Raupenplage in Gunzenhausen: So ist die Lage vor Ort

1.7.2019, 06:07 Uhr
Gunzenhausen hat ein Schwammspinner-Problem.

© Marianne Natalis Gunzenhausen hat ein Schwammspinner-Problem.

Drei Kilometer Plastikfolie sind mittlerweile als Barriere zwischen Wald und Stadt aufgebaut worden, 1200 Pfähle wurden in den Boden geschlagen. Alle zehn Meter wurden Eimer vergraben, die mit Wasser und Spülmittel gefüllt sind. Fallen die Raupen von der Plastikfolie herunter, kriechen sie am Zaun entlang und plumpsen dann früher oder später in einen dieser Eimer – die natürlich immer wieder geleert werden.

Ist weiße Folie besser oder schwarze, welcher Klebestreifen am Zaun funktioniert und welcher nicht, welche Routen nehmen die Kriechtiere, nachdem ihnen nun der Weg ins Waldbad und die anliegenden Gärten versperrt ist? Diese und viele andere Fragen beantworteten sich nach dem Prinzip "learning bei doing". "Wir mussten da auch erst Erfahrungen sammeln", schildert Stephan.

Maßnahmen gegen Raupenplage greifen

Mittlerweile ist klar: Das Zusammenspiel der Maßnahmen wirkt. Der Zaun war nach Worten von Bürgermeister Karl-Heinz Fitz eine wichtige Voraussetzung für das gezielte Absaugen der Raupen, denn das sei erst sinnvoll, wenn nicht mehr "Millionen nachrücken". Gleichzeitig sind drei Kehrmaschinen im Einsatz – eine hat die Stadt Weißenburg spontan zur Verfügung gestellt –, auch das sei sehr wirkungsvoll.

Zudem wurde zwischen dem Zaun und den anliegenden Anwesen mit Bioziden gespritzt. Diesem Beispiel ist laut Fitz mittlerweile auch die Hensoltshöhe gefolgt, gleiches gilt für die Anwohner.

Wetter hilfreich

Ein übriges tut auch die Hitze, die Population leide sehr darunter, so Fitz, zudem verbreite sich ein Virus unter den Raupen. Und viele von denen, die noch im längst kahlgefressenen Wald sind, werden wohl verhungern, ergänzte Stephan.


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Fitz war es wichtig, "seinen Leuten" aus der Verwaltung und vom Bauhof ganz explizit für ihr enormes Engagement zu danken. So waren allein am Samstag 40 Leute vom Bauhof, dem THW und der Feuerwehr im Einsatz.

Der Burgstallwald ist mittlerweile "massiv geschädigt", sagte Fitz, das hätten Luftbilder mit einer Drohne gezeigt. Der Kahlfraß trifft dabei nicht nur die Bäume: "Da ist kein Tier mehr in diesem Wald", so die "traurige Erkenntnis" des Überflugs. Dabei hatte man doch genau die schützen wollen.

"Als Deppen hingestellt"

Raupenplage in Gunzenhausen: So ist die Lage vor Ort

© Limes-Luftbild.de

Das Thema angesprochen hatte am Ende der regulären Tagesordnung die SPD-Frakionsvorsitzende Angela Schmidt. Sie wollte nicht nur wissen, wie es den Anwohnern geht, die besonders massiv vom Raupenbefall betroffen waren (Fitz: "etwas besser") und welche Maßnahmen nun getroffen werden, um ein ähnliches Desaster im kommenden Jahr zu verhindern. Zudem beklagte sie, dass die Stadträte "hier als Deppen hingestellt" würden, obwohl doch die Entscheidung, nicht zu spritzen, zunächst von den Bayerischen Staatsforsten getroffen wurde. Immerhin 70 Prozent des Burgstalls sind Staatswald und dieses Gebiet ist vor allem betroffen.

Auch CSU-Fraktionschef Friedrich Kolb beklagte, dass die Stadt in der überregionalen Presse als Schuldige hingestellt werde. Alles in allem war man sich aber einig, dass es müßig sei, sich nun gegenseitig die Schuld zuzuweisen.

Vielmehr gelte es, das machte auch Fitz klar, in die Zukunft zu blicken und, wie von Schmidt auch bereits angeregt, möglichst bald das weitere Vorgehen mit den zuständigen Fachleuten zu besprechen. Allerdings bleibe der Fakt bestehen, dass die Entscheidung, ob mit Mimic gespritzt wird oder nicht, allein Sache der Staatsforsten sei, rief Fitz in Erinnerung.

Gesundheitliche Folgen

Für den Rathauschef hat sich jedoch die Ausgangslage deutlich geändert. Sei es bei der Bürgerversammlung im März noch darum gegangen, wie der Wald zu schützen sei, so hat sich für ihn der Fokus deutlich auf die Bürger verlagert. Entgegen der bisherigen Meinung habe der massive Raupenbefall eben doch gesundheitliche Beeinträchtigungen zur Folge gehabt und zwar sowohl physisch als auch psychisch.

Gesprochen werden müsse auch, da gingen die Stadträte ebenso mit Fitz konform, über die finanziellen Auswirkungen. Die Stadt sei hier sehr in Vorleistung gegangen und auch auf die Anwohner kommen große Summen zu, viele müssen etwa ihre Häuser streichen, neue Büsche pflanzen, eventuell den Erdboden austauschen, denn die verwesenden Raupen stinken bestialisch, gab der CSU-Fraktionsvorsitzende Manfred Pappler zu bedenken.

Fitz hat sich in dieser Sache bereits an Ministerpräsident Markus Söder gewandt. Ihm schwebt ein Fond ähnlich dem für Hochwasseropfer vor, der die Kosten der Stadt decken und den Anwohnern finanziell unter die Arme greifen könnte.

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