Damit es die Ernte nicht verhagelt

Landwirte hoffen jetzt auf Sonnenschein

17.7.2021, 09:27 Uhr
Niederschläge gab es heuer bislang überreichlich. Nun soll zur Ernte die Sonne scheinen. So erhoffen es sich AELF-Chef Hans Walter (rechts), seine beratenden Mitstreiter Angela Hirschbeck (Ausbildung) und Alexander Mack (Pflanzenbau, von links) sowie BBV-Kreisobmann Erwin Auernhammer.   

© Jürgen Leykamm, NN Niederschläge gab es heuer bislang überreichlich. Nun soll zur Ernte die Sonne scheinen. So erhoffen es sich AELF-Chef Hans Walter (rechts), seine beratenden Mitstreiter Angela Hirschbeck (Ausbildung) und Alexander Mack (Pflanzenbau, von links) sowie BBV-Kreisobmann Erwin Auernhammer.  

Doch um nun die Feldfrüchte auch noch gut einzubringen, ist schönes Wetter wichtig. Ein Umstand, der derzeit für Nervosität bei den Bauern sorgt.

Viel Niederschlag im Winter

Haben sie und ihre Böden doch 2021 schon so einiges an Auf und Ab erlebt. Schon Ende Januar durfte man sich über hohe Niederschläge in Form von Schnee freuen. Er breitete einen bis zu 15 Zentimeter dicken Mantel über die Bestände, so dass ihnen der Frost in der zweiten Februarwoche nichts anhaben konnte.

Es folgten steile Temperaturanstiege von minus 20 auf plus zehn Grad. Mitte März ging es wieder abwärts, was das gerade beginnende Wachstum wieder abbremste. Ein Hin und Her, das sich zweimal wiederholte. „Dreimal wurden unsere Kulturen in Frühlingsstimmung versetzt“, so Pflanzenbauberater Alexander Mack vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Roth-Weißenburg (AELF).

"Kaltes Erwachen"

Doch jeweils nach den Monatsenden von Februar und März sei ein „kaltes Erwachen“ erfolgt. Ein drittes Mal sei dies um den zehnten April herum passiert.

Die niederen Temperaturen der beiden letztgenannten Monate hätten aber für niedrige Verdunstungsraten gesorgt und so habe sich das Regendefizit jener acht Wochen nicht allzu negativ ausgewirkt. Zum anderen aber seien die Wintereinbrüche und ein zu kalter Boden für mäßiges Wachstum verantwortlich gewesen. Der April 2021 sei sogar der kälteste seit 1974 gewesen. Ihm folgte zu Beginn des Mai die lang ersehnten, ergiebigen Regenfälle. Insgesamt erwies er sich bezüglich der Niederschlagsmenge eher als knapp durchschnittlich. Und der Wonnemonat kam diesmal ebenso eher kühl daher. Die Folge: „Die Bestände wuchsen langsam, entwickelten sich aber sehr schön“, so Mack.


2020 war die Wintergerste der große Verlierer


Mitte Juni sorgte heißes und trockenes Wetter dafür, dass die Heuernte über die Bühne gehen konnte – „bei gigantischen Erträgen und erfreulichen Qualitäten“. Bevor zahlreiche Gewitter für viel Niederschlag sorgten. Vereinzelt mussten Starkniederschläge oder Hagel hingenommen werden. Generell aber schaffte das wechselhafte und nicht zu heiße Wetter „sehr günstige Wachstumsbedingungen für alle Kulturen“, so der Berater. Wenngleich auch der Entwicklungsstand bis zu zwei Wochen verzögert sei.

Die Ertragserwartungen bei Wintergerste und -weizen seien gut bis sehr gut. Hervorragende Ergebnisse stünden gar beim Rapsanbau in Aussicht. Auch dem Mais „stehen alle Chancen auf gute Erträge offen.“ Wenn die Witterung weiterhin so wechselhaft wie bisher bleibt.


Obst mit einem gelben Band darf jeder ernten


Das allerdings wäre schlecht für das Getreide, wofür sich die Landwirte zum Abernten Schönwetterphasen erhoffen. Eine erstaunliche Entwicklung legte das Grünland hin. Ende April „muteten die Bestände jämmerlich bis trostlos an“, blickt Mack zurück. Der erste Silageschnitt sei in den allermeisten fällen erst Ende Mai erfolgt und damit so spät wie noch nie. Doch das Warten lohnte sich: Es gab hohe Ertragsmengen bei guter Qualität. Generell ließen das aktuelle und auch das vergangene Jahr „auf Besserung hoffen“, so Mack. Für 2021 gelte sogar: „So günstige Bedingungen wie heuer werden wir so schnell nicht wieder bekommen,“ zumindest sei in Zeiten des Klimawandels damit nicht zu rechnen.

Zu viel Wasser erschwert Ernte

Außerdem bekomme die Hoffnung auf eine gute Ernte durch die jüngsten Niederschläge eher noch einen Dämpfer. Sie hätten für eine sehr starke Wassersättigung der Böden gesorgt, was die Erntearbeiten „definitiv erschwert.“ Zudem müssten wohl an Menge und Qualität Einbußen hingenommen werden. Auch Verpilzungen sei durch die aktuelle Lage Vorschub geleistet.


Die Honigernte fällt heuer sehr mager aus


Außerdem müsse man sich zudem fragen, woher denn in ausreichender Menge das trockene Stroh für die Strohställe der Betriebe kommen soll, die sich auf diese Weise fürs Tierwohl einsetzen. Auch der Pflanzenschutz sei bislang eine Herausforderung gewesen. Für ihn habe es dank der Wechselhaftigkeit „keinen optimalen Zeitpunkt gegeben“.

Die mechanische Variante sei ebenso an ihre Grenzen gekommen. „Das Hacken hilft eben nur, wenn das Unkraut danach vertrocknet“, erklärt Erwin Auernhammer, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV). Und eben nicht mit der gehackten Erde ausgeschwemmt wird.