Keine Lichtmess-Feier in Wald: Alte Kluft bleibt heuer im Schrank

2.2.2021, 12:26 Uhr
Keine Lichtmess-Feier in Wald: Alte Kluft bleibt heuer im Schrank

© Archivfoto: Ludwig Göttler

Den doch eher ruhigen Winter ein bisschen zu beleben, das war vor 50 Jahren die Absicht von Horst Schwarz und seinen Mitstreitern vom Heimatverein Wald-Streudorf. Den Sommer über gab es bereits einige Veranstaltungen, die der Heimatverein für Einheimische und die steigende Zahl der Urlaubsgäste organisierte. "Aber im Winter war nichts los. Das wollten wir ändern."

Keine Lichtmess-Feier in Wald: Alte Kluft bleibt heuer im Schrank

© Archivfoto: Ludwig Göttler

Ein passender Tag wurde schnell gefunden: Maria Lichtmess, neben der sehr alten kirchlichen Bedeutung einst ein Feiertag für die Knechte und Mägde, wurde mit viel Liebe zum Detail wiederbelebt. Die Idee dazu stammte von Fritz Moninger aus Unterhambach. "Der kannte den Brauch, an dem Tag ins Wirtshaus zu gehen", erinnert sich Horst Schwarz an die Anfänge.

An Lichtmess endet nicht nur die kirchliche Weihnachtszeit, auch das Bauernjahr war vorbei. Die Knechte und Mägde erhielten an diesem Tag ihren Jahreslohn und meist noch ein paar freie Tage. Zudem konnten sie an Lichtmess ihren Dienstherren wechseln und sich eine neue Stelle suchen.

Gäste in alter Kluft

Ein guter Grund also für die Bediensteten, diesen Tag ausgiebig zu feiern. Das fanden auch die Verantwortlichen des Heimatvereins, die diesem Brauch neues Leben einhauchten, und vor 50 Jahren zur ersten Veranstaltung dieser Art zum "Fischer" nach Unterhambach einluden.


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In alter Kluft sollten die Gäste erscheinen, auf den Tisch kam das traditionelle Lichtmess-Essen Bratwurst, Kartoffeln, Bauchfleisch und Kraut. Ob Frauen ursprünglich an diesen Abenden mit von der Partie waren, kann Horst Schwarz nicht mit Sicherheit sagen, "aber wir haben sie mitgenommen", schmunzelt er und erzählt gerne von den Zusammenkünften, zu denen man meist zu Fuß kommt – mit Hefezopf und Schnaps im Gepäck. "Nachts gibt es immer noch einen Kaffee", erklärt er.

Keine Lichtmess-Feier in Wald: Alte Kluft bleibt heuer im Schrank

© Archivfoto: Ludwig Göttler

Für die musikalische Note sorgen die Gmabüschsänger, die Walder Dorfmusik oder auch Musikanten aus Lichtenau. Die ersten Jahre wurde die Lichtmess-Feier abwechselnd in den fünf Gasthäusern in Schweina, Unterhambach, Oberhambach, Streudorf und Wald abgehalten, doch die Besucherzahlen stiegen stetig an. "Irgendwann waren es für die kleinen Wirtshäuser einfach zu viele Leute", blickt der Ehrenvorsitzende zurück. So beschränkte man sich schließlich auf die drei Gasthäuser, die ausreichend Platz für das gemütliche Beisammensein boten – und bieten. Denn die Veranstaltung ist auch nach 50 Jahren immer noch ein fester und sehr beliebter Termin und lockt Besucher auch von auswärts an.


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"Werbung mussten wir noch nie machen", meint Horst Schwarz und freut sich darüber, dass seine Nachfolgerin Marion Schwarz an dieser Tradition festhält: Ungezwungen beieinander zu sitzen, sich in lockerer Runde zu treffen, Stanzeln zu singen, zu lachen, sich zu unterhalten – "das trägt zur Gemeinschaft bei", ist er überzeugt und weiß, dass das Treffen heute Abend vielen treuen Gästen fehlen wird. "Es ist heuer das erste Mal, dass es ausfällt. Das wird schon bedauert."

Quarkbällchen im Dorfladen

Keine Lichtmess-Feier in Wald: Alte Kluft bleibt heuer im Schrank

© Archivfoto: Ludwig Göttler

Aber so ganz unter den Tisch fallen lassen will der Heimatverein diesen Tag dann doch nicht. Deshalb gibt es heute für jeden Kunden des Walder Dorfladens Quarkbällchen mit einem Lichtmess-Vers von den Gmabüsch-Sängern. Als kleine Erinnerung an den Brauch und als Vorfreude auf die – hoffentlich – kommenden Feiern zu Lichtmess, wenn die Tage spürbar wieder länger werden.