Mit digitalen Werkzeugen fit gemacht für die Zukunft

12.12.2018, 14:20 Uhr
Mit digitalen Werkzeugen fit gemacht für die Zukunft

© Foto: Reinhard Krüger

Oberstudiendirektor Thomas Grad vom Beruflichen Schulzentrum und sein Stellvertreter Wolfgang Förtsch von der Wirtschaftsschule konnten sich ein zufriedenes Grinsen nicht verkneifen. Sie haben es geschafft, in zwei Klassen wird derzeit mit insgesamt 43 iPads gearbeitet.

Für den Informationsabend über diese neue Form des Unterrichts wurde die Aula der Wirtschaftsschule in ein digitales Klassenzimmer umfunktioniert, statt Tafel und Kreide gab es Beamer und Leinwand, statt Schulbücher iPads. Die Schülerinnen und Schüler der Tablett-Klassen sind 13 oder 14 Jahre alt und besuchen die siebte Klasse. Kooperationspartner wie Hetzner Online oder die Hermann-Gutmann-Stiftung waren ebenso neugierig, wie eine Schulabordnung vom Werner-von-Siemens-Gymnasium (WVSG) aus Weißenburg oder Bürgermeister Karl-Heinz Fitz und Weißenburgs zweiter Bürgermeisterin Maria Schneller.

Ein dreiviertel Jahr haben Fachleute getüftelt, wie Englisch, Geschichte oder Mathematik digital präsentiert werden könnte, so dass es sowohl seriös als auch spielerisch-leicht herüber kommt. Greta Weisenseel, Projektmanagerin der Bildungsregion Altmühlfranken, saß mit im Boot und koordinierte die Beschaffungsmittel. "Ganz wichtig", ist für Studiendirektor Wolfgang Förtsch, dass "seine" Lehrer mitziehen und für die Sache brennen. Als studierter Informatiker ging er selbst mit gutem Beispiel voran. Vor allem den Skeptikern versicherte er: "Wir arbeiten auch weiterhin richtig mit Papier und Büchern."

Und dann gebe es ja auch noch das Kommando: "Nase machen". Sofort legten die Schüler ihre iPads auf den Kopf, kein Empfang mehr. So also kann man zwischen digitaler und analoger Welt "switchen", wie es auf neudeutsch heißt. Ziel sei es, "die Medienkompetenz weiter zu entwickeln", so Förtsch. Stufenweise soll so jeder Jahrgang an die neue, digitale Welt herangeführt werden. Der Ansturm war nach seinen Worten hoch, letztlich musste das Los entscheiden. Schließlich konnten nur eine begrenzte Anzahl Tabletts angeschafft werden. Die Eltern konnten zwischen iPad und "normale" Klasse wählen und das nicht ohne Grund: Schließlich kostet jedes mobile Geräte 585 Euro. Geld, das den Eltern in Rechnung gestellt wurde. Der hohe finanzielle Aufwand ist aber für die Schule kein Grund, an dem Vorhaben zu zweifeln. "Wer dies nicht leisten kann, dem wird entgegen gegangen", betonte Wolfgang Förtsch. Der Freundeskreis der Schule oder Sponsoren würden hier einen Zuschuss geben.

Die Schüler können so ihre iPads auch privat nutzen und nach Ende ihrer Schulzeit behalten. Neue Klassen werden im Gegenzug immer mit den aktuellsten Modellen ausgestattet. Wichtig für die Verantwortlichen ist, dass das "zusätzliche Werkzeug mit dem richtigen Maß" im Unterricht eingesetzt wird.

Interaktive Geometrie-Software

Dann wurde es ernst. Geometrie stand auf dem "Stundenplan". Mathelehrer Thomas Tagscherer installierte eine interaktive Geometrie-Software, die Schüler scannten den QR-Code und schon erschien auf der Leinwand ein kariertes Feld. "Wir malen ein beliebiges Dreieck", forderte Tagscherer seine Klasse auf: "Alpha plus Beta plus Gamma gleich Delta", diktierte er und die Jugendlichen zogen ihre speziellen Stifte, so genannte Pencils, über die Displays. Noch einige weitere Kurzbefehle und Klicks, dann war es soweit: "Jetzt haben wir unser Dreieck mit einem 180 Grad Innenwinkel." Damit könne man an jeder beliebigen Ecke mit dem Pencil ziehen, das Dreieck bleibt immer das Gleiche. Anerkennendes Murmeln aus dem Publikum.

Spezielle "Learning-App"

Nächstes Fach: Englisch. Hier stellte sich Tobias Heigl als digitalaffiner Lehrer vor. Auch er hat eine spezielle "Learning-App" im Programm. Ein Haus im Querschnitt erschien auf der Leinwand. Jedes Zimmer konnte angeklickt werden, um so die englischen Begriffe rund um Bad, Küche oder Wohnraum zu erfahren. Heigls beruhigendes Signal an die Eltern lautet: "Wir arbeiten schon noch über die Hand in den Kopf." Denn nach der guten alten Methode des Schreibens mit einem Füller oder Kuli wird immer noch am besten gelernt. "Wir benutzen das iPad nur in Maßen", beteuert Heigl. Dennoch steht er voll hinter dem digitalen Lernen und Erarbeiten. "Die Schüler sind begeistert und ich kann sehr schnell und leicht den Wissensstand überprüfen."

Bei Geschichtslehrer Harald Regensburger ging es richtig zur Sache. Karl der Große stand im Mittelpunkt eines multimedialen Quiz. Für jede Frage gab vier Antwortmöglichkeiten. Wer richtig lag, jubelte lauthals. Die Stimmung war prächtig. So kann Geschichte auf einmal richtig Spaß machen.

"Wir sind erst am Anfang, wir können beispielsweise Filme drehen und diese am iPad bearbeiten", erläuterte Förtsch. Max (14) findet das Lernen mit dem iPad "sehr cool". Hausaufgaben könnten so besser strukturiert werden. Sein Nebenmann Mike (13) freut sich zudem auf den eine oder andere YouTube-Film in den Pausen. Ein anderer berichtet, wie schnell er mit Hilfe des Tabletts ein Booklet erstellt hat.

Das alles blieb nicht ohne Eindruck. Bürgermeister Fitz freute sich über die Initiative des Landkreises. Er sieht, dass der Unterricht mit dem Tablet auch für die Mittelschule, wo die Stadt der Sachaufwandsträger ist, "zunehmend ein Thema wird". Oberstudiendirektor Wolfgang Vorliczky vom Weißenburger Gymnasium will abwarten: "Wir wissen nicht, wo wir in fünf Jahren stehen". Studienrätin Judith Raab pflichtete ihm bei: "Es ist ganz schwer, einzuschätzen, wie ein digitaler Unterricht läuft".

Während man am Gunzenhäuser Simon-Marius-Gymnasium bereits auf dem neuesten technischen Stand ist, wird das WVSG Schritt für Schritt für die Zukunft fit gemacht. So sind dort erst 30 Klassenzimmer digital ausgestattet. "Restlos überzeugt" ist hingegen Joachim Röcker. Sein 12-jähriger Sohn besucht die iPad-Klasse: "Das hilft in jedem Beruf", ist der Vater nach dieser Demonstrationsstunde überzeugt und weiß, dass er und viele anderen Eltern mit ihrer Entscheidung richtig lagen: "Genauso habe wir es mir vorgestellt."

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