Kämpfer für die Natur

Verdienstmedaille der Stadt Gunzenhausen für Alfred Engelmaier

19.10.2021, 16:21 Uhr
Alfred Engelmaier freute sich sehr über die hohe Auszeichnung, die er von Bürgermeister Karl-Heinz Fitz überreicht bekam. An seiner Seite Madelgard Denk, eine Seelenverwandte ihres Ehemanns Alfred Engelmaier.  

© Reinhard Krüger, NN Alfred Engelmaier freute sich sehr über die hohe Auszeichnung, die er von Bürgermeister Karl-Heinz Fitz überreicht bekam. An seiner Seite Madelgard Denk, eine Seelenverwandte ihres Ehemanns Alfred Engelmaier.  

Der Erhalt der Natur ist zu Engelmaiers Lebensthema geworden, es war und ist seine Mission. Das hat ihn nach dem Abitur inspiriert, Chemie, Biologie und Geografie zu studieren. Sein hohes Fachwissen vermittelte der gebürtige Forchheimer 30 Jahre, von 1957 bis 1987, zahlreiche Schülergenerationen am hiesigen Simon-Marius-Gymnasium. Praxisnah und naturbezogen versteht sich. Schon früh hatte er verinnerlicht, dass der Mensch zum Überleben die Natur benötigt, aber nicht die Natur den Menschen. Er gründete 1981 die Ortsgruppe des Bund Naturschutz, wurde ihr Vorsitzender und engagierte sich auch im Landesbund für Vogelschutz.

Mitreißendes Fachwissen

Er ist ein "Kämpfer für den Naturschutz", zitierte Bürgermeister Karl-Heinz Fitz den Altmühl-Boten in einer früheren Ausgabe in seiner Festrede und nannte die „Waffen“: Mitreißendes Fachwissen und seine unermüdliche Lust und Motivation, Naturschutz umzusetzen. Fitz wörtlich: „Ohne Engelmaiers Wirken sähe unsere Heimat ein klein wenig anders aus.“


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Fitz weiß, von was er spricht, schließlich war Engelmaier auch sein Lehrer, wie er dem Publikum verriet. Vom Schüler zu einem Freund bezeichnete er sein Verhältnis zum nach wie vor geistig und körperlich frischen Senior. Dieser habe frühzeitig erkannt, „dass mit natürlichen Ressourcen vorsichtig und nachhaltig umzugehen“ ist. Das gab er gerne an andere weiter.

Unermüdliches Wirken

Obwohl Engelmaier nie großes Aufsehen um seine Person machte, blieb sein unermüdliches Wirken nicht verborgen: Bereits 2002 verlieh ihm der damalige bayerische Umweltminister Werner Schnappauf die „Bayerische Umweltmedaille“, und einige Jahre später erhielt das Lions-Mitglied Alfred Engelmaier mit dem „District Governors Appreciation Award“ eine der höchsten Auszeichnungen seiner Organisation. Andere hätten sich dafür feiern lassen, so Fitz, nicht aber der Alfred. „Er hat es für seine Pflicht angesehen, zu helfen und zu schützen.“ Fitz hob insgesamt das ehrenamtliche Engagement als Maßstab für bürgerschaftliches Wirken hervor. Ehrenamtlich tätige Mitmenschen setzten sich in ihrer Freizeit für das Wohl anderer ein und heischten nicht nach Dank. „Ohne ihr Tun wäre unser Leben längst nicht so lebenswert.“

Als eigentlicher Laudator trat Agrar-Ingenieur Klaus Fackler aus Treuchtlingen auf. Der Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands bezeichnete Engelmaier als „eine Person, die bewegt ist und andere bewegt“. Bereits 1980, also vor 41 Jahren, habe Engelmaier den Biotop-Schutz ins Leben gerufen. Damit sollte der Erhalt von Lebensräumen von Tieren und Naturgebieten auch außerhalb von offiziellen Schutzgebieten gesichert werden. Fachleute sprechen von Arten- oder Biodiversität.


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1990 folgte das Storchen-Biotop im Altmühltal, „das wurde nur getoppt vom Tornado-Biotop“. Fackler spielte damit auf den Absturz eines Bundeswehr-Kampfflugzeugs im Wörnitztal nahe Wassertrüdingen im Jahr 1993 an. Engelmaier kämpfte viele Monate dafür, dass aus der Absturzstelle ein Storchen-Biotop auch für andere Wiesenbrüter würde. Erfolgreich waren am Ende die vielen Eingaben und Telefonate. „Sogar die Bundeswehr hat Alfred bewegt.“

Ja, Alfred Engelmaier haderte oft mit der großen und auch kleinen Politik, und Geduld zu üben, fiel ihm schwer, so Fackler. Er erinnerte an den legendären Steingraben zwischen Büchelberg und Laubenzedel, wo der Büchelberger Engelmaier „mit hartnäckiger Penetranz und leicht anarchistischen Zügen“ Protest auf seine Weise übte. Wegen eines Schwarzbaus musste er sogar beim damaligen Landrat Gerhard Wägemann „antanzen“, um sich zu entschuldigen, aber auch gleichzeitig seinen Standpunkt klarzustellen. Auch hier wieder letztlich erfolgreich und zielführend. Fackler sprach von einer „beeindruckenden Persönlichkeit“. Man müsse sich schon sputen, um auch heute noch ihm folgen zu können.

Ins Goldene Buch eingetragen

Es wurde feierlich, als der Bürgermeister seinem Freund die hohe Auszeichnung überreichte. „In Würdigung und Anerkennung seiner hervorragenden Leistungen und Verdienste um die ökologischen Belange im Raum Gunzenhausen und seines außerordentlichen Engagements“ heißt der Text der Urkunde. Anschließend trug sich Engelmaier noch ins Goldene Buch der Stadt ein. Der herzliche und lang anhaltende Applaus war ihm gewiss.


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Der so hochgelobte und geehrte Bürger der Stadt blieb auch bei seinem Dankeswort bescheiden. Er sprach gerne vom „Wir“ und überhaupt nicht vom „Ich“. Wir alle seien gefordert, uns gemeinsam für den Erhalt von Flora und Fauna und damit für den Naturschutz einzusetzen, rief er am Schluss den Anwesenden ins Gewissen. Seine 13 Enkelkinder jedenfalls können mächtig stolz auf ihren Opa sein, von Ehefrau Madelgard ganz zu schweigen.

Musikalisch umrahmt wurde die gelungene Veranstaltung von Max Pfahler am Flügel und seinen beiden Töchtern an der Geige. Pfahler ist auch ein ehemaliger Schüler von Alfred Engelmaier.