50 Fußballfelder voller Solarmodule

Hetzner Online plant riesigen Rechenzentrumspark

1.8.2021, 06:21 Uhr
Ein Riesenprojekt, eine gigantische Fläche: Hier, zwischen Aha und Gewerbegebiet Scheupeleinsmühle, zwischen B13 und Bahnlinie, soll der Rechenzentrumspark von Hetzner Online entstehen.

© Limes-luftbild.de, NN Ein Riesenprojekt, eine gigantische Fläche: Hier, zwischen Aha und Gewerbegebiet Scheupeleinsmühle, zwischen B13 und Bahnlinie, soll der Rechenzentrumspark von Hetzner Online entstehen.

Wo heute noch Blumenwiesen stehen und Obstbäume, wo Bauern Mais und Getreide anbauen, könnten schon bald viele Millionen Euro investiert werden: Nach dem Willen des Gunzenhäuser Internet-Dienstleisters Hetzner Online und der Stadt soll zwischen Aha und dem Gewerbegebiet Scheupeleinsmühle sowie zwischen der Bahnlinie und der B13 ein Rechenzentrumspark entstehen.

Ein einheimisches Unternehmen, das mit zukunftsträchtiger Technologie 100 neue Arbeitsplätze (davon etwa 50 für Einheimische) schaffen will – wer sollte da etwas dagegen haben, ist man versucht zu fragen. Doch die Anrainer irritiert die schiere Dimension des Vorhabens.


Im Internet zu Hause: Hetzner Online, ein Global Player aus Gunzenhausen


Hetzner Online strebt den Kauf der gesamten 50 Hektar landwirtschaftlicher Fläche auf dem genannten Areal an, und das Unternehmen beabsichtigt, auf 35 Hektar (350.000 Quadratmeter, die Fläche von 50 Fußballfeldern) einen Solarpark zu errichten. Ziel: Der Strom für das energiefressende Rechenzentrum soll zu einem möglichst großen Teil selbst vor Ort erzeugt werden - umweltfreundlich und vor allem preiswert.

Bürgermeister bat zu einer "Unterredung"

Bereits mit Datum vom 5. Juli hatte Bürgermeister Karl-Heinz Fitz alle 23 Eigentümer, die Grundstücke auf dem betreffenden Areal besitzen, per Brief zu einer "Unterredung" in die Stadthalle eingeladen. Um "völlig unverbindlich" über ein "Vorhaben" zu sprechen, das an die Stadt "herangetragen wurde, und das sowohl für Sie, den Vorhabenträger und die Stadt Gunzenhausen von Vorteil sein könnte" (der Brief liegt dem Altmühl-Boten vor).

Das Treffen am 19. Juli war laut Aussage eines der Eingeladenen gut besucht. Allerdings, so der Unterwurmbacher, der einige tausend Quadratmeter landwirtschaftlicher Fläche besitzt, sei die Stimmung dem Projekt gegenüber nicht gerade freundlich gewesen: "Ich habe von einigen gehört, dass sie auf keinen Fall verkaufen wollen." Zumal Hetzner Online offenbar nur wenig mehr als den Ackerland-Preis zahlen wolle, der geschätzt bei 5 bis 7 Euro pro Quadratmeter liege. "Ackerland plus x", habe die Formel an diesem Abend gelautet. Hinzu komme, dass der Boden dort sehr fruchtbar sei - und entsprechend begehrt: "Wenn da in der Vergangenheit ein Bauer aufgehört hat, haben sich andere fast darum gerauft, sein Land pachten zu dürfen."

Überhaupt, so der Informant, der vorerst noch anonym bleiben möchte, sei die Stimmung in dem Gunzenhäuser Ortsteil gegenüber der Kernstadt skeptisch. Eine Einschätzung, die auch Dr. Werner Winter, der "Wormer" Ortssprecher und Stadtrat, bestätigt. Im Ort herrsche "Betroffenheit", sagt der Freie Wähler. Vor Jahren habe man sich um einem Supermarkt in der Nähe bemüht - und sei damit abgeblitzt. Für das Gewerbegebiet Scheupeleinsmühle habe man "Unterwurmbacher Land für Gunzenhausen geopfert", aber im Hinblick auf das lange ersehnte Baugebiet passiere nichts, beschreibt Winter die vorherrschende Stimmung.

