Von der Schneise bis zum Grenzwall

9.6.2015, 07:00 Uhr
Von der Schneise bis zum Grenzwall

© Tippl

Bürgermeister Friedrich Walter eröffnete im Friederike-Louise-Saal die Veranstaltung und erläuterte, dass die Verbindungen mit der Nachbarkommune schon seit der Römerzeit bestehen. Heute habe man gemeinsame Gemarkungsgrenzen und vor 2000 Jahren verband der Limes die beiden Kommunen. Das Römerkastell Unterschwaningen im Blick hatte Referentin Elisabeth Krieger, Stipendiatin der Deutschen Limeskommission des Archäologischen Instituts der Universität Köln. Das um 90 nach Christus errichtete Holzkastell müsse man wohl der ersten Limeslinie, die bis zur Schwäbischen Alb reichte, zurechnen.

Sie erläuterte den Ausbau des Limes von den ursprünglich in den Wald geschlagenen Schneisen über den erstellten Holzpalisadenzaun bis hin zum aus Stein gemauerten Grenzwall. Bei den Wachtürmen änderten sich die Baumaterialien in gleicher Weise. Dr. Heinrich Eidam habe als Streckenkommissar der Reichslimeskommission bereits 1926 in Unterschwaningen erste Grabungen durchgeführt. Das etwa 7000 Quadratmeter große Militärlager war für eine Numerus-Einheit (etwa 120 Soldaten) ausgelegt.

Bei den Forschungen Dr. Eidams wurden aber nur sogenannte Grabungsschnitte angelegt, erklärte Elisabeth Krieger weiter. Trotz dieser eher geringen Eingriffe in das Gelände kamen unter anderem Reste von Torpfosten, deutliche Spuren von Wallgräben und Reste einer Zisterne zutage. Die entdeckten Pfostengruben und -löcher sowie Pfostenstandspuren zeugen von einer etwa 50 Quadratmeter großen Principia mit einem gepflasterten Innenhof.

Nach diesem theoretischen Teil zur römischen Geschichte hatten die Besucher die Möglichkeit zu Planwagenfahrten oder geführten Radtouren. Die konnten sich aber auch auf eigene Faust zum ehemaligen Kastell Dambach aufmachen. Dort boten die Gästeführer und Limes-Cicerones der Gemeinde Unterschwaningen einstündige Führungen durch den Kastellbereich mit obertägig sichtbarer Arena und den Standorten der dort entdeckten Zivilsiedlungen an. Bei den rund 60 Interessierten handelte es sich um wissensdurstige Gäste, die so manche Neuigkeiten erfuhren. Diese bezogen sich in erster Linie auf die Fundstücke, die bei Grabungen 2008 zutage kamen.

Der Bereich des Kastells Dambach ist eine archäologische Schatztruhe, da der sumpfige Untergrund die beste Konservierung für die Hinterlassenschaften bietet. Zur besseren Orientierung sei angeführt, dass sich das zur Gemeinde Ehingen gehörende Kastell Dambach an der nordöst­lichen Gemeindegrenze zur heutigen Gemeinde Unterschwaningen befindet. Somit liegen der eigentliche Kastellbereich im Ehinger, Arena und die dargestellten Grundmauern von römischen Zivilgebäuden sowie ein Teil der Gräberfelder auf Unterschwaninger Gebiet.

Gefunden wurden damals Holzbeine und Holzarme, die als Votivgaben gedeutet werden können, Riemenschuhe und ein Quellheiligtum wurden entdeckt. Dieses Quellheiligtum ergänzt neben dem Amphitheater die Besonderheiten des Kastellbereichs, denn bisher wurden nur drei dieser Anlagen nachgewiesen.

Am Nachmittag war Bezirkstags­vizepräsidentin Christa Naaß zu Besuch. In ihrer kurzen Ansprache betonte sie, dass das kulturelle Erbe erhalten werden müsse. Dieser Aufgabe werde seitens des Bezirks Mittelfranken ein hoher Stellenwert eingeräumt. Auch müsse man dabei das zu erzielende Resultat für den Tourismus in die Waagschale legen. Bürgermeister Walter betonte in diesem Zusammenhang, das Gästeführerteam der Gemeinde biete bereits seit 2004 geführte Wanderungen und Radtouren entlang des Limes an. Der Welterbetag fand mit dem Vortrag „Der Limes im Gemeindebereich Unterschwaningen“ von Limesfachberater Edgar Weinlich seinen Abschluss.
Die Verpflegung der Gäste hatten der Obst- und Gartenbauverein, der Elternbeirat des Kindergartens und der Förderverein Schloss Unterschwaningen übernommen.

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