"Ich bin schon viermal gestorben"

Muhrer Schloss wird zur Kulisse für schaurigen Fotoroman

5.11.2021, 06:01 Uhr
Muhrer Schloss wird zur Kulisse für schaurigen Fotoroman

© Foto: Jürgen Eisenbrand

In den Gemäuern von Schloss Altenmuhr treibt eine Vampirdame ihr Unwesen. Die hat nicht nur großen Appetit, sondern auch jede Menge krimineller Energie in sich – und die Gabe der Hypnose. Damit manipuliert sie einen jungen Fotografen, seine reiche Erbtante aufs Schloss zu locken, wo sich schon bald alle Beteiligten gegenseitig nach dem Leben trachten. Mit Erfolg: Nach einem ausgiebigen Verwirrspiel und mehreren Mordanschlägen liegen in dem historischen Gemäuer am Altmühlsee gleich vier Leichen herum.

Sie regieren das "Kunstimperium": Vanessa Bloß, die sich Aliana nennt, und ihre Mutter Tanja.

Sie regieren das "Kunstimperium": Vanessa Bloß, die sich Aliana nennt, und ihre Mutter Tanja. © Foto: Jürgen Eisenbrand

"Ja, irgendwer kommt bei unseren Geschichten immer um", lacht die junge Frau, die sich diesen schaurigen Plot ausgedacht hat, mit bürgerlichem Namen Vanessa Bloß heißt und als Autorin unter dem Künstlernamen Aliana in Erscheinung tritt. "Ich bin selber auch schon mindestens viermal gestorben." Mitunter ganz einfach deshalb, weil es praktischer ist: "Dann kann ich mich voll auf die Arbeit am Set konzentrieren."

Denn – und das ist das Besondere an Alianas Geschichten und den Büchern, die daraus entstehen: Es sind keine rein textlichen Romane oder Kurzgeschichten, sondern aufwendig produzierte Foto-Erzählungen, die sie mit einer Stammcrew von etwa zehn Schauspielern vorzugsweise in Burgen und Schlössern inszeniert: etwa in Schloss Schillingsfürst, in Sommersdorf – oder eben in Muhr am See.

Lust am Texten und Fotografieren früh gepackt

Seit etwa fünf Jahren leiten die 24-jährige Aliana und ihre Mutter Tanja Bloß (50) ihr "Kunstimperium" genanntes Zwei-Frau-Unternehmen, das in Tapfheim (Kreis Donau-Ries) beheimatet ist. "Damals steckte ich noch mitten im Abiturstress", erinnert sich Aliana, aber die Lust am Texten und Fotografieren hatte sie schon früher gepackt. Und als sie 2016 vom Wave Gothic Treffen in Leipzig zurückkam, kam auch die Leidenschaft für – mehr oder weniger aufwendig-bizarre – Kostümierungen hinzu.

Innerhalb weniger Wochen reifte aus dieser Konstellation die Geschäftsidee "Kunstimperium" heran: Der Vater entdeckte das wunderschöne Wasserschloss in Sommersdorf als mögliche Location, und dort stieß die Familie durch einen glücklichen Zufall auf jenen Fotografen, mit dem sie bis heute zusammenarbeitet. "Das alles passierte innerhalb von ein paar Wochen", erinnert sich Aliana.

Seitdem sind vier der Fotoromane fertig, weitere sieben sind "in der Pipeline", ein naturkundliches Kinderbuch und eines über den Osterhasen sind geplant. Wobei die beiden Frauen daran arbeiten, ihre Werke künftig zu personalisieren, vor allem ihre kleinen Leser also direkt anzusprechen oder sogar den Hauptfiguren den Namen des jeweiligen Kindes zu geben.

5000 bis 10.000 Bilder pro Produktion

Mutter Tanja kümmert sich seit der Begründung des "Kunstimperiums" darum, die außergewöhnlichen Schauplätze zu finden und zu buchen, am Set selbst ist Aliana die Chefin. Sie hat die Texte verfasst, hat klare Vorstellungen von der Szenerie und den Kostümen, führt Regie und achtet darauf, dass am Ende auch genug Material herauskommt, um die durchaus umfangreichen Werke üppig bebildern zu können.

"Anfangs waren es 200 bis 300 Bilder pro Buch, bei unserem Vintage-Krimi ,Neid tut selten gut’ waren es 600 in drei Bänden", sagt Aliana. Dafür musste der Fotograf anfangs etwa 2000 mal auf den Auslöser drücken, "jetzt schießt er 5000 bis 10.000 Bilder für eine Produktion", sagt die junge Chefin mit dem, wie sie selbst sagt, "Brautkleider-Spleen". Exakt 31 Exemplare aus den vergangenen 80 Jahren hat sie zu Hause gesammelt – und die kommen auch immer wieder mal als Kostüme zum Einsatz.

Bei den Genres sind Mutter und Tochter Bloß ausgesprochen flexibel, ihr Repertoire reicht vom Kinderbuch, über Mafia-Krimis und Fantasy-Stories bis zu Liebesromanen. Oder eben schaurige Vampirgeschichten, wie sie Aliana nun auf Schloss Altenmuhr inszeniert hat.

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