Kritik an möglicher Einbahnstraße

Weißenburger Straße: "Erhebliche Vergrößerung der Gesamtbelastung"

8.11.2021, 06:05 Uhr
Wie es mit der Weißenburger Straße weitergeht, wird vom Stadtrat entschieden. Vorher wollen die Gegner einer Einbahnstraße ihre Position darlegen.

© Wolfgang Dressler, NN Wie es mit der Weißenburger Straße weitergeht, wird vom Stadtrat entschieden. Vorher wollen die Gegner einer Einbahnstraße ihre Position darlegen.

In diesen Tagen bekommen viele Menschen in der Südstadt unerwarteten Besuch oder sie werden ganz einfach auf der Straße angesprochen. Sie sollen ein Protestpapier unterschreiben und damit ihr Nein zu einer möglichen Einbahnregelung in der Weißenburger Straße bekunden. Es gibt bisher nur die Studie eines Planungsbüros namens i.n.s., keine politische Festlegung, keine "Zeitschiene", wann Entscheidungen fallen könnten, aber es gibt zumindest den allgemeinen Willen im Rathaus, die Fahrradfreundlichkeit der Stadt zu erhöhen. Deshalb steht die Weißenburger Straße derzeit im Fokus - und deshalb die Unterschriftenaktion gegen eine Einbahnstraße vom Saumarkt bis zur Schmalespanstraße.

Initiatoren sind Günter Wesel, Kurt Lutz, Gerhard Stechhammer, Werner König und Erika Wüst, allesamt Anwohner an Theodor-Heuss-Straße, Frankenmuther Straße oder Reutbergstraße. Genau diese drei Straßenzüge wären von einer gravierenden Veränderung der Verkehrsverhältnisse in der Weißenburger Straße am stärksten betroffen. Die fünf Bürger haben sich teilweise schon in der ISEK-Gruppe Wohnen und Leben engagiert, kennen also die kommunalpolitischen Abläufe.

Bereits im Juli 2020 vor Einbahnstraße gewarnt

Jetzt haben sie sich in der Anwohnergemeinschaft Lebenswertes Gunzenhausen Süd neu aufgestellt. Bereits im Juli 2020 richteten Günter Wesel und seine ISEK-Mitstreiter ein Schreiben an Bürgermeister Fitz und warnten vor einer Einbahnstraße (wie sie Grünen-Stadtrat Herbert Gutmann öffentlich ins Spiel gebracht hatte). Sie hofften damals, ihr Anliegen würden auch an die Stadtratsfraktionen übermittelt werden. Jetzt sind sie ziemlich entgeistert von dem, was i.n.s. vorgeschlagen hat, nämlich eine Neuverteilung des Autoverkehrs mit dem Kernstück eines großzügigen Rad- und Gehwegs auf der Westseite der Weißenburger Straße und dann ab der Einmündung Schmalespanstraße auf der Ostseite bis zum BayWa-Kreisel. Ein solcher Geh- und Radweg wäre nur mit einer Einbahnregelung zu erreichen.

Die Gegner der Einbahnstraße sprechen von einer erheblichen Mehrbelastung für die Südstadt, konkret einer Verdoppelung bis Verdreifachung des Verkehrs. Die Rechnung sei ganz einfach: Bei 10.000 Fahrzeugen täglich in der Weißenburger Straße würde die Einbahnstraße mehrere tausend Fahrzeugbewegungen in den drei genannten großen Straßen und bestimmt auch in einigen Nebenstraßen (Schmalespanstraße) mit sich bringen.

Zudem würde eine Einbahnstraße auch am Anfang der Reutbergstraße der Albert-Schweitzer-Straße mehr Verkehr bescheren. Es wären jedenfalls erheblich mehr Leute in der Südstadt von Lärm, Gestank und Parkproblemen betroffen. Die Folge wäre eine "erhebliche, nicht tragbare Vergrößerung der Gesamtbelastung". Gehe man von rund 3000 Menschen in dem Wohngebiet aus, wären wohl zwei Drittel betroffen, damit 2000 Bürger.

Belastung, Wertverlust und Behinderung

Mehr Verkehr würde ja nicht nur die Anwohner direkt an der Straße tangieren, sondern auch die vielen "Hinterlieger". Zu bedenken sei auch der Wertverlust von Häusern und Grundstücken in der Südstadt, nicht zu vergessen die negativen Folgen für die Geschäfte an der Weißenburger Straße. Die Sonderrechte von Feuerwehr und THW bei Einsätzen würden durch eine Einbahnstraße behindert werden. Unterm Strich würden die Nachteile die erhofften Vorteile bei Weitem überwiegen.

Die Initiatoren der Unterschriftenaktion erwarten ein Gesamtverkehrskonzept für die Kernstadt von Schlungenhof bis zum BayWa-Kreisverkehr. Im Moment jedoch habe man eine Studie, die auf einem eingeschränkten Auftrag an professionelle Verkehrsplaner für nur eine Straße beruhe, das sei nicht der richtige Weg.

300 bis 400 Unterschriften habe man schon nach wenigen Tagen zusammengebracht, und es würden noch deutlich mehr werden. Die Liste wolle man dem Bürgermeister übergeben, und zwar vor der Klausurtagung des Stadtrats, denn da könnte schon nichtöffentlich einiges grundsätzlich beraten und angeschoben werden. Wesel, Lutz, Stechhammer, König und Wüst rechnen damit, dass der Bürgermeister dem Vorschlag von i.n.s. zuneigt, ebenso die Grünen. Bei der CSU gebe es unterschiedliche Meinungen, von den Freien Wählern höre man, dass sie eine andere Verkehrslenkung der Radler im Sinne hätten.

Widerstandsgeist der Bürger nicht unterschätzen

Vor irgendwelchen Beschlüssen bräuchte man, falls tatsächlich die Umgestaltung der Weißenburger Straße bereits jetzt angegangen werden sollte, eine Bürgerversammlung und am besten Workshops, wie sie sich beim Thema Hochwasserschutz bewährt hätten, so die Anwohnergemeinschaft. Man sei gerne bereit, lösungsorientiert zu diskutieren, doch sollten die gewählten Vertreter der Bevölkerung den Widerstandsgeist der Bürger nicht unterschätzen. Die Einbahnstraße wäre gegen den Willen der Stadtbevölkerung nicht durchsetzbar.

Es gelte, die Notwendigkeiten abzuwägen. Die Anzahl der Radler auf der Weißenburger Straße halte sich stadtein- wie stadtauswärts in Grenzen. Ein starker Verkehr aus Richtung Unterasbach sei nicht zu erkennen. Eine Lenkung der Radler von der OMV-Tankstelle aus über Schützenstraße, Schießwasen und Promenade zum Markplatz biete sich an. Und viele Gunzenhäuser seien mit dem Rad auf Reutberg- und Frankenmuther Straße unterwegs, sie würden nicht von Veränderungen in der Weißenburger Straße profitieren.

Von einem Einbahnstraßentest in der Weißenburger Straße, wie jüngst im Stadtrat erwähnt, halten die Gegner der Einbahnstraße im Übrigen wenig bis nichts. Diesen Test würde das Büro i.n.s. überwachen und dabei ganz bestimmt in erster Linie die Verkehrsströme gerade in den Straßen der Südstadt ins Auge fassen und nicht die Belastung der Anwohner. Aber genau um Letzteres gehe es bei der laufenden Unterschriftenaktion.

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