Programm für die Altmühlsee-Festspiele steht

23.11.2019, 06:10 Uhr
Programm für die Altmühlsee-Festspiele steht

© Reinhard Krüger

Zusammen mit Intendant Harald Molocher freut sich der Muhrer Rathauschef auf die mittlerweile 17. Spielzeit im Herzen des kleinen Ortes am Altmühlsee. Die Festspiele sind längst zu einem kulturellen Markenzeichen geworden und haben ihren festen Platz im Veranstaltungsplan des Fränkischen Seenlandes.

Das zählt im Übrigen auch für die Schauspielergilde, die der Intendant für Muhr Jahr für Jahr gewinnen will. "Die wissen alle, was für tolle Festspiele in Muhr geboten werden", sagt Molocher, was auch für die Zuschauer gelte, die eigens aus München oder Nürnberg anreisen. "Aber nicht aus Gunzenhausen", konnte er sich, angesichts der etwas geringeren Zuschauerresonanz einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen: "Vielleicht ist der Weg aus Gunzenhausen zu weit", mutmaßt er augenzwinkernd.

Statt in 20 Vorstellungen maximal mögliche 3600 Zuschauer kamen im Sommer dieses Jahres "nur" 2700 Theaterfans zu den Festspielen. Das fordert die Macher aber nur noch mehr heraus: Sie wollen das Publikum aus der Region mit einem abwechslungsreichen Programm wieder neu erobern.

Gemeinde unterstützt kräftig

Molocher, der 65-jährige Leiter der "Neuen Bühne Bruck" (NBB) in Fürstenfeldbruck, steht vor seiner dritten Spielzeit und zeigte sich "von den tollen Bedingungen und der ganz besonderen Atmosphäre", die in Muhr auf Schauspieler wie Zuschauer warten, angetan. Er lobte besonders das starke Engagement des Bürgermeisters: "Wenn’s wo brennt, der Rampe hilft mit allem."

Das spreche sich herum, auch die Schauspieler kämen gerne, "weil sie hier gut und rundum versorgt werden". Was die Altmühlsee-Festspiele so berühmt gemacht habe, seien die Qualität und der Mix der Stücke. Daran will Intendant Molocher festhalten – und sogar "die Spirale weiter nach oben drehen".

Als der leidenschaftliche Theatermann die vier neuen Stücke vorstellt, kommt er regelrecht ins Schwärmen. Bei zwei Stücken kann er jetzt schon konkret sagen, wie sie ankommen, schließlich werden diese derzeit in der NBB aufgeführt – und von der Kritik gefeiert.

Komisch und traurig

Da ist zum einen "All you need is love" von Olaf Dröge. Der Autor hat das Stück mit leichter Hand geschrieben und inszeniert. Trauer und tragische Momente wechseln mit Komik, ohne dass es gezwungen wirkt. Kein Wunder, wenn drei ungleiche Schwestern am Grab ihres Vaters aufeinandertreffen und dabei auf ihre Stiefmutter Sonia stoßen. Erinnerungen an Schrecken und Segen der Kindheit werden ebenso verhandelt wie über den verstorbenen Vater und die leibliche Mutter nachgedacht. "Ein sehr kurzweiliges Stück", verspricht Molocher. Natürlich ertönen dabei auch die Melodien der Beatles, Lieblingsband der Eltern, mit vielstimmigen Arrangements "die ins Ohr und unter die Haut gehen".

Zum anderen geht es um "Frauenquote – ein Stück Frau". Das Ein-Personen-Stück stammt aus der Feder der Münchner Regisseurin und Autorin Petra Wintersteller und ist extra für die spezielle Theatersituation Draußen und Drinnen in Muhr umgearbeitet worden.

Lange Wartezeit im Arbeitsamt und wie man sie nutzen kann – darum geht es. Das Publikum wird aktiv mit einbezogen und kommt "von der ersten bis zur letzten Sekunde aus dem Lachen nicht heraus", verspricht Molocher. Es sind die raffinierten Pointen der Situationskomik und die mitreißende Interpretation von Hauptdarstellerin Christina Schmiedel, die hier Lust machen sollen.

Als drittes Hauptstück und "als eigentlicher Höhepunkt der Spielzeit" (Molocher) ist "Die Wunderübung" von Daniel Glattauer zu nennen. Verfilmt wurde das Stück bereits 2018, mit großem Erfolg mit Aglaia Szyszkowitz und Devid Striesow in den Hauptrollen. Hier agieren drei Personen auf der Bühne: ein Ehepaar und der Therapeut.

"Rosenkrieg vom Feinsten", wirbt Intendant Molocher, wenn er von den pointierten Dialogen und überraschenden Wendungen spricht, die in dem gefühlvollen wie bissigen Porträt eines Paares vorkommen. Schwerstarbeit war allerdings das Bemühen, die Bühnenrechte für dieses Erfolgsstück zu bekommen, so der Theatermann. Allein zehn Vorstellungen sind hierfür eingeplant. Auf "Angstmän" von Hartmut El Kurdi dürfen sich besonders Kinder ab sieben Jahren freuen. Die panische Heldengeschichte erzählt von Jennifer, die es aufregend findet, eine Nacht allein zu sein: endlich Pizza heimlich bestellen, oder durch alle Fernsehprogramme zappen – aber da rumpelt es plötzlich im Schrank.

Bewaffnet mit einem Fleischklopfer findet das Mädchen ein zerknautschtes Wesen namens Angstmän, den größten Schisshasen des Universums. Der ist auf der Flucht vor Pöbelmän, dem gemeinsten Superheldenschwein aller Galaxien. Und der schlägt auch im Wohnzimmer auf.

Das wird aufregend und lustig zugleich, so die Werbetrommler für ein Stück, das nur im Saal des AIZ aufgeführt werden kann. Molocher gelang es, dafür eigens Schauspieler vom Ansbacher Theater zu gewinnen. Die Verantwortlichen werben dafür, dass sich beispielsweise eine Schule ab 100 Schülern einen exklusiven Wunschtermin geben lassen kann. Daneben gibt es vier feste Vorstellungen.

Erneut direkt am Seeufer

Ein weiterer Programmhöhepunkt wird das "Klassik-Open-Air" am Sonntag, 19. Juli, am Seezentrum Schlungenhof sein. Künstlerischer Leiter Stefan Hofmann erarbeitet derzeit in Kooperation mit der Musikhochschule Nürnberg ein ansprechendes Programm. Bereits jetzt können Tickets ("ein schönes Weihnachtsgeschenk!") erworben werden.

Ein besonderes Schmankerl wartet laut Molocher und Rampe auf Firmen: Ein Betriebsausflug zu den Altmühlsee-Festspielen in Bronze, Silber und Gold könnte das Klima aufwerten und würde sich von der Masse abheben – individuelles Catering inklusive. Nähere Informationen sind über das AIZ zu bekommen (Telefon 09831/890370).

Die 24 Spieltermine der Altmühlsee-Festspiele 2020 beginnen am Donnerstag, 11. Juni, um 20 Uhr mit der Premiere von "Die Wunderübung" und enden am Sonntag, 19. Juli, um 19 Uhr mit dem Klassik-Open-Air. Der letzte Vorhang in Muhr fällt am Samstag, 18. Juli, ebenfalls mit "Die Wunderübung".

Keine Kommentare