Schock für Schüler aus Heidenheim: Aus für 6. Klasse

9.9.2020, 17:32 Uhr
Schock für Schüler aus Heidenheim: Aus für 6. Klasse

Die Entscheidung sorgte für einigen Wirbel, kam aber nicht ganz überraschend: „Die Klasse stand schon zum Schuljahresende auf der Kippe“, erklären Polsingens Bürgermeister Heinz Meyer, aus dessen Gemeindegebiet fünf Kinder die betreffende Klasse besuchen, und seine Heidenheimer Kollegin Susanne Feller.

Knackpunkt für die Bildung einer Klasse ist die Zahl der Schüler. Noch im August war man laut Meyer in Heidenheim von 15 Kindern ausgegangen, woraufhin Schulrat Ulrich Salomon vom Schulamt in Weißenburg grünes Licht für die dortige sechste Klasse gegeben hatte. „Die Freude war groß, die Eltern waren beruhigt“, fassen Feller und Meyer die Stimmungslage zusammen.


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Doch am ersten Schultag war von der Freude nicht mehr viel übrig, denn nur zwölf Kinder erschienen tatsächlich. Eines wiederholt die fünfte Klasse an einer anderen Einrichtung, zwei sind weggezogen. In einem Rundschreiben informierten die Heidenheimer Schulleiterinnen deshalb die Eltern der anderen Sechstklässler, dass diese ab dem nächsten Tag in Gunzenhausen unterrichtet würden.

„Am ersten Schultag eine Klasse aufzulösen, das geht nicht“, empört sich Susanne Feller, die in dem Verlust auch eine Schwächung des Schulverbands sieht. „Das ist wie eine Zahnlücke, das zieht sich jetzt die nächsten Jahre durch“, sagt sie und hat dabei auch die anstehenden Sanierungsarbeiten an der Hahnenkammschule vor Augen.

Heinz Meyer ist ebenfalls nicht gerade begeistert: „Wir waren wie vor den Kopf gestoßen“, sagt er und spricht auch für die Eltern, die sich an ihn und seine Heidenheimer Kollegin gewandt haben. Die beiden Rathauschefs griffen zum Telefon und erreichten für die Schüler zumindest eine Gnadenfrist: Diese Woche dürfen die Jungen und Mädchen noch in Heidenheim zur Schule gehen, ab Montag müssen sie dann nach Gunzenhausen oder in den Nachbarlandkreis Donau-Ries fahren.

Täglich zwei Stunden Fahrtzeit

Letzteres betrifft die Kinder aus der Gemeinde Polsingen, die täglich rund zwei Stunden Fahrzeit nach Gunzenhausen und zurück auf sich nehmen müssten, während es nach Wemding oder Oettingen nur ein paar Kilometer sind. Sie werden nun einer dortigen Schule zugewiesen. Das sei zwar schade, bedauert Bürgermeister Meyer, aber sicher besser für die Kinder. „Das müssen wir so machen“, ist er überzeugt.

Mit dieser Lösung kann auch Daniela Hager aus Döckingen jetzt, mit etwas Abstand, ganz gut leben. Für die Mutter eines der Sechstklässlers stand schon im vergangenen Schuljahr fest, dass ihr Sohn – sollte die Klasse in Heidenheim nicht zustande kommen – nach Oettingen gehen soll. Dorthin gebe es eine gute und sichere Busverbindung und man sei – anders als nach Gunzenhausen – schnell hingefahren.


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Die kurzfristige Mitteilung an die Eltern und die Vorgabe, dass die Kinder gleich ab dem nächsten Tag die Schule hätten wechseln müssen, stießen ihr und den anderen Eltern aber ziemlich sauer auf. „Das war schon heftig“, erzählt Hager, und Edina Grüneis ergänzt: „Das kann man doch mit Kindern nicht machen.“

Eine Reaktion, die Schulrat Salomon nachvollziehen kann. „Das ist unglücklich gelaufen, jeder Tag früher wäre besser gewesen“, bedauert er und macht deutlich: „Das war keine leichte oder gar leichtfertige Entscheidung.“ Mit nur zwölf Kindern könne er aber keine Klasse bilden, zumal das Schulamt auch dafür zuständig sei, dass in allen Schulen des Landkreises so weit wie möglich ausgeglichene Verhältnisse herrschen. „Außerdem haben wir nicht so viele Lehrkräfte, dass wir uns das leisten können“, gibt er zu bedenken.

Zahlen gaben keine andere Lösung her

Auch den Wunsch der Eltern, die Klasse am Ort zu halten, kann Salomon gut verstehen. Deshalb sei im Vorfeld nach anderen Lösungen gesucht worden – etwa, die Klasse in Heidenheim mit Kindern aus Spielberg/Gnotzheim zu stärken, die eigentlich an die Stephani-Mittelschule gehen. Aber das hätten die Zahlen eben nicht hergegeben.


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Außerdem war zu befürchten, dass auf die betreffenden Kinder spätestens mit der siebten Klasse dennoch das Aus für die Beschulung auf dem Hahnenkamm zukommen würde. Dann nämlich beginnt der M-Zweig, den erfahrungsgemäß stets einige Schüler jedes Jahrgangs anstreben. Dafür müssen diese aber nach Gunzenhausen, und in Heidenheim wären zu wenig Kinder für eine Klasse verblieben.

Laut Sandra Wißgott, Rektorin der Stephani-Mittelschule, wechseln nun acht Schüler zu ihr nach Gunzenhausen. Sie werden auf die beiden bereits bestehenden sechsten Klassen aufgeteilt. „Das stellt keine Schwierigkeit dar“, sagt sie. Lediglich zwei bis vier Stunden im Stundenplan müssen geändert werden.

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