Hobby-Archäologen übten sich in der Kunst des "Fährtenlesens"

2.3.2011, 20:54 Uhr
Hobby-Archäologen übten sich in der Kunst des

© Kraus

Ein guter „Hobby-Archäologe“ muss neben scharfen Augen und guter Kondition noch einige Fachkenntnisse mitbringen, wenn er die „Zeugen der Vergangenheit“ finden, sichern und grob interpretieren möchte. Dies wurde einer Gruppe von Frauen und Männern des Kulturvereins Pfofeld und mehreren „Limescicerones“ während eines Lehrgangs des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege vor Augen geführt. Der Archäologe Dr. Ralf Obst schulte „Theorie und Praxis der Feld- und Geländebegehung“.

 

Den Hintergrund dazu bildet das Modellprojekt Archäo­logie und Ehrenamt, das interessierten Vereinen, Arbeitskreisen, Schulen und auch Privatpersonen Unterstützung bei ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit auf dem Gebiet der Bodendenkmalpflege in Bayern geben soll. Gespannt folgten die Teilnehmer den umfangreichen theoretischen Ausführungen. Vom Bayerischen Denkmalschutzgesetz über BGB und StGB bis zum Bayerischen Naturschutzgesetz spannte sich der Bogen. So können die Neugierigen auf der Suche nach „Schätzen“ nicht einfach Spaten und Schaufel in die Hand nehmen und zu graben anfangen. Ohne eine Erlaubnis der Denkmalschutzbehörde im Landratsamt geht gar nichts. Werden antike Funde gemacht, gehören sie zur Hälfte dem Grundeigentümer und zur Hälfte dem Entdecker.

Landwirtschaftliche Flächen dürfen nur außerhalb der „Nutzzeit“ betreten werden. In der Zeit zwischen Saat und Ernte muss Ruhe herrschen. Die „Brache“ der Felder eignet sich am Besten zum Entdecken! Die praktische Feld- und Geländebegehung wurde natürlich von den Pfofeldern mit großer Begeisterung angenommen, galt es doch, Scherben, Metallteile oder gar Münzen zu finden. Ein Feld südlich des Ortes sollte Gewissheit bringen, dass dort vor 1900 Jahren tatsächlich eine Zollstation oder eine Villa Rustica stand. Die Bilanz der breit angelegten Suche unter der Führung von Ralf Obst war allerdings eher ernüchternd. Lediglich kleinere Tonscherben aus dem späten Mittelalter und aus der Neuzeit wurden gefunden und besprochen. Dieser sogenannte Scherbenschleier kann „Quellencharakter“ haben, also Aussagen über die allmähliche Entwicklung einer Siedlung ermöglichen.

Interessante Scherben aus der Römerzeit

Einzig Rosemarie Dürr, Mitglied des Kulturvereins, fand interessante Scherben aus der Römerzeit. Eine weitere Feldsuche am westlichen Ortsrand von Pfofeld förderte einen umfangreichen „Scherbenschleier“ zutage. Vom späten Mittelalter bis in die Jetztzeit reichte das Alter der Teile. Die Wallanlage im „Hag“, mitten im Wald gelegen, überraschte sogar den Fachmann mit ihrer Größe. Ralf Obst datiert das Denkmal in die Karolingerzeit, deutlich vor 1000 n. Chr. Später gebaute Wehranlagen dieser Art wurden kleiner angelegt – gefunden wurde dort nichts. Archäologische Oberflächenfunde sind in Wäldern eher selten, lediglich Windwürfe oder Bodenaktivitäten von Fuchs, Dachs oder Wildschwein könnten Vergangenes aufdecken.

Die Hügelgräber im „Fichtet“ östlich von Pfofeld liegen gut versteckt im Wald. Dies konnte in der Vergangenheit leider „Raubgrabungen“ nicht verhindern. Sämtliche Hügel sind „getrichtert“, also durch ungenehmig­tes Suchen unwiederbringlich zerstört. Dr. Obst wies bei der Gelegenheit eindringlich auf das Verbot ungenehmigter Grabungen hin. Sinnvoll und wünschenswert wäre allerdings die Rekonstruktion eines Hügelgrabs, etwas abseits des bestehenden antiken Friedhofs gelegen. Touristen und Einheimischen, Kindern und Erwachsenen könnte damit ein Blick in die Vergangenheit verschafft werden. Der Kulturverein wird versuchen, ein Projekt „Nachbau eines keltischen Hügelgrabes“ ins Leben zu rufen. Die zuständigen Behörden und die Gemeinde Pfofeld sollen dafür gewonnen werden.