt. Er soll sich zudem in der Nähe eines Umspannwerks befinden.

Zeitgleiches Statement aus dem Rathaus

Fast zugleich vermeldete auch das Rathaus, dass es nicht zum Rechenzentrum mit Solarpark an der Westumgehung kommen wird. Über mehrere Monate hinweg seien Gespräche mit Grundstückseigentümern geführt und Vor- und Nachteile des Projekts auf vielen Ebenen diskutiert worden. Ein Teil der Grundstückseigentümer sei zwar zum Verkauf oder Tausch der für die Umsetzung notwendigen Flächen bereit gewesen, "am Ende ließen sich aber nicht alle vom Konzept überzeugen oder waren aus anderen Gründen nicht bereit, ihre Grundstücke einzubringen."

Leider sei hier eine einmalige Chance für Gunzenhausen vertan worden, meint Bürgermeister Karl-Heinz Fitz. "Für den Bau des Rechenzentrums und die Energiegewinnung aus erneuerbaren Energien hätte viel gesprochen. Wir befinden uns mitten in der Digitalisierung, die letztlich für jede Bürgerin und jeden Bürger von Bedeutung ist und auch genutzt wird. Mit dem Projekt hätten wir dieser innovativen und zukunftsorientierten Branche eine Heimat geben können."

Natürlich habe sich die Stadt auch mit den Folgen eines Projekts dieser Größenordnung auseinandergesetzt, etwa mit der hohen Flächeninanspruchnahme und deren Bedeutung für die Landwirtschaft. In vielen Gesprächen sei seitens der Verwaltung und des Stadtrats das Pro und Contra des Rechenzentrums abgewogen worden. Im Ergebnis hätten die Vorteile für Gunzenhausen und der hier lebenden Bürgerinnen und Bürger überwogen.

Bedauern klingt mit

"Auch, wenn wir die Entscheidung der ablehnenden Grundstückseigentümer bedauern, gilt es diese zu akzeptieren", stellt der Rathauschef fest. Er danke daher allen verkaufsbereiten Grundstückseigentümern. Denen, die sich anders entschieden und dies auf sachliche Argumente und einen konstruktiven Dialog gestützt hätten, danke er ebenfalls. Fitz würdigt in der Pressemitteilung aus dem Rathaus auch die Bereitschaft der Hetzner Online GmbH, am Standort Gunzenhausen zu investieren und Arbeitsplätze zu schaffen. Das Unternehmen werde das Rechenzentrum mit Solarpark nun an einem anderen Standort realisieren – da klingt Bedauern des Bürgermeisters mit.

Die Internetwirtschaft habe hohe Zuwachsraten, und ohne Smartphone oder Homeoffice sei der Alltag für die meisten Menschen mittlerweile undenkbar. Die Branche werde an Bedeutung weiter zulegen. Hier hätte man mit einem Gunzenhäuser Rechenzentrum plus Solarpark "einen wichtigen Beitrag leisten können". Er wünsche Hetzner Online eine glückliche Hand bei der Auswahl des alternativen Standorts und beglückwünsche die zukünftige Sitzgemeinde.

Im Gespräch mit dem Altmühl-Boten erinnerte der Bürgermeister daran, dass er mit allen Grundstückseigentümern Kontakt aufgenommen oder dies wenigstens versucht habe. Bedauerlicherweise habe er nicht von allen einen Rücklauf bekommen. Wo Gesprächsbereitschaft bestand, habe er dies auf der persönlichen Ebene umgesetzt. Fitz: "Wir haben es wirklich probiert!" Mit einem Flickenteppich an zur Verfügung stehenden Grundstücken würde das Projekt leider nicht funktionieren.

23 Grundeigentümer hätten mitziehen müssen

Vor rund einem Monat hatte der Rathauschef nochmals öffentlich an die 23 Grundstückseigentümer appelliert, ihr Land zu verkaufen, um dem Web-Spezialisten die Investition zu ermöglichen. Wie berichtet, ging es um viel landwirtschaftliche Fläche zwischen Aha und der Scheupeleinsmühle.

Insgesamt bemühte sich Hetzner Online um 35 Hektar. Eine Reihe von Grundeigentümern war schließlich bereit, das verbesserte Angebot von 16 Euro je Quadratmeter zu akzeptieren, andere eben nicht. Fitz wies in dem Schreiben auch darauf hin, dass die geplanten Photovoltaikflächen eine gewisse landwirtschaftliche Nutzung nicht ausschließen würden. Die Grundeigentümer hatten bis 19. Oktober Zeit zu erklären, ob sie an einem Verkauf oder einer Tauschlösung interessiert seien.

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