In Gunzenhausen neues Wohnhaus für Menschen mit Behinderung

29.9.2020, 06:05 Uhr
Der Rohbau des neuen Diakoneo-Wohngebäudes für Menschen mit Behinderung steht bereits. Es befindet sich im Birkenweg in der Gunzenhäuser Ostvorstadt. Früher wurde das Grundstück landwirtschaftlich genutzt.

© Foto: Isabel-Marie Köppel Der Rohbau des neuen Diakoneo-Wohngebäudes für Menschen mit Behinderung steht bereits. Es befindet sich im Birkenweg in der Gunzenhäuser Ostvorstadt. Früher wurde das Grundstück landwirtschaftlich genutzt.

Nun steht der 1400 Quadratmeter umfassende Rohbau im Birkenweg und der Grundstein konnte gelegt werden. Corona-bedingt fand die Feier in einem kleineren Rahmen statt.

Bevor der Block aus Ytongsteinen inklusive einer Tafel geschlossen wird, befüllen Roswitha Fingerhut, Leiterin Wohnen, und Diakoneo-Vorstandsvorsitzender Mathias Hartmann ein Kupferrohr mit Euromünzen, Tageszeitungen und mehr. Anschließend klopfen Hartmann, Bürgermeister Karl-Heinz Fitz, Landrat Manuel Westphal, Architekt Johannes Högner und Michael Günther, Vorsitzender der Diakoneo- Bewohnervertretung mit Hämmern auf den Grundstein und äußern dabei ihre Wünsche: "Möge das Haus immer ein Haus der Begegnung sein", so etwa Westphal.


"Akzeptiert und mittendrin dabei" in Gunzenhausen


Im Juli 2022 soll der Bau fertig sein. Dann bietet er 24 Menschen mit Behinderung Platz, die sich auf vier Wohngruppen aufteilen. Jede Einheit verfügt dabei über eine großzügige Küche, einen gemeinsamen Aufenthaltsbereich und sechs Einzelzimmer mit eigenem Bad. Die Gesamtkosten liegen bei 7,1 Millionen Euro. 4 Millionen Euro übernimmt der Freistaat Bayern, 660 000 der Bezirk Mittelfranken und die restlichen 2,5 Millionen Euro bringt Diakoneo auf.

Menschen mit Behinderung sollen in Gemeinschaft integriert werden

Neue Wohneinheiten entstehen im Zuge der Dezentralisierung von Polsingen. Dort befindet sich eine große sogenannte Komplexeinrichtung, erklärt Fingerhut. Das bedeutet, die Menschen mit Handicap wohnen und arbeiten dort, sie müssen das Gelände nicht verlassen. "Ein Dorf im Dorf", sagt Fingerhut. Das "Behindertenheim" in Polsingen nahm bereits 1866 seinen Anfang. Damals wählte man bewusst den ländlichen Raum, um die Menschen mit Behinderung "auszugliedern", wie es Fingerhut freundlich umschreibt.

Mittlerweile verfolgt man einen anderen Ansatz. Die Menschen sollen Normalität erleben und in die Gemeinschaft integriert werden. Sie sollen mehr bestimmen können, wo und wie sie leben wollen. "Gunzenhausen hat sich als Standort bewährt. Wir fühlen uns hier wohl, sind akzeptiert, wir sind mittendrin", sagt Michael Günther, der in einer der bisherigen Gunzenhäuser Einrichtungen lebt.


Gunzenhausen: Mindestabstand auch im Diakoneo-Wohnheim


Sowohl Bewohner aus Polsingen, Oettingen und anderen Häusern haben die Möglichkeit, in das neue Gebäude im Birkenweg zu ziehen als auch neue. Sobald es fertig ist, stehen Diakoneo in der Altmühlstadt 82 Plätze für Menschen mit Behinderung zur Verfügung, in Polsingen verbleiben 212. Früher gab es dort über 280 Plätze. Zur Freude aller Anwesenden hat der Freistaat nun auch die Fördermittel für zwei weitere Häuser in Merkendorf und Dinkelsbühl mit insgesamt 48 geplanten Wohneinheiten zugesagt. In der Krautstadt startet der Bau voraussichtlich Anfang 2021.

Zum Birkenweg: Grasende Schafe und ein Flugzeug

Früher wurde das Grundstück, wo jetzt Diakoneo baut, landwirtschaftlich genutzt, erklärt der Gunzenhäuser Pfarrer Claus Bergmann. So grasten etwa Schafe auf der verpachteten Wiese. 2015 erwarb dann Diakoneo die Fläche von der evangelische Kirchengemeinde Gunzenhausen.

Die kam durch eine Lehrerin zum Grundstück, die es der Kirchengemeinde nach ihrem Tod vererbte. Aber mit einer besonderen Auflage, wie Bergmann erzählt: "Sollten wir das Grundstück verkaufen, dürfen wir nur ein Drittel des Erlöses behalten, die anderen zwei Drittel sollen an Menschen in Not gehen."

Und so finanzierte die Kirchengemeinde von dem Geld ein kleines Flugzeug in Papua-Neuguinea, um einem abgeschiedenen Teil der Bevölkerung eine sichere Versorgung zu ermöglichen, ließ Brunnen in Kenia bauen und finanzierte Schulplätze in Afrika. Hinzu kommt, dass das Grundstück nun einem Zweck ganz im Sinne der Lehrerin zugute kommt. Diese "Segensgeschichte" mache Pfarrer Bergmann sehr froh.

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