Pfofeld: Willi Renner übergibt nach 24 Jahren sein Amt

2.5.2020, 16:09 Uhr
Pfofeld: Willi Renner übergibt nach 24 Jahren sein Amt

© Tina Ellinger

24 Jahre, das ist eine echt lange Zeit. Dazu kommen sechs Jahre, die er als 2. Bürgermeister aktiv war. Da sein Vorgänger Hermann Roth als Landratsvize viel unterwegs war, übernahm Renner damals schon eine ganze Reihe von Terminen. "Dadurch bin ich schnell reingewachsen", weiß er heute. Als Roth 1996 dann nicht mehr kandidierte, übernahm er den Chefsessel im Rathaus und zog 2002 auch in den Kreistag ein, dem er auch noch eine weitere Periode angehören wird.

Willi Renner ist nicht nur ein waschechter Pfofelder, durch seinen Beruf als Besamungstechniker kennt er auch das kleinste Dorf im Landkreis. Gelernt hat er ursprünglich Metzger und Landwirt, und arbeitete dann 39 Jahre lang für den Besamungsverein Neustadt/Aisch. Neben seinem Bürgermeister-Ehrenamt gehört der 66-Jährige seit über 25 Jahren dem Aufsichtsrat der Raiffeisenbank Weißenburg-Gunzenhausen an. Doch auch damit ist jetzt bald Schluss, es gilt eine Altersgrenze von 65 Jahren für die nächste Wahl, die in Kürze ansteht. "Aber dann ist es eben vorbei", meint Willi Renner pragmatisch, Wehmut oder Trauer komme da keine auf.

Rundum positive Bilanz

Vielmehr wirkt er mit sich und seiner Entscheidung, den Bürgermeisterposten an den Nagel zu hängen, im Reinen. "Ich habe alles in meinem Leben gerne gemacht", betont er und spielt auf den Ratschlag seines Lehrers an, wonach Zufriedenheit das Wichtigste ist. Und zufrieden kann der scheidende Amtsinhaber durchaus sein: Die Gemeinde mit ihren etwa 1500 Einwohnern hat sich in den vergangenen Jahrzehnten gut entwickelt, steht finanziell sehr solide da, ist anerkannter Erholungsort und zieht dank der Nähe zu den Seen zahlreiche Urlaubsgäste an.

So darf denn auch der Tourismus als ein prägendes Element seiner Amtszeit bezeichnet werden. Von zaghaften Anfängen mit "Urlaub auf dem Bauernhof" in den 1960er-Jahren bis zum Bau und der Flutung des Seenlands, "als es dann richtig losging mit dem Fremdenverkehr", hat er alles miterlebt. Heute steht in Langlau eine stattliche Tourist-Info, die als Anlaufstelle für Urlaubsgäste und Vermieter dient. Bis dahin allerdings war es ein recht steiniger Weg, wie sich Willi Renner erinnert. Das Grundstück gehörte der Bahn, und es brauchte viel Durchhaltevermögen, bis der Kauf über die Bühne gehen konnte.

Pfofeld: Willi Renner übergibt nach 24 Jahren sein Amt

© Tina Ellinger

Aber aufgeben, das passt nicht zu ihm. So setzte er auch alle Hebel in Bewegung, als es um den Radweg von Pfofeld nach Langlau ging, ein langgehegter Wunsch aller Bürger, Vermieter und Urlaubsgäste. Hilfreich waren ihm da – und bei vielen weiteren Gelegenheiten wie etwa der Untertunnelung der Staatsstraße 2222 – die guten Kontakte zum damaligen Stimmkreisabgeordneten Dr. Manfred Weiß. Überhaupt sind Beharrlichkeit und ein langer Atem für einen Bürgermeister unverzichtbar, denkt man nur an die zähen Verhandlungen mit der Bundesimmobilienverwaltung wegen der Bundeswehr-Altlasten in Langlau oder an den Hochwasserschutz, der sich um einiges länger als geplant hingezogen hat. Ganze Aktenschränke könnte man wohl damit füllen.

Überragendes Ergebnis

"Und man muss Ärger und Kritik aushalten", gibt Renner außerdem zu bedenken. Auch im Gemeinderat ist man nicht immer einer Meinung gewesen, aber "das ist normal, das ist Demokratie". Dass er offensichtlich vieles richtig gemacht hat, zeigt sich an einer nicht ganz alltäglichen Zahl: 2008 wurde er mit 99,3 Prozent in seinem Amt bestätigt. "Das freut einen, klar", sagt er und fügt hinzu: "Ich hatte aber auch keinen Gegenkandidaten."

Stolz ist er auf das rege Vereinsleben in seiner Gemeinde. "Das ist schon etwas Besonderes", weiß er und verteilt ein dickes Lob an das gut funktionierende Miteinander. Ohne das hätte Pfofeld 2018 auch nicht die Silbermedaille im Dorfwettbewerb auf bayerischer Ebene geholt. "Das war eine Gemeinschaftsleistung", ist er überzeugt. Ein Herz hat der zweifache Vater und dreifache Opa zudem für die Kleinsten: "Wir wollen Familien unterstützen", heißt sein Credo, das sich beispielsweise in entsprechend familienfreundlichen Gebühren für den gemeindeeigenen Kindergarten und im kostenlosen Kindergarten-Bus niederschlägt.

Alles Themen, mit denen er sich bald nicht mehr an verantwortlicher Stelle befassen muss. Sich künftig rauszuhalten, das hat er sich ganz fest vorgenommen. "Bei Fragen bin ich natürlich da", das hat er seinem Nachfolger Reinhold Huber, der seit zwölf Jahren im Gemeinderat sitzt, zugesagt. Die Übergabe der Amtsgeschäfte an sich hat er sich allerdings ein bisschen anders vorgestellt, aber das geht, wie so vieles, wegen Corona eben nicht.

So bald wie möglich will er jedoch mit dem neuen Bürgermeister durch die Ortsteile fahren, auf Besonderheiten und anstehende Aufgaben, etwa an Straßen und den Friedhöfen, hinweisen, ihn auf den Stand der Dinge bringen. Immerhin nimmt Willi Renner stolze 24 Jahre Erfahrung mit in den Ruhestand – oder eher wahrscheinlich – in den Unruhestand.

 

Keine Kommentare