Was wünschen sich die Bürger in Altmühlfranken?

5.3.2020, 16:38 Uhr
Was wünschen sich die Bürger in Altmühlfranken?

© Marianne Natalis

Die Fragen lauteten dabei: Was gefällt Ihnen am Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen besonders gut? Was könnten wir hier bei uns besser machen? Und: Möchten Sie uns noch etwas sagen?

Ganz allgemein schätzen die Menschen den Landstrich, in dem sie leben: das Freizeitangebot, die "hohe Lebensqualität", die schöne Landschaft samt Seenland – und das fränkische Essen. Die zentrale Lage zwischen den Ballungsräumen Nürnberg, Augsburg und München wir ebenso lobend erwähnt wie das Freizeitangebot.

Das "friedliche Zusammenleben verschiedener Nationalitäten" wird ebenso gelobt wie die Tatsache, dass die AfD politisch "keinen Einfluss" habe. Was auch bei den Kommunalwahlen am Sonntag sichtbar wird, wo die Rechtspopulisten keinen einzigen Kandidaten an den Start bringen.

Aber längst nicht alle sind rundum zufrieden: Altmühlfranken habe "nichts, was andere Landkreise nicht auch könnten. Dieser Landkreis sticht nicht positiv hervor", kritisiert ein Teilnehmer der – natürlich keineswegs repräsentativen – Umfrage. Und ein anderer merkt an, "dass der Landkreis in vielen Themen Handlungsbedarf hat, das noch nicht erkannt hat und deshalb immer weiter in den Rankings zurückfällt".

Defizite sehen die Menschen bei den Themen bezahlbarer Wohnraum, öffentlicher Personennahverkehr, Lade-Infrastruktur für E-Autos, Funk- und Breitband-Löcher und Öko-Landbau. Manche wünschen sich mehr Verkehrkontrollen, auch der Wunsch nach mehr Krippenplätzen, Fachärzten, modernen Arbeitsplätzen und erneuerbarer Energie wird laut.

Mehr Freizeitangebote für junge Leute stehen auf dem Wunschzettel, also beispielsweise Clubs und Discos, und Festival wie etwa das "Houseflug Open Air" in Gunzenhausen sollten nicht durch zu starke Regulierungen abgewürgt werden.

Die Politik solle die Digitalisierung mehr als Chance begreifen, die Menschen mehr in Diskussionen einbeziehen – andererseits solle sie "schnellere Entscheidungen" fällen. Ein Spagat, der kaum umsetzbar scheint.

Der unselige Streit zwischen Treuchtlingen und Weißenburg – zum einen um Grundwasserentnahmen, zum anderen um die Ansiedlung eines Schuh- und Outdoorhädlers in der Eisenbahnerstadt – kam bei den Befragten offensichtlich nicht gut an. "Weniger Kirchturmdenken" wird da angemahnt – und weniger "Kleinkariertheit in den Kommunalparlamenten". Fazit eines Befragten: "Das Miteinander fehlt".

Der Begriff "Altmühlfranken" stößt bei manchen Menschen offenbar noch immer auf Ablehnung, und manche fragen sich auch, ob man denn "wirklich einen Landkreissong braucht". Mehrfach wurde der Wunsch nach mehr sozialer Gerechtigkeit laut und dass der Landkreis mehr für ältere, behinderte und sozial schwache Menschen tun solle.

Ein Anliegen, das die Befragten immer wieder auch an die SPD richteten. Tenor: "Wo ist denn die Politik für den Arbeiter?" Die Partei werde "gebraucht", die "Macher" à la Schmidt und Schröder hingegen vermisst. Und ein Bürger gab der Partei den offenbar gut gemeinten Rat mit auf den Weg: "Reißt euch mal zusammen!"

"Ich freue mich, dass unsere Landkreisbefragung so viel Zuspruch erhalten hat", kommentiert Mathias Hertlein die Resultate. Der Landratskandidat war einer der Initiatoren der Aktion und blanziert: "Mit 148 Teilnehmern online und schriftlich – ohne groß Werbung gemacht zu haben – können wir wirklich zufrieden sein."

Die Antworten zeigten, "dass wir mit unseren Themen wie zum Beispiel bezahlbarer Wohnraum, Digitalisierung, Klimaschutz auf die richtigen Themen setzen". Sie zeigten aber auch, "dass es eine große Sehnsucht danach gibt, dass die SPD wieder zu einer Partei wird, die von der Mehrheit der Menschen gewählt werden kann. Das wird unsere Aufgabe für die nächsten Jahre sein, und dabei werden uns solche Hilfsmittel wie eine Landkreisbefragung eine große Hilfe sein."