Raiffeisen Meinheim: Wandel zum Bürgerhaus kann beginnen

5.6.2021, 07:58 Uhr
Raiffeisen Meinheim: Wandel zum Bürgerhaus kann beginnen

© Foto: Jürgen Leykamm

40 Jahre und einen Tag vor diesem Startschuss nämlich ging das große Dorferneuerungsprojekt selbst an den Start. Damals wurde es im Bayerischen Landtag beschlossen, blickte Gerhard Jörg in die Geschichte zurück, seines Zeichens Leiter des in Ansbach ansässigen Amtes für ländliche Entwicklung (ALE) Mittelfranken. Die Flurbereinigung und ein großes Verfahren hat man im "Herzen von Altmühlfranken" schon mit Bravour gemeistert. Nun also steht in Meinheim die dritte Maßnahme an.

"Ein Projekt der Innenentwicklung", betonte Cramer. Diese voranzutreiben, sei in dem 2015 festgeschriebenen Leitbild ein wichtiges Ziel. Ein Jahr darauf wurde bereits ein erstes Anwesen erworben und mit Bauverpflichtung weiterverkauft. Aus einem weiteren Kauf resultierten dann gleich zwei Verkäufe. 2019 gelang es dann, das ehemalige Raiffeisenbankgebäude zu erstehen. Das Geschick des Hauses in einer solchen Toplage direkt am Dorfplatz "wollten wir nicht dem Zufall überlassen", erklärte der Bürgermeister, sondern lieber mit Mitteln der Dorferneuerung etwas für die Dorfgemeinschaft schaffen.


Meinheim lässt sich von Corona nicht unterkriegen


Im rund 125 Quadratmeter fassenden Erdgeschoss soll nun ein Versammlungsort für Vereine und weitere Gruppen entstehen. Die räumlichen Gegebenheiten sind gut. Ein kleiner und ein großer Raum sorgen dafür, dass sogar zwei kleinere Veranstaltungen gleichzeitig stattfinden können. Für größere Treffen lassen sich die beiden Räume leicht zu einem Saal kombinieren. Historische Exponate oder wertvolle Kulturgüter können im fertigen Bürgerhaus ebenso präsentiert werden wie Ausstellungsstücke der Vereine. "Sie sollen sich hier zeigen", erklärte Cramer.

Erker verleihen Charme

Der großzügige Dachraum wird entsprechend ausgebaut. Zwei Erker verleihen ihm nach Fertigstellung zusätzlichen Charme. Der große Fundus von Gemeindearchivar Harald Riehl ist voller Schätze, die hier ihren Platz finden werden. Und auch so mancher Bürger wird mit geschichtsträchtigen Trachten und dergleichen mehr das Haus einmal bestücken. Was nicht gleich beispielsweise in Vitrinen gezeigt wird, findet im Keller Platz, um zu gegebenem Anlass bei einer Sonderausstellung Bewunderung zu ernten. Für das Gemeindearchiv mit seinen vielen wichtigen Dokumenten bleibt ebenso ein Teil des Untergeschosses reserviert.


Ein ganz besonderer Sanierungsfall in "Worma"


Ebenerdig angedacht sind ein kleines Café- und Verkaufs-Eck als Treffpunkt mit der Möglichkeit, heimische Produkte zu erwerben. Zugleich soll im Vorraum ein Info-Punkt geschaffen werden. Meinheim will die Gelegenheit des Umbaus zugleich nutzen, hier für öffentliche Toiletten zu sorgen. Solche vermissten bislang die Besucher von Veranstaltungen auf dem Dorfplatz doch sehr.

Eine ums Haus führende Rampe lässt nach erfolgreichem Ausbau Rollstuhlfahrer das Bürgerhaus über den hinteren Eingang erreichen, wo ein barrierefreies WC eingerichtet wird. Im Blick des dritten Verfahrens ist zudem ein gegenüberliegendes Gebäude, das sich zu einem Verkaufsladen für eine Bäckerei umfunktionieren lässt, falls hier eine Versorgungslücke auftritt.

Ländlicher Raum werde oft zu Unrecht schlecht geredet

Er spüre, "dass die Meinheimer hier mit Begeisterung dabei sind", so das Lob des Landtagsabgeordneten Alfons Brandl (Herrieden) bei der Feierstunde: "Macht’s weiter so!" Überhaupt habe sich "unsere Heimat in Mittelfranken toll entwickelt", sagte der Parlamentarier mit oberbayerischem Dialekt, was diesem Kompliment noch mehr Gewicht verlieh.

Nun kann das Raiba-Gebäude zum Bürgerhaus werden.

Nun kann das Raiba-Gebäude zum Bürgerhaus werden. © Jürgen Leykamm, NN

Dem wollte Landrat Manuel Westphal natürlich nicht widersprechen. Leider aber "wird der ländliche Raum zu Unrecht oft schlecht geredet", bedauerte er zugleich. Dabei habe dieser sich gerade durch die Mittel der Dorferneuerung immer weiter aufgewertet. Im eigenen Landkreis hätten schon fast alle Gemeinden dieses Instrument für sich genutzt.

Damit ist man um ein gutes Stück besser als der Freistaat selbst. Immerhin aber profitierten schon etwa zwei Drittel aller bayerischen Kommunen von den entsprechenden Förderungen, wie es ALE-Chef Jörg unterstrich. 27 Dorferneuerungsverfahren laufen nach seinen Worten derzeit im Landkreis, weitere 17 sind beantragt, 85 bereits abgeschlossen.

"Plätze leben von ihren Rändern"

Als Architekt für "Meinheim III" wurde vor rund zwei Jahren der Gunzenhäuser Architekt Winfried Wolff beauftragt. Er erhoffte sich bei der Feierstunde, "dass der Dorfplatz und das Bürgerhaus einmal eine innige Verbindung eingehen." Deswegen will er den Eingangsbereich auffrischen und für eine bauliche Einfassung des Geländes sorgen: "Plätze leben von ihren Rändern!"

Positiv sei der Anschluss des Hauses an das Nahwärmenetz, so dass im Keller kein Platz für eine eigene Heizanlage benötigt werde. Die offene Gestaltung des Gebäudes (unter anderem steigt die Zahl der Fenster) solle dafür sorgen, "dass man draußen auch merkt, wenn drinnen Veranstaltungen stattfinden". Die Baumaßnahme ist mit 297.000 Euro veranschlagt, 120.000 Euro kostete der Erwerb. Beides kommt laut Jörg nun in den Genuss einer 72-prozentigen Förderung – wenn man noch ein paar Tage warten kann.

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