So steht es um den Tourismus im Fränkischen Seenland

12.4.2019, 05:50 Uhr
So steht es um den Tourismus im Fränkischen Seenland

Ein neues Konzept zur touristischen Positionierung der Region mit Saisonverlängerung und einer Qualitätsoffensive der Gastronomie soll noch mehr Interessierte an den Altmühlsee locken.

Es ist nicht so, dass in den 33 Jahren seit der offiziellen Einweihung 1986 des "Neuen Fränkischen Seenlands", so hieß die damals geschaffene Destination noch, alles falsch lief. Im Gegenteil. Eine regelrechte Erfolgsgeschichte wurde das Vier-Seenland mit Altmühlsee, Kleinem Brombachsee, Großem Brombachsee und Rothsee. Stellvertretend für alle steht Gunzenhausen mit allein 53.000 Übernachtungen im vergangenen Jahr. Aber, so fragt ZVA-Vorsitzender Karl-Heinz Fitz, "wir wollen heute wissen, für was steht welcher See?"

Zielgruppen ansprechen

So steht es um den Tourismus im Fränkischen Seenland

Die Antwort gab Tourismusmanagerin Cornelia Bogensperger von der Agentur Kohl & Partner aus Bad Reichenhall. Sie untersuchte gründlich und aufwendig das Seenland, um den Mitgliedern Entscheidungshilfen für die Zukunft an die Hand zu geben. Der Rothsee, so sagt sie, ist ein "typischer Ein-Tages-Entspannungssee" für die Metropolregion Nürnberg, der Altmühlsee steht für eine längere Verweildauer für Naturliebhaber und Wassersportler, während der Brombachsee für Wassersport, Events und Action sein Profil geschärft habe.

"Touristisches Infrastruktur-Entwicklungs- und Veranstaltungsrahmen-Konzept für den Altmühlsee" lautet der etwas sperrige Titel ihrer Präsentation. Hier gehe es darum, dem jeweiligen See das entsprechende Profil zu geben, "um die Zielgruppenansprache künftig noch klarer auszurichten", so die Fachfrau.

Jeder Stein wurde umgedreht, erzählt sie, Trends beobachtet, Betriebe besichtigt "und den Markt insgesamt zu analysieren". Längst hat sich die Marke "Fränkisches Seenland" bei den einschlägigen Messen und tausenden zufriedenen Kunden etabliert. "Doch für was steht diese Marke, was macht uns aus?", fragt Bogensperger und präsentiert eine Stärken-Schwächen-Analyse. Das größte Plus sei aus ihrer Sicht "die komplette Zugänglichkeit aller Seen". Als gebürtige Österreicherin wisse sie, wovon sie spricht. Dort gebe es nur vereinzelt einen freien Zugang, der Rest ist privatisiert.

Aus diesen "Sünden" hätten die Verantwortlichen von Anfang gelernt und jeglichem Ansinnen von Investoren eine klare Absage erteilt. Eine kontrastreiche Umgebung sowie "das Authentisch-Fränkische" seien weitere Pluspunkte. Bei den Schwächen fallen zum einen die mangelnde Begehrlichkeit, die sommerlastige Saison und die bisherige Gastronomie auf. Hier kritisiert sie zum Teil Mängel im Angebot, Qualität und Service. Urlauber müssten gespannt sein auf diese Region mit ihrem Wohlfühlpotenzial, fordert die Tourismusmanagerin.

Da sich die Mitglieder des Zweckverbands Altmühlsee trafen, stand dieser naturgemäß im Vordergrund der Diskussion. Stichworte wie Radfahren, E-Bike, Entschleunigung und zurück zur Natur fallen. Bogensperger hob "die wunderbare Lage" gerade dieses Sees hervor. Das Naturschutzgebiet der Vogelinsel habe ein Alleinstellungsmerkmal, die nahe Stadt Gunzenhausen mit ihren vielen Möglichkeiten, wie die bald in Betrieb gehende Stadthalle, oder Bilder von einem wunderbar-kitschigen Sonnenuntergang sind Pfunde, mit denen durchaus gewuchert werden könne. Dazu zählt auch der bald beleuchtete Weg zum Surfzentrum und Schiffsanlegestelle Schlungenhof.

Der "Natur- und Kultursee" soll für bestimmte Zielgruppen interessant werden, so Bogensperger und sprach von den "Best-Agern", also der Generation 50 plus. Radfahren und Wandern am Tag, abends ein Konzert- oder Theaterbesuch oder irgendwo in der Region gut essen gehen. So könnte es laufen, deshalb werde es auch künftig keinen Aquapark am Altmühlsee geben, "der eignet sich besser am Brombachsee". Der "Touristische Hotspot Altmühlsee" müsse deshalb mit seinen Seezentren, dem Erlebnisspielplatz am Walder Ufer und der Gaststätte Boothaus für Familien wie Wassersportler weiterhin attraktiv bleiben.

Als problematisch wurden das fehlende Schlechtwetter-Angebot und eine noch nicht existierende Hotelanlage in Seenähe gesehen. Sie empfahl den Mitgliedern, durch ein entsprechendes Entwicklungskonzept das bisherige Beherbergungsangebot auszubauen. Kritisch äußerten sich die Mitglieder über das Verpflegungskonzept rund um den See. So fordert Kreisrat Anton Seitz aus Wolframs-Eschenbach als Vertreter des Landkreises Ansbach Qualitätsstandards bei Kiosken und Gaststätten. "Wir dürfen nicht nur über die Höhe der Pacht reden, sondern auch, was sie wie anbieten."

Bevölkerung muss mitziehen

Da der bisherige Schwerpunkt der Werbung für das Seenland eindeutig auf die überschaubaren Sommermonate zielte, müsse über eine Verlängerung (Vor- und Nachsaison und auch die Wintermonate) nachgedacht werden. "Dient dies dem Ausbau der Stärken oder der Reduzierung der Schwächen?", fragt Claudia Bogensperger in die Runde. Ob auch Urlauber im Herbst oder Frühjahr Lust bekommen, das Seenland zu besuchen, hänge also weitgehend vom Angebot ab. Ob ein solches Infrastrukturvorhaben Erfolg haben wird, bestimme auch die einheimische Bevölkerung. Erst wenn die sich über ein Engagement von Investoren und Veranstaltern über die traditionelle Saison hinaus wohlfühlen, "geht es auch den Gästen gut", ist Bogensperger überzeugt.

Landrat Gerhard Wägemann nannte das Papier "kein Patentrezept", aber eine gute Handlungsrichtlinie, "um die Bekanntheit unserer Region weiter zu stärken". Das, was da ist, solle gestärkt werden, und neu sei nicht immer besser, sagte er.

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