Hohentrüdingen war einst Sitz einer Adelsfamilie

27.10.2018, 07:49 Uhr
Hohentrüdingen war einst Sitz einer Adelsfamilie

© Rosemarie Meyer

Hätte es damals Denkmalschützer gegeben, sicher hätten sie geweint. Nur der Bergfried der Burg hat die Zeiten überdauert. Dass er nicht der Abbruchaktion zum Opfer fiel, verdankt er seiner Umnutzung im 18. Jahrhundert als Kirchturm.

Wer aber war diese Familie der Truhendinger, die in Hohentrüdingen ihren Stammsitz hatten, die nachweisbar sind in Colmberg, Gunzenhausen, Solnhofen und Treuchtlingen? Die ab Ende des 13. Jahrhunderts eine Altentrüdinger und eine obermainische Linie hatten? Martin Winter, Heimatforscher aus Hohentrüdingen, und Hubert Ruß haben sich sehr intensiv mit den Edelfreien von Truhendingen befasst. In ihren Studien finden sich viele Hinweise zu ihnen.

Ihren Ursprung hatten die Edelfreien wohl in der Nähe von Pfäfflingen im Ries, bevor sie, gefördert von den Staufern, in das heutige Altentrüdingen zogen, wo zu Beginn des 12. Jahrhunderts ein Fronhofsverband entstand. Fortan nannte sich die Familie auch Truhendinger. Sie waren "edelfrei", also von landrechtlichem Stand. Ihren Titel verdankten sie nicht Lehens- oder Dienstverhältnissen, sondern sie unterstanden direkt dem König beziehungsweise Kaiser. Später entwickelte sich aus den Edelfreien der Hochadel.

In einer Urkunde des Bischofs von Eichstätt wurde die Familie 1129 erstmals in einer Zeugenreihe aufgeführt, 1142 wurden die Brüder Fridericus und Adalbertus de Truhendingen ebenfalls als Zeugen genannt. Zunächst hatten die Truhendinger nur kleine Besitzungen, später führte eine ausgeklügelte Heiratspolitik zu mehr Besitz und zahlreiche Verwandtschaft in damals wichtige Familien.

Erst jedoch siedelten sich die Truhendinger im Immunitätsbereich des Eichstätter Bischofs an. Nachdem die Grafen von Oettingen jedoch Wassertrüdingen gegründet hatten, lag der Stammsitz der Truhendinger am Rande ihres Herrschaftsbereiches. Deshalb wurde nach einem neuen Sitz gesucht. Die Höhen des Hahnenkamms schienen für dieses Vorhaben günstig. 560 Meter über dem Meeresspiegel bauten sie ihre Höhenburg. Das Land und später die Vogtei über das Kloster Heidenheim hatten sie vom Eichstätter Bischof erhalten, dazu noch Vogtei und Lehen über das Kloster in Solnhofen.

Um sich gegen ihre Widersacher, die Grafen von Oettingen, abzugrenzen, ließen sie das Land roden und bauten Burgenstützpunkte am Rechenberg, in Westheim, Wurmbach, Rohrach sowie in Alerheim (Ries). Mitte des 13. Jahrhunderts fiel zudem die strategisch wichtige Burg Spielberg an die Truhendinger. Gunzenhausen, das günstig an einer Furt lag entwickelte sich damals zu einem zentralen Ort mit städtischer Funktion.

Die Herrschaft der Truhendinger war kein geschlossenes Territorium, beschreibt Hubert Ruß in seiner Studie "Die Edelfreien und Grafen von Truhendingen" von 1992. Das verhinderten die Grafen von Oettingen. Trotzdem zog sich der Bereich vom Nördlinger Ries und Eichstätt im Süden bis in die Gegend von Feuchtwangen und Heilsbronn im Norden. Der Schwerpunkt lag dabei im Raum der mittleren Wörnitz und der Altmühl.

Durch geschickte Heiratspolitik gelang es den Grafen von Truhendingen, ihre Besitztümer auszubauen. Friedrich von Truhendingen war mit Margaretha von Meranien verheiratet. Als deren Familie "im Mannesstamm" 1248 erlosch, erbten die Truhendinger, zusammen mit weiteren Familien Besitz der Meranier- Andechs in Oberfranken — allerdings erst nach einem längeren Rechtsstreit, der die Familie finanziell belastete. Dazu kam eine aufwendige Hofhaltung, kostspielige reichspolitische Aktivitäten und die standesgemäße Ausstattung der Töchter.

Gerade die Altentrüdinger Linie versuchte ihren Einfluss über die Heirat der Töchter mit den Grafen von Württemberg, von Hohenlohe-Weikersheim, von Fürstenberg, den Markgrafen von Baden und den Herzögen von Teck auszudehnen. Auch zu den Grafen von Oettingen soll eine enge verwandtschaftliche Beziehung bestanden haben.

Schon 1311 starb die Altentrüdinger Linie aus, Ulrich I. von Truhendingen hatte keine männlichen Nachkommen. Zusammen mit seiner Frau wurde er im Heidenheimer Münster beigesetzt, das Grabmal kann dort noch besichtigt werden. Der Besitz am Hahnenkamm wurde zersplittert. Davon profitierten vor allem die Burggrafen von Nürnberg. Die Grafen von Oettingen konnten nur die Burg Spielberg an sich bringen. Die obermainische Linie existierte noch einige Jahrzehnte weiter, allerdings war ihre finanzielle Situation ebenfalls sehr angeschlagen und die Herrschaft verfiel. Als letztes Familienmitglied der obermainischen Linie erscheint Heinrich IV von Tronigen (Truhendingen) der bis 1458 Mitglied des Deutschen Ordens in Elbing, Königsberg und auf der Marienburg war.

Heute erinnert vor allem die Literatur an die Edlen von Truhendingen und ihre Gastfreundschaft. Denn der Minnesänger Wolfram von Eschenbach lässt seinen Parzival "die Truhendinger Pfannen" loben und vor allem die vorzüglichen Krapfen. Wie es heute um die Gastfreundschaft der Hohentrüdinger steht, das auszuprobieren bietet sich das Kirchweihwochenende an. Sie steht den Truhendingern sicher um nichts nach, wenn auch bis heute niemand weiß, welche Krapfen der Minnesänger damals so gut fand.

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