"Generell offen für solche Ansiedlungen"

Er selbst, ein ausgewiesener Fachmann in Sachen Energiepolitik, sei "generell offen für solche Ansiedlungen", und auch die Einnahmen aus der Gewerbesteuer nennt er "wünschenswert". Die IT-Dienstleitungen, die Hetzner-Online anbiete, sei genau jene Zukunftstechnologie, "die wir brauchen". Umso mehr, wenn man an Entwicklungen wie das autonome Fahren denke: "Dafür benötigen wir riesige Rechenkapazitäten - und eben auch Rechenzentren wie dieses." Allerdings sagt er auch, dass das Hetzner-Vorhaben schon eine "gigantische Größenordnung" habe.

Es sei, fasst er zusammen, "eine schwierige Angelegenheit". Und es sei vor allem "eine Sache der Eigentümer: Will ich verkaufen - oder nicht?". Er wolle sich als Stadtrat neutral verhalten sagt Winter. Fügt aber dennoch hinzu: "Es wäre schön, wenn wir solche Unternehmen hier halten könnten."

Der Altmühl-Bote hat natürlich versucht, einen Interview-Termin mit Bürgermeister Fitz sowie einem Firmenvertreter zu bekommen - und blitzte gleich zweimal ab. Lediglich schriftlich wollte man sich zu dem heißen Eisen äußern.

Aus dem Rathaus ging am Donnerstagnachmittag eine siebenzeilige Mail ein, in der vor allem die Tatsache bestätigt wurde, dass Hetzner Online einen Standort in der genannte Größenordnung suche, der "aufgrund des benötigten hohen Strombedarfs in der Nähe eines Umspannwerks liegen sollte". Was bei dem anvisierten Gelände der Fall wäre.

"Würde Gunzenhausen voranbringen"

"Bei der Suche nach geeigneten Flächen steht die Hetzner Online GmbH auch im Austausch mit der Stadt Gunzenhausen", heißt es weiter. Mit den Grundstückseigentümern seien inzwischen Gespräche aufgenommen worden. Und: "Bürgermeister Fitz würde es sehr begrüßen, wenn dem Vorhaben mit der geplanten Energiegewinnung aus einer Photovoltaikanlage eine Chance gegeben würde. Dies würde die Stadt Gunzenhausen weiter deutlich voranbringen."

Das Gunzenhäuser Unternehmen, das bereits mehrere Datacenter-Parks in Nürnberg, Falkenstein/Vogtland und in der finnischen Hauptstadt Helsinki, betreibt, bestätigte wenige Minuten später ebenfalls per Mail, dass man "einen weiteren Standort in räumlicher Nähe zum Hauptsitz in Gunzenhausen" suche, wo sich bislang "hauptsächlich die Verwaltungs- und Softwareentwicklungsabteilungen" befänden: "Für einen möglichen neuen Standort, der zu 1/3 für Rechenzentrumsfläche und zu 2/3 für die Gewinnung von regenerativen Solarstrom genutzt werden soll, wird eine Fläche von 50 Hektar gesucht", wiederholte der IT-Spezialist, was ohnehin schon durchgesickert war.

Aktuell befinde sich das Unternehmen "in Gesprächen über eine mögliche Ansiedlung mit Städten und Gemeinden in der Region", hieß es weiter - ein Hinweis, dass die Altmühlstadt offenbar mehrere Konkurrenten um die Ansiedlung des Rechenzentrumsparks hat. "Wir sind alle Gunzenhäuser und würden uns freuen, wenn es hier klappen würde", war am Telefon immerhin noch von einem zuständigen Mitarbeiter zu erfahren. Und: "Wir sind ja noch in einem Anfangsstadium und wollen sehen, ob die Möglichkeit besteht, die nötigen Grundstücke zu erwerben."

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