Viel Arbeit für die Gunzenhäuser Einzelhändler

1.7.2020, 06:05 Uhr
Viel Arbeit für die Gunzenhäuser Einzelhändler

© Tina Ellinger

Der aber lohnt sich, ist die Gunzenhäuser Einzelhandelsverbandsvorsitzende Erika Gruber überzeugt: "Wir müssen diesen Weg gehen", betont sie und wirbt bei den Einzelhändlern darum, die Reduzierung des Steuersatzes direkt an die Kunden weiterzugeben, nicht zuletzt, um die Innenstädte vielfältig und lebendig zu halten.

Viele Geschäfte stünden durch die Krise kurz vor dem Ruin und seien auf kauffreudige Kunden angewiesen. Hier könnten niedrigere Preise durchaus den gewünschten Effekt haben. "Der Endverbraucher hat einen Vorteil, vor allem bei großen Anschaffungen merkt man das schon", erklärt Erika Gruber, die jedoch auch einen kritischen Punkt anspricht: "Es ist viel zu kurzfristig."

Innerhalb weniger Wochen müssen die Ladeninhaber zum Beispiel ihr komplettes Warenwirtschaftssystem umstellen, Leasingverträge anpassen, Handwerker müssen ihre Angebote neu schreiben. Denn der neue Mehrwertsteuersatz ist verpflichtend, er muss etwa auf Rechnungen und Quittungen richtig ausgewiesen werden, erläutert die erfahrene Geschäftsfrau. Ob die Senkung eins zu eins an den Kunden weitergeben wird, sei dagegen jedem selbst überlassen. Aber: "Die Kunden erwarten eine Senkung", weiß Erika Gruber, die daher in ihrem eigenen Fahrradfachgeschäft die Verkaufspreise entsprechend anpasst. Die neuen Preise sind in der Kasse hinterlegt – soll derselbe Nettoverkaufspreis erzielt werden, handelt es sich übrigens um einen Abzug von 2,52 Prozent, informiert Erika Gruber weiter. Auf den Austausch sämtlicher Preisschilder wird wegen des enormen Aufwands verzichtet.

Neue Preisschilder

Diesen Aufwand auf sich nimmt dagegen Günter Höfler, Seniorchef der gleichnamigen Edeka-Märkte: "Wir drucken alle Etiketten neu aus, das sind mehrere tausend Seiten Papier, und stecken komplett um." So soll die Weitergabe der gesenkten Mehrwertsteuer für die Kunden auf den ersten Blick sichtbar werden. "Die Edeka-Gruppe – vom Bodensee bis Flensburg – gibt die Senkung eins zu eins weiter", so Höfler weiter. So kostet beispielsweise eine Packung Toast nicht mehr 1,29 Euro, sondern 1,27 Euro.

Ausnahmen gibt es nur bei Artikeln mit Nettopreisbindung, wie etwa Büchern. Hier wird die Mehrwertsteuer direkt an der Kasse auf den aktuellen Satz reduziert.

Ansonsten sind die neuen Preise alle im Kassensystem eingepflegt und gelten bei Edeka-Höfler bereits seit Montag dieser Woche – auch wenn an manchen Regalen noch der alte Betrag steht. "Das Umstecken ist eben ein riesiger Aufwand, und das für ein halbes Jahr", gibt Höfler zu bedenken. Im Dezember, mitten im Weihnachtsgeschäft, heißt es: alles auf Anfang. Ab 1. Januar 2021 gelten dann wieder die bisherigen Steuersätze von 19 beziehungsweise 7 Prozent. "Insgesamt wird es uns viel Schweiß kosten, das umzusetzen", sagt der Einzelhändler und ist sicher: "Wer sich das ausgedacht hat, hat mit niemandem aus dem Handel gesprochen."

Diese Diskrepanz zwischen dem hohen Aufwand und dem kurzen Aktionszeitraum sieht auch Georg Habelt, Geschäftsführer des Bekleidungshauses G&B. Er hält die von der Bundesregierung beschlossene Senkung der Mehrwertsteuer durchaus für eine gute Idee, "dahinter steckt jedoch ein erheblicher Verwaltungsaufwand, den man nicht sieht. Wenn es für immer wäre, wäre es eine gute Anlage."

Den niedrigeren Steuersatz will er gerne an seine Kunden weitergeben. "Das wirkt sich schon auf die Preise aus", erläutert er, verweist aber auch auf die weitaus höheren Rabatte, die er in seinen Modehäusern seit der Wiedereröffnung nach der Corona-Schließung gewährt. Um das etwas zäh anlaufende Geschäft mit der Mode anzukurbeln, würde er sich vielmehr ein Ende der Maskenpflicht wünschen. "Dann hätten die Leute auch wieder Lust, bummeln zu gehen."

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