Gespräche mit BRK

Kita-Notstand in Gunzenhausen

23.1.2020, 06:09 Uhr
Knappes Gut: Die Kindertagesstätten in Gunzenhausen und den Ortsteilen sind „alle voll“, berichtete Bürgermeister Karl-Heinz Fitz bei der Bürgerversammlung.

© Uli Deck/dpa Knappes Gut: Die Kindertagesstätten in Gunzenhausen und den Ortsteilen sind „alle voll“, berichtete Bürgermeister Karl-Heinz Fitz bei der Bürgerversammlung.

Beeindruckende Zahlen, die Karl-Heinz Fitz da bei der Bürgerversammlung in der Stadthalle präsentierte. Die aber auch eine Schattenseite haben: Die gut 620 Plätze in den elf Kindertagesstätten (fünf in der Kernstadt, sechs in den Ortsteilen) sind "alle voll", so der Bürgermeister. Es gebe trotz erheblicher Anstrengungen in den letzten Jahren sogar zusätzlichen Bedarf, "und deshalb müssen wir handeln".

Noch vor drei Jahren habe es genügend Plätze gegeben, erinnert sich Fitz. Mancher Kita-Träger habe sich sogar Sorgen gemacht, ob er die geschaffenen Kapazitäten denn auch dauerhaft auslasten könne. "Das hat sich deutlich geändert", stellte der Rathauschef fest. Das "Haus für Kinder farbenfroh" habe beispielsweise vor Weihnachten 86 Absagen an Eltern verschicken müssen, die einen Kita-Platz suchen.

Da die Stadt nicht selbst als Träger dieser Einrichtungen auftrete, sei sie in den letzten Monaten verstärkt auf die Suche nach Partnern dafür gegangen. Und hatte durchaus Erfolg: Die Lebenshilfe beginnt im Frühjahr Im Hollerfeld mit dem Bau einer Kita mit jeweils zwei Kindergarten- und Krippengruppen. "Wir hoffen", so Fitz, "dass wir diese Plätze Anfang 2021 anbieten können."

Kita in Frickenfelden

Die gemeinnützige Gesellschaft gfi, die bereits die Großtagespflege in der Bühringerstraße betreibt, wird in der Nürnberger Straße 32, in dem Gebäude, in das die AOK eingezogen ist, im zweiten Halbjahr 2020 eine weitere Einrichtung mit 16 Plätzen einrichten. Und mit dem Bayerischen Roten Kreuz (BRK) laufen Gespräche über eine viergruppige Kita in Frickenfelden; Baubeginn hier: unklar.

Würden alle Pläne umgesetzt, würden laut Fitz 175 zusätzliche Plätze in Kindertageseinrichtungen geschaffen. Aber er warnt: "Auch das wird knapp werden."

In dem Haus, in dem die AOK ihre Geschäftsstelle hat, soll in der zweiten Jahreshälfte 2020 eine weitere Großtagespflege mit 16 Plätzen entstehen.

In dem Haus, in dem die AOK ihre Geschäftsstelle hat, soll in der zweiten Jahreshälfte 2020 eine weitere Großtagespflege mit 16 Plätzen entstehen. © Wolfgang Dressler

Auf die Frage aus dem Publikum, ob die Stadt die steigende Nachfrage nicht frühzeitiger erfassen und entsprechend schneller hätte reagieren können, verwies Fitz darauf, dass die "Entwicklung relativ unvermittelt eingetreten" sei. Zudem gebe es eine ganze Reihe von Gründen dafür, die in ihrer Bündelung so nicht vorhersehbar gewesen seien.

Demnach arbeiteten immer mehr Frauen – und bräuchten deshalb einen Kita-Platz für den Nachwuchs. Die 100 Euro Kindergartenzuschuss, die in Bayern bezahlt werden, führten laut Fitz dazu, "dass mehr Zeit gebucht wird" und die Belegung damit zunehme.

Weil auch der sogenannte "Einschulungskorridor" geändert wurde, Eltern also ihre Kinder später zur Schule schicken können, werden etliche Kita-Plätze einfach nicht frei. Und schließlich seien da noch die höhere Geburtenzahl und die steigende Anzahl behinderter Kinder, die eine Kita besuchen – und rein rechnerisch pro Kopf mehrere Plätze besetzen.

Eine Umfrage bei Unternehmen, ob die sich eine Firmen-Kita vorstellen könnten, sei laut Fitz unergiebig gewesen. Derzeit liefen allerdings Gespräche mit dem Klinikum Altmühlfranken, denn, so Fitz: "Die kriegen Ärzte auch nur noch hierher, wenn das Umfeld stimmt." Wenn also die Sprösslinge die Chance auf einen Kita-Platz haben.

Gut 5,7 Millionen Euro fließen heuer in den laufenden Kindergarten-Betrieb in Gunzenhausen: 3,1 Millionen davon stammen aus den Kassen des Freistaats, den stattlichen Rest schießt die Stadt zu. "Gunzenhausen zahlt 300 Euro pro Kind und Monat dazu", rechnet Fitz vor.

Wobei selbst das größte finanzielle Engagement der Kommune den Erfolg der "Mission Kita" künftig in Gefahr bringen könnte: Wie in allen sozialen und Pflegeberufen wird auch in Kinderkrippen, -gärten und -horten das Personal knapp.

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