Störche bei Gunzenhausen: Nicht alle zieht es in die Ferne

18.9.2019, 17:50 Uhr
Störche bei Gunzenhausen: Nicht alle zieht es in die Ferne

© Foto: Uli Gruber

Insbesondere während der Futtersuche lassen die imposanten Vögel ihre arttypische Vorsicht offenbar zunehmend außer Acht.

Laut Informationen des Landesbunds für Vogelschutz reagieren scheue Tiere bereits bei einem Fluchtabstand von 200 Metern mit Unruhe und fliegen gegebenenfalls davon. Andere wiederum würden nur 50 Meter Distanz zu möglichen zweibeinigen "Gefährdern" tolerieren.

Bei der Vielzahl an vorbeifahrenden Radlern verkümmert unter Umständen dieser Instinkt. Bisweilen ist Meister Adebar jenseits des Grabens am Fahrbahnrand lediglich 15 bis 20 Meter entfernt von den neugierigen Fremdlingen, ohne erkennbar in Aufregung und Hektik zu verfallen.

Kurz den Kopf heben, die Situation prüfen, ein eher gemächlicher "taktischer" Rückzug und schon geht das akribische Tagwerk weiter.

Dennoch empfiehlt es sich, die Nahrungssuche der Störche zu respektieren und zügig weiterzuradeln. Können sich die Vögel aus einem weitgehend störungsfreien Futterreservoir in Sümpfen, Wiesen und Auen bedienen, ist auch der Bruterfolg gewährleistet.

Hier gibt es Kleinnager, Frösche, Eidechsen, Fische, Heuschrecken und andere Insekten in Hülle und Fülle, um den hungrigen Nachwuchs zu sättigen und damit langfristig den Bestand zu sichern. Als sogenannte Kulturfolger profitieren Störche zudem vom Einsatz landwirtschaftlicher Maschinen. Dadurch aufgescheuchte Leckerbissen werden mit dem spitzen roten Schnabel blitzschnell gepackt.

Doch schon seit Ende Juli bis etwa Mitte September geht es für die meisten Vögel zurück in die Winterquartiere. Da es über dem Wasser keine warmen Aufwinde (Thermik) gibt, muss der "Segler" Weißstorch das offene Mittelmeer umfliegen.

Eine Route führt über die Straße von Gibraltar, um in Westafrika vom Senegal bis zum Tschadsee den Winter zu verbringen. In östlicher Richtung geht es über den Bosporus, das Jordantal und die Sinaihalbinsel ebenfalls auf den schwarzen Kontinent mit dem Ziel Ost- und Südafrika. Wenige Vögel bevorzugen die mittlere Zugstrecke über Italien nach Tunesien.

In den letzten Jahren allerdings ziehen laut Angaben des LBV viele Störche nicht mehr bis nach Afrika, sondern bleiben wegen des günstigen Nahrungsangebots auf Reisfeldern und Mülldeponien in Spanien und Portugal. Immer wieder verbleiben Störche indes auch über den Winter in ihren Sommerstandorten oder streunen weiträumig umher. Sie finden selbst in dieser Zeit ausreichend Nahrung und schließen sich nicht selten Reihern an.

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