"Mighty Mike" versetzt Hesselberghalle ins Dartsfieber

1.6.2018, 18:06 Uhr

© Mathias Hochreuther

Schon vor dem offiziellen Einlass, bildete sich vor der Hesselberghalle eine lange Warteschlange. Zum zweiten Mal nach 2017 pilgerte die Darts-Fangemeinde aus nah und fern nach Wassertrüdingen, um den derzeit wohl besten Darts-Spieler der Welt live zu erleben. Im vergangenen Jahr forderten 15 Spieler aus der Region Michael van Gerwen, den zweifachen Darts-Weltmeister (2014, 2017) aus den Niederlanden, im Rahmen des Wettbewerbs "Beat MvG" heraus, für die Neuauflage 2018 hatte sich Organisator Daniel Fickel etwas Neues einfallen lassen. Bei einem Amateurturnier am Ostersonntag traten 128 Darts-Spieler gegeneinander an, die beiden Besten spielten ihr Finale bei "Dartsfieber II" am Tag vor Fronleichnam aus – und sollten zudem im Doppel mit van Gerwen und dessen Landsmann, dem fünffachen Weltmeister Raymond van Barneveld, spielen.

Das neue Format zog, die Halle war am Mittwoch mit rund 1000 Zuschauern ausverkauft und ähnelte einer Dampfsauna. Doch dann kam der große Dämpfer: Mit van Barneveld fehlte einer der Protagonisten des Abends. "Heute Nachmittag um 14 Uhr hat er mich angerufen und mir gesagt, dass er nicht kommen kann", berichtet Daniel Fickel, der zu dem Zeitpunkt mit dem Auto unterwegs war. "Ich musste erst mal rechts ranfahren", erzählt der Röckinger, der selbst beim DC "Franken Power" im TSV Kleinschwarzenlohe in der Bayernliga Darts spielt. Van Barneveld saß am Flughafen in Amsterdam fest, sein Flug wurde wegen eines Unwetters gestrichen, der 51-jährige Niederländer wandte sich später am Abend per Audiobotschaft an die Fans in der Hesselberghalle: "Es tut mir wahnsinnig leid, euch enttäuschen zu müssen, ich hoffe, ich kann meinen Besuch bei euch nachholen", sagte er.

© Fotos: Mathias Hochreuther

Auch Daniel Fickel betrat die Bühne und entschuldigte sich bei den Besuchern, die immerhin mindestens 27 Euro für eine Karte bezahlt hatten, um zwei Ausnahmekünstler dieses Sports live sehen zu können. Doch Fickel, der mit Michael van Gerwen befreundet ist und diesen immer wieder bei Turnieren begleitet, hatte auch eine gute Nachricht parat. Kaum hatte van Barneveld am Nachmittag abgesagt, begann Fickel seine Kontakte spielen zu lassen. "Hektisch herumtelefoniert", nennt das der 35-Jährige. Und tatsächlich, da sich einige Darts-Profis zwischen den German Masters am vergangenen Wochenende auf Schalke und dem momentan in Frankfurt stattfindenden Teamwettbewerb World Cup of Darts ohnehin in Deutschland aufhalten, war Fickel erfolgreich. Mit Kyle Anderson, der Nummer 25 der Weltrangliste, konnte er kurzfristig Ersatz besorgen. Der Australier setzte sich in Frankfurt ins Auto und fuhr nach Wassertrüdingen.

Gut gelaunter Weltmeister

Der Ablauf des Abends war also gesichert, zumal Michael van Gerwen ohnehin im Mittelpunkt stand. Und der 29-Jährige hatte offensichtlich seinen Spaß daran. Mit Moderator Elmar Paulke vom TV-Sender Sport 1, der mit der Übertragung der schrillen Darts-Turniere ordentlich Quote macht, plauderte "Mighty Mike" oder "MvG", wie er von seinen Fans genannt wird, gut gelaunt über seinen zweiten Besuch in Wassertrüdingen, den besten deutschen Darts-Profi Max Hopp (Idstein) oder den Zuschauerrekord im Darts am vergangenen Wochenende im Stadion auf Schalke (20 210 Fans).

Zudem blödelte er bei einem Match gegen seinen Kumpel Daniel Fickel ("Respekt an Daniel, für das, was er hier aufzieht") – der zuvor noch vollmundig angekündigt hatte, "heute zock ich ihn ab" – zur Freude der Zuschauer herum. Im Doppel trat van Gerwen mit Daniel Hölzel aus Erlangen an, der zum Auftakt des Abends das Finale der "VR Darts Open", dem Amateurturnier vom Ostermontag, gegen Sebastian Pohl (München) verloren hatte. Pohl wiederum spielte mit Kyle Anderson und beendete das Doppel mit einem Treffer in die "Double 20" zum 3:2-Sieg für das Duo Pohl/ Anderson.

Jener Anderson forderte dann zum Abschluss des Abends van Gerwen zu einem Duell und dem Höhepunkt des Abends heraus. Da waren die Fans noch immer nicht müde, zum wiederholten Male wummerte van Gerwens Einlaufmusik "Seven Nation Army" von den White Stripes durch die Hesselberghalle. Allerdings war es der Australier, der dann den Takt angab und für die Darts-typischen "180"-Rufe (180 Punkte, also dreimal die Triple-20, sind die Maximalpunktzahl bei drei Würfen) des Publikums sorgte. 2:0 nach Legs (wer in einem Durchgang zunächst von 501 genau auf Null "runter spielt") stand es für Anderson, doch das packte die Nummer eins der Welt wohl bei der Ehre. Van Gerwen traf mit seiner beeindruckenden Präzision wie ein Uhrwerk und gewann 7:3.

Spätestens, als die "180er" in diesem Duell reihenweise fielen, erreichte das "Dartsfieber" seinen Siedepunkt und die Hymne aus dem Londoner "Ally Pally", der Kultstätte des modernen Darts-Sports und Austragungsort der Weltmeisterschaften des Verbands PDC (Profesional Darts-Corporation) erklang auch in der Wassertrüdinger Hesselberghalle: "Stand up, if you love the darts".

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